Wenn ihr das hier lest, haben wir etwas Zivilisation mit ausreichend gutem Netz gefunden. Nicht, dass wir diese gesucht hätten, aber es ist schon schön nach ein paar Tagen ohne Netz wieder seine WhatsApp Nachrichten zu lesen und weltweit kommunizieren zu können.
Inzwischen sind wir in der Vava’u Group, Tonga. Das Netz ist nicht sehr verbreitet. Ereignisreiche Tage inzwischen bereits Wochen liegen hinter uns.
Diese Einleitung hatte ich bereits einige Male geändert, denn Ziel war es euch in kürzeren Abständen von unseren Erlebnissen zu berichten, doch es brauch seine Zeit zu schreiben, Fotos auszuwählen, mit Untertiteln zu versehen und es brauch sehr gutes Netz um alles hochzuladen.
Inzwischen sind wir nicht einmal mehr in Tonga und nur wer es auf Facebook gelesen hat, weiß, dass wir bereits am 3. Juli nach Fiji aufgebrochen sind.
Der Vollständigkeit halber, auch wenn es nun schon gefühlt ewig her ist zunächst ein kleiner Rückblick auf unsere Überfahrt von Neuseeland hier her.
17.-27.5.2018 Überfahrt von Opua, Neuseeland nach Tonga
Tag -1: wir checken aus und entscheiden dann doch noch eine Nacht vor Roberton Island gut zu schlafen und Wasser zu machen.
Tag 0: wir wollen los, Motor zeigt jedoch eine Fehlermeldung, ein Anruf beim Zoll, dass wir Probleme haben und noch vor Anker liegen (nach dem auschecken muss man eigentlich innerhalb kurzer Zeit das Land verlassen), Fehlersuche…gefunden…Motor läuft. Wir schlafen aber erst nochmal eine Nacht.
Tag 1 erneut wollen wir los, komisch der Ventilator des Motors ist nicht zu hören, Motor wieder aus, WHAT?! Fehler schnell gefunden (Ventilator bekommt keinen Strom). Wenig später: Kabelproblem gefunden und behoben. Um 12:30 geht’s ankerauf. Es pustet ganz schön. Aber in die richtige Richtung. Es ist wellig wir sind schnell und Kinder schnell eingeschlafen…mir ist nicht wohl und liege rum, Georg managt das Schiff…Kinder haben leider nur kurz geschlafen, doch sie sind wohl auf, mir ist ganz übel, wenn ich sie nur so rumturnen sehe. Leider ist zumindest Mia auch irgendwann nicht mehr so putzmunter und verlangt nach einer Schüssel, sie meint sie müsse spucken. Ich setze mich mit ihr zusammen in den Fußraum des Cockpits und wir schauen in Richtung Horizont, was bei der Schräglage aus der Position sogar für Mia möglich ist. Wir sind ganz still. Noah ist besorgt und will zu uns, quetscht sich neben uns in den Fußraum, lieb von ihm aber leider versteht er nicht, dass sein Geplapper uns nur seekranker macht. Er meint es nur gut, doch wir wollen uns nur auf den Horizont konzentrieren…und dann ist es soweit und Mia füllt die Schüssel. Noah schaut mit großen Augen und ist ganz still…leider zu spät. Georg lag unten mit Lino. Der Autopilot steuerte uns mit 8 Knoten von Neuseeland weg. Georg legte Lino in seine Backbord Koje und versorgte uns mit Küchenpapier und leerte die Schüssel. Glanzleistung unseres Töchterchens: nichts war daneben gegangen! Die arme Maus, war doch Ende 2015 das letzte Mal seekrank geworden. Eindeutig: Wir waren zu lange an Lang gewesen. Da saßen wir nun, Mia ging es schnell besser und wollte was essen. Mir war immer noch recht übel und zu viert saßen wir auf 1,5 m² Fläche und genossen die frische Luft…es wurde dunkel und wir hatten gerade besprochen jetzt runter zu gehen und unsere Überfahrtenschlafplätze einzunehmen und bääääääm, platsch, riesen Geschrei von Mia und Noah. Sie hatten ja so recht, es hatte uns eine Welle VOLL von der Seite erwischt. Das Wasser kam unterhalb der Sprayhood und seitlich ins Cockpit gedonnert. Wir waren pitsche nass. Drinnen schrie Lino. Zum ersten Mal auf unserer Reise hatten es die Spielzeugkiste und die Bücher geschafft von ihrem Platz ins Bettchen zu hüpfen und dort begruben sie den armen kleinen Mann. Scheiß Welle! Wie Georg später recherchierte, gab es dort so unterschiedliche Tiefenverhältnisse, dass sich hier hin und wieder so ein Querschläger an Welle bilden konnte.
Georg war nicht ganz so nass geworden und kümmerte sich direkt um Lino. Wir zogen alle unsere in Salzwasser getränkten Klamotten aus und kuschelten uns erstmal immer noch bei ordentlicher Geschwindigkeit und Schräglage unter eine Decke. Grrr…das war eine kalte und salzige Dusche! Lino ließ sich mit ein wenig Muttermilch schnell beruhigen und Mia und Noah ging es unter der Decke auch gleich viel besser. Georg kramte neue Klamotten raus und dann war es ihm auch zu viel und er hang über der Kloschüssel. Mist! Das schwächt nochmal mehr. Die ersten Tage sind immer gewöhnungsbedürftig, doch dieser erste Abend war einfach zum kotzen!
Georg und ich teilen uns die nächtliche Wache; Georg macht meist die erste und ich dann die zweite Nachthälfte; immer abhängig davon, wann wer tagsüber Schlaf bekommen hatte. Es war alles so anstrengend. Jede Bewegung kostete Überwindung. Uns fehlte jede Menge Energie und unsere Kraft für die Beschäftigung unserer Kinder war stark reduziert. Glücklicherweise können sie sich mit grenzenlose Fantasie hervorragend selber beschäftigen, so dass wir uns darauf fokussierten allen Grundbedürfnissen gerecht zu werden: genug schlafen (mäßig möglich), ausreichend Nahrung zur Verfügung stellen (aufgrund von Vorgekochtem und ausreichend Snacks gut geschafft), ausreichend trinken, bei den Toilettengängen helfen bzw. Windeln wechseln. Lino hatte ein Dauerabo für Muttermilch auf der Überfahrt.
Heute Tag 4: Keine Ahnung, wie wir das geschafft haben, aber wir haben es bis hierher geschafft. Mir sind vor Erschöpfung zwischendurch die Tränen runtergekullert, immer mit dem Wissen, das es uns mit jeder Stunde Seegang besser gehen wird. Doch jede Stunde kam mir wie eine Unendlichkeit vor.
Am Tag zwei waren die Kinder bereits wohlauf, ich war noch seeehr müde und zu nicht viel im der Lage. Georg hat es geschafft den Kindern eine Suppe zu füttern und ansonsten waren trockenes Brot, Brötchen und Wasser angesagt. Die kulinarische Krönung des Tages aufgetaute vorgekochte Kürbiscremesuppe. Wir kamen immer noch schnell voran…5-7 kn, der Seegang war viel angenehmer geworden.
Tag 3 geschmierte Butterbrote! Das war Höchstleistung am Morgen! Mehr Energie! Einige gemeinsame UNO Spiele! Wir leben wieder, machen nur noch 5-6 Knoten, blauer Himmel, nehmen nun auch so etwas wie den Sternenhimmel war.
Der Wind hatte heute stark nachgelassen, was eine entspannende Wohltat für den Körper. Wir motorsegeln voran. Als der Motor nach 2 Stunden ausgeht, fragt Noah: „Mama sind wir in Tonga?“ Mit einem Lächeln auf den Lippen sage ich: „Nein, leider noch nicht mein Schatz.“ und reagierte mit: „Mama, wenn wir im Tonga sind wünsche ich mir einen Kakao.“ Ja, für die Erfüllung solcher Luxuswünsche fehlte selbst an diesem guten Tag auf See die Energie.
Und der Wind nahm wieder zu, die Richtung war ok, aber der Seegang war wieder irgendwie ekelig. Doch wenn wir dieses Tempo halten können, schaffen wir es vielleicht schon nach 8 Tagen anzukommen. Hoffnung. Sehnsucht.
Unsere Freundin Silvia von der Aislado ist Meteorologin und hatte uns angeboten uns jeden Tag, das Wetter und eine Routenempfehlung zu geben. Das Angebot hatten wir dankbar angenommen. Und so stellte Georg jeden Tag eine Satellitenverbindung mit dem Iridium Telefon her, rief Silvias E-Mail ab und sendete euch allen eine Positionsmeldung und ein Update. Nur bei der Vorstellung ich hätte dies jeden Tag bewältigen müssen wird mir heute noch, 6 Tage nach unserer Ankunft, ganz übel.
Am fünften Tag mussten wir die Entscheidung fällen, etwas dran zu ziehen um noch vor dem zu erwartenden Tief anzukommen, einen Abstecher ins Minerva Riff zu machen oder ganz langsam zu machen, um erst nach dem Tief anzukommen.
Da sich das Tief etwas mehr Zeit ließ und schwächer geworden war, beschlossen wir dran zu ziehen und die erste Inselgruppe Tongatapu und nicht wie angedacht die Ha’apai Inseln anzulaufen. Sonntags mittags ließen wir den Anker auf den Grund, direkt vor der Hauptstadt Nukoalofa, von wo wir aus im November 2016 nach Neuseeland aufgebrochen waren.
Die erste Überfahrt zu fünft war geschafft. Besonders rosig war diese allerdings nicht. Wir denken mit sehr gemischten Gefühlen an sie zurück.
Irgendwie sind wir nicht in eine seglerische und familiäre Ausgeglichenheit gekommen; wir erklären es uns durch viel Wind, wenig Wind, Wind von der Seite, Wind von hinten, kein Wind, wechselnde Dünung…wir mussten uns ständig umstellen und waren ziemlich erschöpft.
Dann diese doofe Welle ins Cockpit, in den Niedergang gleich am ersten Abend, gleich nachdem Mia eine Schüssel gefüllt hatte. Dazu noch ein spuckender Captain.
Noah war sehr aktiv und redselig. Ich sagte ihm einige Male, er müsse mal aufhören zu plappern, sonst müsse ich auch spucken. Es ist nicht passiert und er hörte leider auch nicht auf zu quatschen. Lino hat das alles ganz gut gemeistert. Auf der Hälfte der Strecke hatte er etwas Temperatur und eine sehr schnelle Atmung, die uns sehr sorgte. Doch nach einem Tag hatten wir unseren happy little Lino wieder.
Die größte Herausforderung war ausreichend Kraft und Geduld für die Kids aufzubringen und sie irgendwie zur Gehorsamkeit zu bringen. Ich würde sagen, wir sind da noch in einem Lernprozess und wir alle können noch besser werden.
Überfahrt Neuseeland – Tonga Fotos:
Tonga Teil 1: Tongatapu, Ha’apai Inseln 27.5.-11.6.2018
Am letzten Montag (inzwischen schon 4 Wochen her! Haha schon viel viel mehr) kamen dann Zoll, Immigration und jemand vom Gesundheitsministerium an Bord, Formulare ausgefüllt, Pässe gestempelt, unsere ersten Pangas ausgegeben (hiesige Währung), Müll entsorgt (lediglich drei 30 L Beutel, wovon einer mit Pampers gefüllt war) und wir haben es tatsächlich auch noch am selben Tag geschafft 15 kg Wäsche wegzubringen (das war übrigens nur so viel, weil die Salzdusche uns noch mit Pullis an erwischt hatte), etwas frisches Gemüse (Auberginen, Stangengurken und Möhren) auf dem Markt, Brot vom Bäcker zu kaufen und einen erschreckendem Eindruck von den Zyklon Schäden von vor einigen Monaten zu bekommen. Zerstörte Häuser, kaum eines hatte noch ein Dach, überall wurde saniert. Zum ersten Mal hatte es Tongatapu erwischt, dafür aber so richtig. Unter anderem hatte der Zyklon alle Bananenstauden geplättet und die Marktstände mit den unzählig vielen Bananen, so wie wir sie aus 2016 in Erinnerung hatten, waren komplett leer und der Stand der Neuseeländische Äpfel und Mandarinen verkaufte, hatte nun auch Bananen aus Equador im Angebot.
Die Müdigkeit der Überfahrt von Neuseeland hierher nach Tonga hatten wir nach drei Tagen fast überstanden. Wir, das Schiff und die Wäsche war wieder sauber. Nach vier Tagen sind wir dann zum ersten Mal um eine kleine Insel ‚Pangaimotu‘, Tongatapu gelaufen. Das tat gut; ein Spaziergang auf dem Strand, im flachen Wasser, eine selbstgefundene Kokosnuss knacken, sich von einer großen Krabbe erschrecken lassen, auf Palmen klettern, Muscheln suchen, Flughunde beobachten…langsam kommen wir an.
Am nächsten Tag hat Georg sich mit einem handgeschriebenen Einkaufzettel per Dingi zum Markt begeben (hatten wir schon berichtet, dass wir eines unserer zwei Iphones am Dingianleger in Neuseeland versenkt hatten? Naja daher eben halt handgeschriebener Einkaufszettel) und noch was Frisches besorgt, da wir am Freitag in Richtung Ha‘apai aufbrechen wollten. Kurz vor dem Abendessen durften die Kleinen endlich mal so richtig im Wasser spielen, doch so richtig sonnig ist es im Moment nicht, also war es ein recht kurzes Vergnügen. Aber immerhin.
Wir hatten beschlossen in kleinen Schritten zu reisen und das nur 47 Seemeilen entfernte Kelefesia als Ziel auserkoren. Eine Tagesfahrt zu einem ganz interessant klingenden Inselchen, die der König vor Jahren einer Familie geschenkt hatte. Das Segeln hat uns leider schon wieder ziemlich ausgeknockt. Mia ist schnell eingeschlafen und einigermaßen fit wieder wach geworden. Diesmal erwischte es Noah. Der Arme wusste plötzlich auch was es bedeutet spucken zu müssen. Die Anfahrt zum Ankerplatz sollte zwischen sogenannten ‚blind rollers‘ hindurchgehen; Riffstücke, wo die Wellen drüber rollten und brachen. Die Insel hatte was majestätisches; großer Sandstrand, hohe Felsen, hohe Palmen. Wir näherten uns den vielen brechenden Wellen und bahnten uns den Weg hindurch, doch die Wellen rollten durch den Pass, ‚die Einfahrt‘ hindurch und: Abbruch!
An diesem Tag gab definitiv keinen sicheren Ankerplatz vor diesem schönen Fleckchen Erde. Kurz habe ich unsere ZIG ZAG auf dem Riff zerschellen sehen. Doch Georg hat uns wieder heraus manövriert. Eine dieser brechenden Wellen hat uns ziemlich durchgerüttelt und ich hatte wirklich Angst sie würde uns umhauen. Was ein Scheiß! Aber alles gut gegangen wir haben nur gerufen: „Alle gut festhalten“ und Lino saß angeschnallt im Maxi Cosi. Das war zu viel Adrenalin. Brechende Wellen hinter, neben und vor uns! Zitternd verließen wir das Riffgebiet dieser Insel dort und machten eine neue Route. Doch erstmal galt: raus aufs offene Wasser, weg vom Riff! Das war die wohl brenzlichste Situation auf unserer bisherigen Reise.
Klar war, dass wir vor Dunkelheit keinen Ankerplatz mehr erreichen würden. Wir beschlossen Ha‘afeva anzulaufen…kleines Segel und in der Nacht treiben lassen, bis die Einfahrt nach dem Sonnenaufgang passierbar ist.
Da hörten wir die ‚Sangvind‘ auf Kanal 16. gerade hatten wir noch über sie gesprochen…sie hatten sich letztendlich für das Minerva Riff entschieden und waren gestern hier in der Ha‘apai Group angekommen. Ihr erinnert euch noch an die Sangvind? Frans, Sylvia und ihre beiden Jungs, die gleichzeitig mit uns in Neuseeland losgefahren waren. Sie lagen 16 Meilen weiter in Noumeka vor Anker und meinten wir könnten aufgrund des Vollmondes und einer klaren Einfahrt durchaus auch bei Nacht einfahren. Unsere Risikobereitschaft lag allerdings bei Null. Wir waren für heute bedient und entschieden uns für eine Ankunft (egal wo:-) am Folgetag.
Hier liegen wir nun auf der westlichen Seite von Ha‘afeva; einer der 16 bewohnten von den 62 Ha’apai Inseln, doch bis ans Land haben wir es heute noch nicht geschafft, schlafen, essen, Boot aufräumen von der ungeplanten Nachtfahrt. Außerdem hat es viel gewindet und es regnet und regnet. Wäre wirklich schön, wenn der Regen morgen mal eine Pause machen würde und der Himmel ein wenig blau zeigen würde, aber man kann nicht alles haben:-) warten wir mal ab. Zumindest liegen wir hier für alle Windrichtungen sicher vor Anker und können hier gegebenenfalls tagelang warten bis das Wetter uns wieder freundlicher erscheint.
Am nächsten Tag ließen wir das Dingi vom Vorschiff hinunter ins Wasser und mit Kamera, Lollys und einer Flasche Wasser bewaffnet machten wir uns bereit für einen Landgang. Die Crew eines anderen Bootes kam vorbei und machte sich auch in Richtung Land auf. Schon am Tag zuvor hatte ein Mann am Anleger gestanden, gewunken und gerufen. Doch es war zu weit weg um zu kommunizieren und wir waren zu erschöpft, dass Dingi ins Wasser zu lassen und hinzufahren. Da fragt man sich aber schon was er möchte?! Medizinische Hilfe? Klamotten? Eine Inselrundführung anbieten? Uns zum Gottesdienst am nächsten Tag einladen? Uns ging da so einiges durch den Kopf. Er war auch an diesem Morgen wieder da, winkte, rief ein ‚hello‘ rüber und wir waren gar nicht böse drum, dass die anderen zuerst an Land fuhren. Sie verschwanden mit ihm und wir begaben uns auch auf den einzigen Weg zum Dorf. Erster Eindruck: Es lag recht viel Müll herum. Die Vegetation war beeindruckend vielseitig, saftig und grün. Regenwald mit einem Pfad über den wir wanderten. Und plötzlich hörten wir es rascheln und eine dicke schwarze Sau mit ihren Ferkeln kreuzte unseren Weg. Beim ersten Mal war das schon recht spannend. Unerwartet. Als nächstes begegneten wir ein paar frei herumlaufenden Kühen und Rindern, dicht gefolgt von Hühnern und vielen weiteren Schweinen. Dann passierten wir eine riesen Müllfläche. Etwas weiter grasten noch mehr Kühe und schon von weitem konnten wir einen Friedhof erahnen. Kurz darauf lichtete sich der Busch. Wir waren gespannt auf das Dorf, dass ca. 150 Bewohner haben sollte. Der Pfad endete auf einem breiteren Weg; ‚the mainstreet‘. Es ging rechts und links herum. Wir entschieden uns für rechts. Es war Sonntag. Die morgendlichen Gottesdienste der 5(!) Kirchen im Dorf waren bereits beendet und wir begegneten sehr schick und/oder traditionell gekleideten Menschen, meist auf dem Weg von der Kirche nach Hause. Am Sonntag ist das Arbeiten in Tonga verboten; Kirche, Ausruhen und etwas leckeres Essen. Es war also sehr sehr ruhig auf der ‚Strasse‘. Uns begegneten immer wieder Schweine und viele viele Ferkel. Krass, Tonga ein Königreich volle Schweine. Es gab auch einige Hunde, aber die Schweine waren definitiv in der Überzahl. Wir machten einen kleinen Abstecher zum Strand und trafen dort auch Victoria (3 Jahre) und ihren Papa Lotu. Nach einem kurzen Vorstellen, bot er uns an morgen (denn heute war ja Sonntag) mit Bananen und Papaya zu versorgen. Wir waren höchst erfreut und meinten, dass wir morgen wiederkommen würden. Wir schlenderten weiter die ‚Hauptstrasse‘ entlang und wurden immer wieder lächelnd gegrüßt. Manchmal kam man auf uns zu und fragte, wo wir herkamen und wenn wir mit Kindern ins Gespräch kamen (verbal hielt sich das aufgrund fehlender englisch bzw. unserer geringen Tongalanguage sehr in Grenzen), verteilen wir Lollys und jeder wirklich jeder der Lino näher betrachtete sagte ‚Fat baby‘. In Tonga war das wohl ein Kompliment und nach dem sechsten Mal ‚oh fat baby‘ wussten wir es auch richtig einzuordnen. Auf dem Rückweg über die eine ‚Strasse‘ rief eine Frau hinter einem Gartenzaun: ‚Hello! Can I please hold the baby?‘ Natürlich durfte sie. Anna, die wie sich später herausstellte örtliche Krankenschwester, war über glücklich unser ‚fat baby, happy baby Lino‘ im Arm halten zu dürfen. Sie lud uns zu sich und ihrer Tochter auf die Terrasse ein und letztendlich bot sie uns Lolo an; Hühnchen bzw. Corned Beef in Kokosnussmilch in Taroblättern gekocht. Lino freute sich ganz besonders über die Süßkartoffeln. Jegliche Reste wurden zusammen verpackt und wir sollten sie doch bitte mit an Bord nehmen. So schön und doch einfach ein wenig verrückt, da saßen wir plötzlich in Ha’avefa in der Küche der Krankenschwester und aßen ihr Sonntagsmahl. Irgendwann schlenderten wir in großartiger Hitze wieder durch den Wald zurück, vorbei an einer Ziege, einigen Hunden und vielen vielen Schweinen und Ferkeln. Am Dingi angekommen, freuten wir uns über Bananen, Passionsfrüchte und Orangen, die uns jemand ins Dingi gelegt hatte! So lecker diese erntefrischen Bananen. Die Neuseeländische Crew kam auch gerade wieder zurück und erzählte uns von Peter, der sie einmal quer durch den Busch geführt hatte und ihnen Früchte zum Kauf angeboten hatte. Zurück auf der ZIG ZAG verarbeiteten wir zunächst einmal unsere ersten Eindrücke von der Insel und ihren Insulanern. Ich suchte ein paar Klamotten von Mia und Noah zusammen für Victoria und ihren kleinen Bruder William. Und am späten Nachmittag bereicherte die Sangvind unseren Ankerplatz und wir teilten unsere frischen Früchte mit ihnen. Für sie die ersten seit Verlassen Neuseelands.
Am nächsten Morgen wollten wir an Land um gemeinsam mit Lotu etwas Obst zu ernten. Doch als wir anlandeten wartete Lotu schon mit einer Schubkarre gefüllt mit Bananen, Papaya, Kokosnüssen und einer Brotfrucht. Er hatte schon weit zwei Stunden dort gesessen und versucht mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir hatten ihn nicht entdeckt, also hat er sich hingelegt und etwas geschlafen. Zusammen mit ihm sind wir dann zu Atu, seiner Frau und seinen Kindern Victoria und William ins Dorf gelaufen. Dort wurden wir ins Haus der Oma gebeten. Auf dem Boden lagen selbstgewebte Teppiche aus getrockneten palmenähnlichen Blättern, wir setzen uns alle auf den Boden und die Kinder begannen langsam miteinander zu spielen. Ich holte die Kleidung heraus uns übergab sie Atu, die diese dankbar annahm. Ein weiteres Mädchen betrat den Raum und brachte uns ‚Tongan Cake‘, heiß und fettig, gerade aus der Pfanne. Tongan cake; Wasser, Mehl, Zucker frittiert…so ählich wie unsere Pöfferken zu St. Martin. Aber leider nur so ähnlich. Mamas Rezept ist doch bedeutend köstlicher. Die Sangvind war auf Peter gestoßen, der die Crew durch den Busch führte und ihnen Bananen und Co verkaufte. Wir verbrachten einige Zeit mit der Familie im Haus auf dem Boden sitzend und auch draußen im Garten, wo die Oma im Feuer stocherte, die Kinder herum rasten, mit einem Ball spielten, tanzten und sangen. Die Oma sagte etwas zu Atu und sie verschwand im Haus. Zurück kam sie mit einem wunderschönen, bunten, selbstgefertigten Ta’ovala (eine Art Baströckchen, den die Mädchen sonnstags zur Kirche trugen) ‚for Mia‘. Wow, was ein tolles Geschenk! Außerdem brachten sie uns noch ein paar Tonganische Ausdrücke bei, geschrieben mit einem Stock in den Sand:
Stein – maka, Ta’ovala – bunter Rock, Faka‘ofa’ofa – You are beautiful‚ Ofaatu – Cheers Prost, A’loha – Tschüss wenn man selber da bleibt, nofoa – Tschüss wenn man selber geht. Und dann schenkten sie uns noch eine riesen große tolle Muschel und sie entschuldigten sich die ganze Zeit, dass sie uns ansonsten nichts anbieten könnten. Dabei hatten sie uns schon mit den tollen Früchten so eine große Freude gemacht und uns kam das Tauschgeschäft; Klamotten gegen Früchte recht fair vor. Wir brachten auch Lotu am nächsten Tag noch einen Kapuzenpulli von Georg. Die Krankenschwester Anna bekam ihren Teller wieder und wir brachten ihr Medikamente die wir doppelt und dreifach hatten und gerade eben abgelaufen oder bald ablaufen würden. Sie nahm insbesondere die Durchfallmedikamente und Antibiotika dankbar entgegen und füllte den Teller mit weiteren Tongan cake. Yummie mit etwas mehr Zucker. Über Anna organisierten wir dann auch die zeitlich notwendigen oder gerade eben überfälligen medizinischen Untersuchungen der Kinder. Nun sind sie quasi wieder Checkheft gepflegt.
Das Wetter hatte sich wieder beruhigt, der Wind und Regen deutlich nachgelassen und wie waren nach drei sehr kontaktintensiven Tagen im Dorf reif für eine neue Insel in der Ha’apai Gruppe. Der Himmel war blau, wir segelten bei schönstem Wetter, fast ohne Welle nur ein paar Stunden weiter und es begleiteten uns wunderschöne Delfine. Alle standen wir am Bug und freuten uns so sehr über ihren Besuch. Sie tauchten auf und ab und wir genossen ihren Anblick. Am Nachmittag erreichten wir die Anchorage vor Ounukuhihifo und Ounukohahaki. Die mit hohen Kokosnusspalmen bewachsenen, unbewohnten Inseln waren durch eine große Sandbank miteinander verbunden. Vor dieser lag ein Fischerboot, Menschen waren nirgends zu sehen. Wir fuhren mir Badesachen und Machete an Land. Im Schatten der Palmen lagen fünf Männer auf dem Boden und schliefen, zumindest regten sie sich nicht. Wir machten einen sehr schönen Strandspaziergang, Georg ‚schlachtete‘ eine Kokosnuss für uns, wir sammelten schöne Muscheln und Mia und Noah plantschten im Wasser. Dann entdeckten wir auf der anderen Seite der Sandbank einen Riffpool. Unser ganz persönliches Salzbad am frühen Abend. Die Männer kamen nach und nach aus den Palmen über den Strand geschritten. Das waren ganz schöne Kanten, verschlafen liefen sie in Rtg. Fischerboot. Das ging ankerauf und legte rückwärts am Strand an. Für sie begann nun der Arbeitstag: Fischen und nach Fischen tauchen. Fisch wegbringen, auf einer solchen Insel unter den Palmen schlafen und am Abend wieder rauf aufs Schiff… Wir hatten also beide Inseln und insbesondere den Salzwasserpool ganz für uns alleine. Nach dem Familienbad und einem ganz entspannten Nachmittag auf der Insel ging es zurück auf die ZIG ZAG. Eine Erkenntnis des Tages war: Toll, dass Kokosnüssen und unzählig viele Einsiedlerkrebse wieder zu unserem Alltag gehören.
Für den übernächsten Tag war schon wieder Regen und sehr viel Wind angesagt, daher segelten wir am nächsten Mittag, nach einem weiteren Salzbad und einem Dronentestflug von Georg am Strand weiter nach Ouleva. Ethel unsere ‚Landfreundin‘ in Neuseeland hatte Georg eine alte Phantom 2 Vision Pro geschenkt. Sie ist schwer, in einem handgepäckstückgroßen Koffer verpackt und etwas in Mitleidenschaft genommen, aber zum Fliegen üben super. Da wir in Opua auf einem Sonntagsmarkt unsere Klappräder verkauft haben, haben wir ja schließlich auch Platz in der Backskiste für einen DronenKOFFER;-) Es wird Zeit, dass wir nach Asien kommen und Georg sich dann doch eine kleine, leichte Drone anschafft…oder auch nicht…mal sehen.
In Ouleva angekommen, sind wir gleich ins Dingi gestiegen und haben einen wundervollen Strandspaziergang gemacht. Der Sand war echter Pulversand, der Strand so weit, das Abendlicht ganz toll. Alle ganz friedlich und happy. Am nächsten Morgen kam der vorhergesagte Regen und Wind. So ein krasser dunkler Himmel, ein wunderschöner Regenbogen und der heftigste Winddreher, den wir vor Anker je erlebt haben. Aber die Bucht hatte viel Platz, der Abstand zu den vier anderen Booten war ausreichend und der Anker hielt ausgezeichnet. Als sich das Wetter wieder eingependelt hatte, machten wir uns noch einmal auf zum Land. Dort gab es das Sea Change Eco Retreat und es sollte einen Weg auf die andere Seite der Insel geben. Wir trafen auf ein paar Mitarbeiter, die gerade dabei waren ein Dach aus Palmenwedeln zu flechten und dann stand Becky vor uns. Becky kommt aus England und leitet mit ihrem Mann die Lodge. Sie empfahl uns den Weg auf die andere Seite der Insel am nächsten Tag mit besohlten Füßen zu laufen. Denn wir waren wie so oft einfach barfuß ins Dingi gestiegen. Sie zeigte uns aber einen anderen kleinen Pfad und lud uns zur Geburtstagsparty ihrer Tochter ein. Bella wurde am Sonntag 7 Jahre. Da sie allerdings dann Gäste erwarteten, stieg heute Abend (Freitag) die Kinderparty. Disney Musik, Karaoke; hoch im Kurs waren Frozen und Viana Songs und es gab Stopptanzen, Medaillen, Popcorn, Pizza und Co…ein echter Kindergeburtstag. Bella, Leila (5) und Lilly (3); alles Geschwister, waren sehr erfreut, dass noch andere Kinder mitfeierten, denn ansonsten wohnte keiner auf der Insel. Die Kids kamen gerade aus Pangai, wo sie drei Tage in der Woche bei der Familie wohnen und zur Schule gehen. An den anderen drei Tagen werden sie Zuhause von einer Lehrerin (die alle paar Monate wechselt) unterrichtet. Sonntag haben sie, so wie es sich in Tonga gehört, frei. Es war ein sehr schöner Abend, die Kids hatten riesigen Spaß und wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Am Morgen stand Schule auf dem Programm, doch nach dem Lunch fuhren wir rüber und liefen mit allen 6 Kindern (Lino hat sich tragen lassen) und Hund auf die andere Seite der Insel. Toller Bushwalk! Unser Favourite auf den Ha’apais! Der Tipp wenigstens Flip Flops zu tragen war ganz gut…Wege und Pfade in Tonga sind keine Wege und Pfade wie in Deutschland oder Europa. Mia würde sagen ‚die müssen hier echt mal wieder aufräumen‘. Georg lief voran und schlug uns mit der Machete den Weg etwas freier und verminderte über den Weg gesponnen Spinnennetze. Trotzdem fühlte man sich nach jeder Wanderung immer, als ob es noch einige Spinnen bis in die Haare geschafft haben. Riesige Palmen mit orangenen Stämmen, dichter Bush, auf der Hälfte ein lichter Palmenwald und am anderen Ende ein toller Strand; eh ich ihn betreten hatte, waren die Kids schon im Wasser und hatten wahnsinnig viel Spaß zusammen. Was ein Glück, dass wir diese Insel genau gestern aufgesucht hatten! Die Mädels und Noah harmonierten ganz toll miteinander. Die lachenden Gesichter auf den Fotos sagen mehr als viele Worte. Am nächsten Tag wollten wir weiter, wir übergaben Bella noch ein kleines Geschenk und verabschiedeten uns mit liebevollen Umarmungen. Schön war’s!
Wir wollten Ha’ano ansteuern, um am Folgetag zur Vava`u Inselgruppe zu segeln. Gesagt getan. Ha’ano hatte keinen guten Ankergrund, aber wir gaben viel Kette und der Wind fast nicht vorhanden. Eine frühe Abfahrt am Morgen sollte eine Ankunft vor Dunkelheit (hier ist es schon immer gegen 18.30 Uhr dunkel) ermöglichen.
Ha’apai Fotos:
Tonga, Teil 2 Vava’u 12.6.-3.7.)
Hunga 12.-14.6.
Und so war es auch, wir erreichten die Passage in die Hungalagune am frühen Abend und kurz vor der Dunkelheit hatten wir unseren Anker unten und aufgrund des recht schlecht Haltes des Ankers, eine Leine zum Land befestigt und wir schafften es den kleinen Strand kurz zu betreten, einmal entlang zu laufen und einen kleinen Adlerrochen zu sehen, der wie gemalt aussah. Eigentlich exakt so wie der den wir als Kuscheltier an Bord haben. Was war das nur mit dem Anker, in Ha’ano hatten wir ihn schon nicht zum Halten bekommen?! Doch wir checkten alles doppelt, am Anker lag es nicht, an unseren mehrfachen Einparkversuchen auch nicht. Es war der Grund. Pech, doch mit Leine und Anker und einer so ruhigen Lagune waren wir sicher.
Mit der Lagune von Hunga hatten wir die Vava’u Inselgruppe erreicht, die wohl bekanntesten Inseln Tongas. Insbesondere für das Whalewatching, swimming, diving von Juli bis Oktober bekannt. Leider haben wir nach 5 Wochen hier immer noch keinen Wal getroffen, aber die Saison fängt ja auch erst heute an;-) (Nachtrag aus Fiji: Wir haben leider in Tonga keinen einzigen Wal getroffen)
Wir schlenderten mit unserem Dingi durch die Lagune, in der es beeindruckend blaue Seesterne gab. Schlenderten ist aktuell übrigens ganz treffend, da unser Propeller irgendwie schrott ist; unser 9,8 PS Outboarder, leistet nun vielleicht noch 2 PS. Gerade noch rechtzeitig vor dem Verlassen Neuseelands konnten unsere Freunde von der OM (www.omsailing.com) noch einen neuen Propeller sicherstellen und unseren Freunden der ‚Enough‘ mit auf den Weg nach Fiji geben. Gut das man sich inzwischen kennt! Mia hat in den letzten Wochen auch plötzlich einige Dornwarzen unter den Füßen und auch dafür ist ein Mittelchen an Bord der ‚Enough‘. Ok nun aber zurück nach Hunga. Wir besuchten das Örtchen ‚Hunga Village‘. Gleich zu Beginn konnten wir in ein Haus hineinschauen, in dem vier Frauen auf dem Boden saßen und Tapa flochten. In Tonga werden aus getrockneten Rindenbast ‚stoffbahnen‘ geflochten, die zu Kleidungsstücken, Teppichen, Vorhängen, Decken und Schlafunterlagen verarbeitet werden. Hier arbeiteten die Frauen gerade an einem Teppich. Dieses spezielle Stück sollte 20m x 7m groß werden und wurde in ca. 1 Woche von vier Frauen auf Bestellung gefertigt. Als wir etwas weiterliefen begrüßte uns eine Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm, ihre ältere Tochter wollte Lino gerne halten und als wir sie fragten, ob es hier eine Schule im Ort gäbe, fragte sie, ob sie sie uns zeigen dürfte. Es gab eine Schule für zwei Klassen: Die Großen und die Kleinen. Eine Lehrer Ehepaar und auch wenn die Schule noch so klein ist, alle SchülerInnen in Schuluniform. Wir wurden freundlichst begrüßt. Die Schüler freuten sich wahrscheinlich über eine Abwechslung und so bekamen wir das hiesige Alphabet gezeigt. Als wir gerade gehen wollten, verschwand die Lehrerin noch einmal in den Garten und schnitzte uns zwei Zuckerrohr Lollis zurecht. Abbeißen, kauen, auszutzeln und ausspucken. Noah bekam von der Tochter der Lehrerin noch ein buntes Perlenarmband geschenkt und wir verabschiedeten uns mit einem gemeinsamen Klassenfoto. Anschließend schnitten wir uns im Vorgarten der jungen Frau mit dem Kind auf dem Arm noch ein paar Bananen ab und zahlten 3 Panga; frischer geht nicht. Die Tochter bot uns an mit ihr zu ihrem Vater in den Busch zu laufen, um noch Tomaten, Papaya und Co zu holen. Als sich allerdings herausstellte, dass der Fußmarsch ca. 1 Stunde hin und zurück sein sollte, lehnten wir dankend ab…zu kleine Füße für diesen langen Weg, zu heiß die Temperaturen. Zurück am Boot wollten die Kids so gerne an den Strand, dieser war nur wenige Meter vom Boot entfernt und so ließen wir sie einfach dort alleine (leider wie sich später herausstellte auch mit unzählig vielen Mücken) spielen, schmissen den Motor an, machten Wasser und Klarschiff. Lino nutzte seine Chance und zeigte uns an diesem Tag, das er es nun über alle Türschwellen schaffte. Und so war es auch endlich an der Zeit seinen Sitz (Ikea Hochstuhl ohne Beine) auf den Cockpittisch zu montieren. Bei ziemlicher Windstille und den nicht vorhandenen Schiffsbewegungen genossen wir alle zusammen ein Abendessen am Cockpittisch. Lino war ganz angetan von seinem Thron. Nach dem Abendessen zogen wir um auf das Vorschiff und bewunderten den unglaublich klaren Sternenhimmel. Noah sah an diesem Abend seine erste Sternschnuppe. „Da ist ein Stern vom Himmel auf die Erde ins Wasser gefallen.“ Das fand er toll und ich auch, sie war so schön und ich freute mich sehr, dass er sie tatsächlich auch gesehen hatte. So wie wir in Tonga an Land überall Schweine trafen, kreisten in der Luft überall die Flughunde über den Inseln. Lustig, dass die auch zu unserem ganz normalen Tonga – Dasein gehörten. Wir hatten von einem Walk auf die andere Seite der Insel gehört. Einen beginnenden Pfad konnten wir nirgends finden, doch ‚oben‘ sollte es eine ‚road‘ geben und so erkämpften wir uns den nicht vorhandenen Weg MITTEN durch den Bush. Nicht nur einmal haben wir uns gedacht, dass wir vllt. besser umdrehen sollten, doch da war sie endlich die ‚road‘; ein deutlicher durchaus verwachsener, aber erkennbarer Weg. Mia erkannte schnell ein paar Schweinspuren, doch von Menschen gab es nicht. Doch wir waren auch die einzige Yacht in der Lagune zu diesem Zeitpunkt. Der Weg endete an einem Strand mit Blick auf das durch die Riffe beruhigte Meer. Auch von hier soll man Wale beobachten können. Fehlanzeige für uns. Wir, vorallem Mia und Noah, genossen die niedrigwasserbedingten Pools im Riff, wir wanderten über dieses und ließen uns anschließend mit einer Kokosnuss auf dem Strand nieder. Bis auf den nicht vorhandenen Weg vom Strand zur ‚Straße‘ war es ein toller Walk…‘stunnic view‘ wie in einem Guide beschrieben, halte ich für etwas übertrieben, aber schön war es auf jeden Fall. Am nächsten Tag begaben wir uns zwischen Hoch- und Niedrigwasser raus durch die Passage in Richtung Hauptinsel Vava’u, Ort: Neiafu.
14.6.–15.6. Neiafu
Georg segelte und motorte uns in den Hauptort. Dort angekommen, sahen wir die Sangvind wieder und wir waren bereit für einen Landgang; vier große Taschen mit Wäsche waren gepackt, der Müll vertütet und wir hatten großes Interesse an Eiern, Milch, Gemüse, Obst, Brot und evt. Fleisch. Der erste Stopp führte uns auf Empfehlung der Sangvind zu einem Hühnchenschuppen. Frittierte Hühnchenteile mit Cassava (Kartoffelähnliches Etwas) für nur 5 Panga (2 Euro); günstig und lecker! Die Wäsche wurde noch am selben Tag fertig und wir fühlten uns wahnsinnig effektiv an diesem Tag. Schiff sauber, Wasser gemacht, Wäsche sauber, geshoppt, ready für die Inselwelt. Leine los und gemeinsam mit der Sangvind und der Familycircus (ein Katermeran mit kanadischer Besatzung; zwei Mädels an Bord) segelten wir nach Port Maurelle.
15.6.-18.6. Port Maurelle
In der Bucht gab es 4 Moorings. Eine davon war für uns bestimmt. Eine weite Bucht mit einem schönen Strand und blauem, ruhigen Wasser. Leider gab es am Strand unendlich viele Mücken, so dass man sich am besten im Wasser aufhalten konnte. Noah wurde von Frans (Kapitän der Sangvind) mit dem Paddelbord zum Strand kutschiert. Mia wählte das KistenTaxi von Jaydon (einer der beiden Jungs von der Sangvind). Eine Plastikbox, in der Jaydon km weit voran kam; ausbalancieren und mit den Händen paddeln. Mia brauchte nur drin sitzen, ich balancierte sie aus und schwamm sie von der ZIG ZAG direkt an den Strand. Dann schwamm ich zurück und holte Lino ab. Er hatte ein tolles neues gelbes Ufo, in dem ich ihn durchs Wasser schwimmen konnte. Er fand es toll und auf dem Rückweg vom Strand zum Boot ist er in seinem Ufo sitzend eingeschlafen – total tiefenentspannend so ein Ausflug mit Mama.
Am zweiten Tag tourten wir mit unserem Dingi in eine Cave. Ja, richtig IN eine Höhle, man konnte so richtig reinfahren, Schnorcheln und einen riesen Schwarm Fische beobachten. Am Abend waren wir auf dem Katamaran der Familycircus zu Sayos Geburtstag eingeladen. Auf der Familycircus gibt es die 1,5-jährige Mia (doch man schreibt sie irgendwie anders, und Aya (7 Jahre). Am nächsten Tag segelten wir mit ihnen und ihrem Kat zur Marineers Cave. Eine Höhle, die von der Wasserseite kaum zu erkennen ist. Den Eingang muss man sich ertauchen; ca. 2 m runter und 4 m weit und man ist drin. Alleine das rein- und raustauchen war spektakulär. Bunte Fische, gesunde Korallen und auf dem Rückweg von der Höhle ca. 30 hübsche Delfine. Georg, Rain, Aya und Jordy kletterten von am Kat hinunter, hielten sich fest und erschnorchelten sich eine ausgezeichnete Sicht auf die viele Delfine, wie sie kreuz und quer durchs Wasser schossen. Besonders toll, sogar für uns an Deck gut zu sehen, waren die kleinen Babydelfine, wie sie ihre Wassersprünge übten. Ein toller Urlaubstag bis auf die vielen doofen Mücken, die uns an Bord ärgerten, während wir vor Anker lagen…denn aufgrund der vielen Kinder, wurde sich mit dem Schnorcheln abgewechselt und alle Mücken der Insel hatten beschlossen und zu erschnüffeln und zu pieksten was das Zeug hält.
Nach drei Nächten in Port Maurelle zog es uns weiter.
18.- 20.6. Kenetu
Kenetu gehört zu den abgelegeneren östlichen unbewohnten Inseln. So wie alle Inseln in Vava’u aber auch in wenigen Stunden zu erreichen. Unter Beachtung des richtigen Stands der Sonne, war die Einfahrt zwischen den Riffen und entlang der Korallenflächen einigermaßen gut zu erkennen. Der Anker hielt ausgezeichnet und es pustete ganz schön, trotzdem lagen wir ruhig, geschützt durch das direkt vorgelagerte Riff. Ein perfekter Kitespot für die Kiter der Familycircus. Wir entgegen suchten vergebens einen Pfad, der uns mal wieder auf die andere Seite der Insel und damit zu schönen Aussichten führen sollte. Wir beschlossen uns den Weg frei zu schlagen. Zugegebenermaßen nicht ganz stressfrei; Kindergeschrei, viele Spinnen, berghoch, sehr unebener mit Kokosnüssen, Ästen und Lianen bedeckter Waldboden…aber wir haben es geschafft und die Aussicht war beeindruckend; donnernde Wellen, die gegen die Felsen schmetterten.
Diesen MITTENDURCH Weg, fanden wir diesmal auch nicht ganz zurück und so bahnten wir uns einen Weiteren, diesmal aber abwärts und zurück geht’s ja bekanntlich immer schneller.
Am nächsten Tag machten wir ein Lagerfeuer am Strand, ließen uns leider wieder von vielen Mücken stechen, grillten Marshmallows und machten unser erstes Stockbrot seit Deutschland. Wir hatten von einer riesen Frischwasser Höhle auf der Nachbarinsel gehört. Auf der Suche nach ihr, fanden wir nur einen kleinen Privatstrand ohne Menschen mit einem Schild ‚Private, cave closed‘. Mmmhhh, wollten sie nur keine Gäste oder war die Höhle wirklich geschlossen? Wir beschlossen nach einem weiteren Beach zum Anlanden Ausschau zu halten, doch Fehlanzeige. Was wir fanden war eine Sandbar, die hunderte Meter ins Wasser ragte. Es war gerade Hochwasser, doch auch wenn sie bedeckt war, man konnte ewig die komplette Sandbar entlanglaufen. Mia ist sie mit meiner Hand an ihrem Bauch entlang geschwommen, richtig gut hat sie das gemacht! Das war besser als jede Höhle. Die Familycircus kam auch zur Sandbar und dann machten wir uns gemeinsam noch einmal in Richtung Privatstrand auf. Die Kapitäne der Schiffe erkundeten das Grundstück. Wir warteten brav am Strand. Es gab dort keine Menschenseele und die Höhle war wirklich groß und wirklich geschlossen. Wir schlossen derweil Freundschaft mit einem Gecko. Der Gecko war so zutraulich, dass wir seit diesem Tag ein Bootstier haben. Wir hatten schon öfter gehört, dass Geckos ganz dankbare Tierchen an Bord sind, da sie jegliches Ungeziefer finden und vernichten. Schauen wir mal, ob er es schafft unsere blöden Panamaviecher endgültig zu beseitigen. Seitdem er auf der ZIG ZAG ist, wehen wir ihn ca. wöchentlich einmal. Und es ist immer wieder eine Überraschung wann er wo auftaucht. Keine Ahnung, wo er sich überall versteckt, aber das macht er gut. Das letzte Mal begrüßte er mich am Fußende, davor im Cockpit, davor im Salon, davor in der Küche, davor in der Dusche, wer weiß, wer ihn, wann, wo wieder begegnet. Aber eines steht fest: er kommt rum.
Nach zwei Nächten in Kenetu gingen wir ankerauf nach Tapana.
20.-21.6. Tapana
Der Segelführer beschrieb eine ruhige, friedliche Bucht und das war sie! Fast spiegelglattes Wasser, ein kleiner Ministrand, tausende Seesterne gut sichtbar am Meeresgrund und ein doofer Halt, quasi gar keiner. Doch es gab Moorings und über 4,50 Euro pro Nacht braucht man sich nun wirklich nicht beschweren. Wir lagen nördlich von Tapana, genauer gesagt in der südlichen Bucht von Ma’unga’ui, Pangai Motu. Wir wollten kurz an den Mini-Strand und einmal auf die andere Seite der Insel, die man fast schon vom Boot aussehen konnte und letztendlich bleiben wir den ganzen Mittag im Wasser. Mia entdeckte das Schnorcheln für sich und das Schwimmtraining von der Sandbar am Tag zuvor, sorgte dafür, dass sie von jetzt auf gleich einfach so dahin schnorchelte/schwamm. Da staunten wir nicht schlecht! Papa tauchte uns ein paar Sanddollar (quasi das Skelet der Seesterne) auf und Noah spielte, plantschte und streckte seinen mit der Schnorchelmaske bekleideten Kopf auch immer mal wieder unter Wasser. Die Familycircus hatte noch einen anderen Zwischenstopp eingelegt, folgte uns aber auch in diese Bucht. Auch die Libertee (befreundetes deutsches Boot) ankerte vor Tapana und so schwamm ich einmal quer durch die Bucht um ‚Hallo‘ zu sagen. Der Rest der Familie kam mit dem Dingi und zurück haben sie mich auch wieder aufgenommen. Es war eine wirklich ruhige Bucht, doch bis auf den kleinen Strand und jede Menge Ruhe, gab es nichts. Daher beschlossen wir nach Vakaeitu aufzubrechen.
21.-26.6. Vakaeitu
Wir hatten bereits von der Familie Wulfgramm gehört, sechs Kinder sollten sie haben, sehr nett und hin und wieder würden sie auch ein Feast (Essensfest) organisieren; Hika (Frau Wulfgramm) könnte köstlich kochen. Ja, ja und nochmals ja. Wir trafen David und Hika und drei ihrer 11 Kinder: Anna (12 Jahre), Rosalinn (9 Jahre) und Rosemary (6 Jahre). Ihre Geschwister lebten entweder schon alleine oder bei der Familie auf anderen Inseln in Vava’u und Tongatapu. Ihr ältester Sohn ist 26. Hika selbst ist 42 und David 45. In Tonga ist es recht üblich viele Kinder zu haben; 6 ist eher wenig und 17 durchaus möglich.
Wir hatten Glück und sahen David gleich am ersten Abend als er wie mehrmals am Tag den Strand mit einem Rechen säuberte. Uns wurde gleich ein Feast für den folgenden Tag angeboten. 50 Panga (22,50 Euro) für uns Erwachsene für ein ausgezeichnetes Essensfest bei dem ein Ferkel über dem Feuer gedreht wird und es für Tonga übliche Beilagen wie Cassava, Tarowurzeln, Lolo (Taroblätter in Kokosmilch), rohe, gekochte und gebackene Fischgerichte, Hühnchen in unterschiedlichen Varianten und sogar etwas Salat gab es made by Hika. Hika hatte 14 Jahre in einem Restaurant gearbeitet und was sie dort an ihrem Strand mit Hilfe ihres Mannes und der Töchter zauberte war unser kulinarischstes Highlight für Wochen, wenn nicht Monate. Wir hatten uns am Morgen auf den Weg gemacht, um eine Wanderung über die Insel zu einer alten verfallenen Lodge zu machen. Wir fanden einen Pfad, doch dieser war sehr sehr bewachsen, deutlich zu erkennen, waren überwucherte Steinplatten und ordentlich gepflanzte Bäume; hier muss mal was gewesen sein. Irgendwann trafen wir auch auf ein paar Betonplatten, ein Klo, ein paar Stücke eine Wasserleitung, doch viel war wirklich nicht mehr übrig von einer ‚Lodge‘. Ameisen hatten das Anwesen besiedelt und als sie auch uns besiedeln wollten, schlugen wir uns den Weg zurück durch das Gestrüpp. Nur nicht stehen bleiben war die Devise, ansonsten waren die kleinen Krabbelviecher wirklich zu aufdringlich. Dieser Ausflug hatte sich leider nicht wirklich gelohnt, also machten wir uns direkt auf zu einem weiteren Walk, der uns auf die andere Seite der Insel führen sollte. Gleich hinter dem Haus der Wulfgramms gab es einen Wanderweg. Eindeutig. Keine Zweifel. Am Ende des Weges erreichten wir einen wunderschönen weißen Strand. Nicht besonders groß, da wir ihn erst bei Hochwasser erreichten, doch schön war er. Lange genossen wir den Anblick allerdings nicht, da uns die Mücken erschnüffelt hatten und ähnlich aufdringlich wie die Ameisen zuvor waren. Als wir zurückkamen, waren Hika und Familie schon dabei das Essen vorzubereiten und David bat Georg ihn zu begleiten ein Schweinchen auf der Nachbarinsel abzuholen. Mia, Georg und Chris von ‚Family Circus‘ fuhren gemeinsam rüber nach Lape. Mia fand die Ferkelchen ganz süß und fand es daher gar nicht schlimm, dass David sagte, dass sie noch zu klein für den Spieß wären…und so kehrten sie ohne Schwein zurück. Irgendwo hat er aber dann noch eines aufgetan, denn am Abend drehte er ein herrliches Schweinchen über dem Feuer unter einem unfassbar großem Banjantree. Unfassbar groß und schön wie seine Äste nach außen wachsen und von diesen lange Wurzeln hinunter in die Erde zurückwachsen.
Das Essen war wie bereits erwähnt großartig, doch das Schönste an diesem Tag war eigentlich Hika, David und zumindest drei ihrer Kids näher kennenzulernen. Mia und Noah haben sich vom ersten Moment an super mit den Mädels verstanden und spielten mit Begeisterung gemeinsam am Strand und im Wasser. Sie hatten sehr sehr viel Spaß miteinander. Am Liebsten schleppten sie auch Lino die ganze Zeit mit, doch unser ‚fat baby‘ war auf Dauer einfach zu schwer. Den nächsten Tag verbrachten wir auch mit den Kindern der Wulfgramms. Wir holten sie auch ab und fuhren mit ihnen zu einem anderen schönen Strand. Georg schnorchelte einmal aufs Riff hinaus und dann fing es doch tatsächlich an zu regnen. David kam später noch vorbei und lud uns zum Sonntagslunch/Feast ein und fragte, ob wir noch frisches Gemüse hinzusteuern könnten. Doch bis auf Kartoffeln und Zwiebeln hatten wir nicht mehr viel zu bieten. Wir freuten uns sehr über die Einladung und steuerten zumindest einen Schokoladenkuchen zum Buffet dazu. Doch am Morgen fuhren wir zunächst hinüber nach Matamaka in die Kirche. Wir nahmen noch ein paar andere Boatpeople mit, so dass wir nicht alle ‚großen‘ Boote in Bewegung setzen mussten. Auf der halbstündigen Fahrt rüber ins Dorf, warfen wir uns in Schale, frühstückten schnell was und an Land angekommen, begrüßte uns David, der mit einer anderen Yacht bereits angekommen war. Gemeinsam liefen wir dann durch das sehr sauber erscheinende Dorf zur Kirche. Erster Stopp war allerdings im Gemeindehaus die Kavazeremonie. Kava: Zerstoßene Wurzeln des Kavastrauchs ergeben ein Pulver, welches mit Wasser vermischt zum einen ein Taubheitsgefühl im Mund sowie auch einen Zustand der allgemeinen Tiefenentspannung auslöst. Wenn man keine Mengen zu sich nimmt, ist das übrigens alles halb so wild…sieht aber aus und schmeckt auch eher wir Brackwasser. Wir kauften uns quasi mit 10 Panga (4 Euro) ein; dafür gab es dann ein Tütchen Kava, das einer der vier anwesenden Herren anrührte. Sowohl wir Seglerfrauen als auch die Kinder konnten der Zeremonie beiwohnen und bekamen sie Kokosnussschale gefüllt mir Kava gereicht. Einer der Männer fragte recht besorgt, ob es einen Doktor unter uns (wir waren 7 Segler plus Kinder) gäbe, dann ließ er seine Tochter holen und ich betrachtete ihre Wunde. Sie hatte bereits Antibiotika bekommen und musste unserer Meinung dringend ins Krankenhaus nach Neiafu, das musste sich wirklich ein Doc ansehen. Sie hatte eine offene Wunde am Schienenbein, welches rot und warm war; die Entzündung ging einmal rund ums Schienenbein und ihre Augen, sahen alles andere als klar und gesund aus. Sie versprachen uns, sie würden noch heute versuchen einen Transport mit den Kindern zu organisieren, die für die kommende Woche wieder nach Neiafu zur Schule fuhren. Ein Tag vorher hatten wir auf der ZIG ZAG Besuch von drei jungen Männern bekommen, die um medizinische Hilfe baten; einer von ihnen hatte eine tiefe Schnittwunde am Knöchel. Er hatte sich beim Kühe jagen mit der Machete hineingehakt. Ich hatte ihm eine Ibuprofen 600mg gegeben und einen Verband angelegt und auch ihn eindringlich gebeten direkt zum Arzt zu fahren, dass musste DRINGEND genäht werden. Die ärztliche Versorgung schien kostenfrei zu sein und ich hoffe wirklich sie sind gleich zum Krankenhaus gefahren.
Nach der Kavazeremonie betraten wir dann die Kirche. Dort predigte eine in rot gekleidete Frau. Sie war höchst emotional und ihr flossen fast durchgehend die Tränen. Wir dachten es wäre evt. die Mutter des vor einigen Tagen verstorbenen jungen Mannes. Ein 42-Jähriger war mit seinem Bruder in der Ha‘apai Gruppe bei einem nächtlichen Tauchgang zwischen Steinen oder Korallen mit dem Bein stecken geblieben und war nicht wieder aufgetaucht. Dieser Mann kam aus diesem Dorf, doch die Dame die predigte war wie sich nachher rausstellte nicht seine Mutter und sie sprach nicht über eben diesem Mann, sondern predigte jede Woche so emotional in dieser Methodistischen Kirchengemeinde. Die Gesänge waren beeindruckend; laut und voll drangen sie mehrstimmig in unsere Ohren. Hier brauchte man keinen speziellen Kirchenchor. Die Gemeinde war der Chor. Nach der Kirche ging es mit dem Dingi zurück an Bord, Anker auf, wieder in die Wulfgramm Bucht, Gäste von Bord, Anker runter, Kuchen zu Ende gebacken, rein ins Dingi und zum Feast an Land. Hika hatte mal wieder ein köstliches Buffet gezaubert. Als man in der Kirche nach Hika gefragt hatte, sagte David nur die wäre zu Hause geblieben, um zu kochen. Hat sie auch, nur nicht nur für die Familie, sondern zusätzlich für einige Segler. Das mussten sie aber im Dorf nicht erfahren, denn sonntags durfte nicht gearbeitet werden. Das war Gesetz in Tonga. Die Kids spielten und genossen die gemeinsame Zeit, denn wir dachten darüber nach am nächsten Tag nach Neiafu aufzubrechen und uns bald von Tonga zu verabschieden. David beschloss allerdings, dass seine Kinder schon diese Woche Ferien haben und nicht in die Schule müssen, so blieben wir noch einen Tag und holten die Drei zum Spielen auf die ZIG ZAG.
Am Abend fragte uns David, ob wir ihn und seine Familie am nächsten Tag mit nach Neiafu nehmen könnten und auch wieder zurück. Das erschien uns allerdings ein wenig schwierig, da die einfache Fahrt ca. 2,5 Stunden dauerte und wir noch einkaufen, waschen lassen und evt. schon ausklarieren wollten. Also begleitete nur er uns am nächsten Tag ins Städtchen. Stimmt nicht ganz. Er kam mit einer großen leeren Kühlbox an Bord und bat uns in Lape (Nachbarinsel) zu halten. Dort ging ich mit ihm an Land und er fing noch zwei Ferkel in einer Grube, steckte sie jeweils in einen Sack und so lief er und auch ich mit einem Ferkelchen zum Dingi zurück. Georg hatte ein Ründchen mit der ZIG ZAG gedreht und nahm uns wieder an Bord. Die beiden Schweinchen blieben im Dingi und wir schleppten sie bis nach Neiafu.
26.-29.6.2018 Neiafu
So wurde ZIG ZAG zum Schweinetransporter; zwei Ferkel für die Familie von Hikas Bruder. Schon verrückt manchmal so ein Fahrtenseglerleben. David übergab die Schweinchen, kaufte ein und schaffte es dann mit irgendjemand anderen wieder zurück in seine Bucht. Wir folgten unserem Plan, erledigten was wir erledigten wollten und am Abend bekam Mia Fieber… daher blieben wir noch zwei weitere Nächte an der Mooring vor Neiafu bis sie wieder so richtig fit war. Wenn ein Kind in Deutschland Fieber bekommt, dann bin ich meist ganz entspannt, denn das kommt und geht und es gibt Mittelchen die helfen. Bei Mia bin ich nicht immer ganz so entspannt, da sie während unseres Deutschlandaufenthaltes einen Fieberkrampf hatte, aber auch der war bisher einmalig und ich gerate nicht mehr gleich in Panik. Wenn man sich allerdings in Tonga befindet und gerade dieses fiebernde Kind vor ein paar Tagen schrecklich viele Mückenstiche abbekommen hat, dann überkommt einem als Eltern doch ein wenig die Angst, ob da evt. eine ‚böse‘ Mücke dabei war und man macht sich Gedanken über Dengue Fieber. Sie klagte über Gliederschmerzen, war schrecklich müde und hatte Fieber…Symptome für eine Grippe, aber eben leider auch für Dengue. Wir machten uns schlau, ob es im örtlichen Krankenhaus einen Schnelltest geben würde und ob aktuell viele Fälle von Dengue in Tonga, insbesondere in Va’vau bekannt waren. Beides negativ. Also warteten wir ab und waren heilfroh als es ihr wieder besser ging. Da das Wetter auch noch nicht so gut aussah für eine Überfahrt nach Fiji, beschlossen wir noch nach Ovalau zu fahren.
29.6.-3.7. Ovalau, Nuku und Neiafu
Wasser machen mussten wir eh; dafür muss unsere Maschine laufen, da konnte sie uns auch zu einem für uns noch nicht entdecktem Inselchen bringen. Schön war’s dort, es gab ein anderes Boot, dass allerdings gerade ankerauf ging als wir kamen. Also hatten wir den Inselanblick ganz für uns allein. Sehr schön. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Dingi rüber, machten einen Spaziergang, Mia schrieb das komplette A-Z mit einem Stock in den Sand und da wir dabei zusahen, wie das Niedrigwasser kam und immer mehr Riff zu sehen war, konnten wir irgendwann nicht mehr zurück an die ZIG ZAG und spielten weiter und weiter bis das Wasser wieder stieg. Da wir ziemlichen Hunger hatten und es auch irgendwann dunkel werden würde, beschloss Georg das Dingi irgendwie u.a. mit der Hilfe einer Schwimmnudel, die als Rolle zwischen Riff und Dingiboden fungierte, über das Riff zu bekommen und uns an einer anderen zugänglichen Stelle einzusammeln. Das dauerte etwas, der Hunger wurde größer, die Laune nahm ab, doch als Papa er geschafft hatte, wurde er von uns gefeiert. Die Wettervorhersage hatte recht, der Wind nahm deutlich zu. Viele Boote waren deshalb in Neiafu geblieben oder ankerten im extrem geschützten Port Maurelle. Doch auch hier vor Ovalau war es noch sehr gut auszuhalten. In den nächsten Tagen sollte es allerdings noch mehr werden, so dass wir am nächsten Tag noch vor dem Strand von Nuku ankerten, bevor wir auch in Neiafu den Schutz suchten. Nuku war ein Traum; kein Wunder, dass der Strand der Lieblingsstrand vom König sein sollte. Wirklich beeindruckende Farben; weißer weißer Strand, türkisen Wasser und grünste Palmen.
Zurück in Neiafu bereiten wir uns dann auf die Überfahrt nach Fiji vor; 400 sm für uns bedeutet das drei Nachtfahrten. Alles musste seefest verstaut werden, wir kochten eine Kohlsuppe vor und shoppten noch ein wenig frisches Obst und Gemüse so wie ein paar von einem Kanadier gemachte sehr leckere Würstchen.
Nach fünfeinhalb Wochen nahmen wir Abschied vom Königreich Tonga. Leider leider war unsere Freunde von der ‚Om‘ (ihr wisst schon Lena, Ahmed mit Tayo und Marli…genauso alte Kinder wie Mia und Noah, Spielgruppe in Opua, Neuseeland) noch immer nicht angekommen und das erhoffte Wiedersehen blieb aus. Doch wir sind uns sicher, irgendwann, irgendwo auf der Welt werden wir uns treffen!
Wir waren wieder angekommen in unserem Leben auf der ZIG ZAG. Unsere Bordroutine hatten wir fast wiedergefunden. Einiges erschien uns anstrengender als wir es in Erinnerung hatten, wir brauchten auch definitiv länger, bevor wir morgens irgendwohin aufbrechen konnten, aber alles spielte sich ein. Wir hatten uns und der Fakt wie selbstverständlich Kokosnüsse, Einsiedlerkrebse, Mücken, unterschiedliche Bananenvariationen, Papayas, Brotfrüchte, Wanderungen quer durch den Busch, der Einsatz einer Machete, der Ausschau nach Delfinen und Walen, klares Wasser und schöne Strände, die Fahrten mit dem Dingi wieder zu unserem Leben gehörten, stimmte uns glücklich.
Am 3.Juli lösten wir die Mooring, fuhren zum Ausklarieren an den Pier und nach einiger Wartezeit, da der notwendige Stempel gerade mit einem der Zollbeamten am Flughafen war, legten wir ab. Ziel: Savusavu in Fiji.
Wie geplant erreichten wir unser Ziel nach 3 Nächten und was uns dann alles erwartete, wohin es uns verschlug, erfahrt ihr im kompletten Fijibericht. Vorwegnehmen möchte ich nur schon, dass wir die ersten SIEBEN Wochen in Fiji einige Gesundheitszentren, Arztpraxen und Krankenhäuser besucht haben und sehr regelmäßigen Kontakt mit Georgs Schwester Barbara und Schwager Guido in Deutschland hatten, da sich eine Art aufgekratzter Pickel an Georgs Oberschenkel zu einem riesen Abszess entwickelte. Nach 3 Wochen Antibiotika, vielen Schmerzen, dem Öffnen des Abszesses, Stunden der Wundreinigung, Wochenlangem an Bord bleiben, 2 Tagen Leben und Bewegen in Fiji, bildete sich eine weitere Infektion an der Rückseite des Oberschenkels; erneute Einnahme von Antibiotika diesmal mit Einhergehen von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Georg wollte selbst zum Skalpell greifen, um dieses Ding zu öffnen, kein weiterer Weg zur Krankenstation, das Ding sollte auf…sofort…ich konnte eine zur Ruhe gesetzte Krankenschwester unter den Seglern finden…sie öffnete es, Georg biss ins Handtuch und ich assistierte. Operation geglückt. Patient lebt. Ganz schön taff ohne Betäubung. Heute 5 Tage später ist Georg mit den Kindern auf Entdeckungstour, die Antibiotika sind geschluckt, Georg ist Experte in der Wundversorgung und aktuell sind wir guter Dinge noch ein paar gemeinsame schöne und gesunde Wochen in Fiji zu erleben. Keine weitere Infektion in Sicht. Hoffentlich bleibt das so. Mia und Noah haben vor zwei Tagen eine Nacht plötzlich um die Wette gebrochen, dann hatte ich ein Tag des Schwächelns und jetzt sind wir bereit. Bereit für neue Abenteuer.
Gesundheit ist einfach von unfassbar großer Bedeutung…ohne geht nix. Unser Vorankommen und Momente des Erlebens in Fiji der letzten Wochen haben wir einzig und allein unserer Adoptivcrew der INVICTUS zu verdanken. Hätten sie mir in Savusavu nicht geholfen ausreichend Diesel, Benzin und Proviant an Bord zu bekommen…wären wir wahrscheinlich noch keine Seemeile weiter. Gut, dass sie einen Plan hatten. Schön, dass wir ein Teil davon sein konnten. Keiner hatte mit so einer langwierigen Infektionsgeschichte gerechnet. Sehr sehr dankbar bin ich für jegliche Form der Unterstützung! Vor allem psychologisch, aber natürlich auch Wetter- und Routenplanungstechnisch. Danke, für das Einführen in die Gepflogenheiten Fidschis, für jeden gemeinsamen Ausflug, für einen tollen Geburtstag mit euch, für die vielen Wäschen in eurer Miele Freundin, für Wasser als unser Wassermacher mal wieder nicht wollte, für eine extra Dosis Antibiotika und so vieles mehr! Mia und Noah werden ‚die Mädels‘ und ihre Eltern ganz schön vermissen´, wenn unsere Kielwasser sich einmal trennen werden. Aber nicht nur sie! Ohne euch hätte ich das nicht gepackt! Ein Kennenlernen unter besonderen Umständen, aber eines das ich nicht missen möchte. Liebe Nicole, lieber Tobi, liebe Marlene und liebe Juliane schön, dass es euch gibt!
Inzwischen sind wieder einige Wochen vergangen, Georg bekam drei weitere dieser Eiterbeulen, kleine Bläschen, die etwas eiterten, aber wir bekamen sie in den Griff. Noah bekam auch leider zwei dieser Geschöpfe…bei ihm bleiben sie klein, wir bekamen jede Menge Eiter heraus und nun sind seine Bläschen schon verheilt. Georgs erste Wunde ist fast geschlossen. In der letzten Woche wurden Abstriche genommen und Bluttests eingeschickt und nun warten wir noch auf die letzten Ergebnisse. Unsere Freunde von der Invictus sind gestern nach Vanuatu abgereist und wir haben beschlossen noch ein wenig Ruhe zu brauchen, bevor wir uns einem neuen Land, einer neuen Kultur öffnen wollen. Ein paar Tage in der Zivilisation mit gutem Internet, Kommunikation nach Deutschland, Supermärkten, Ärzten und Apotheken vor der Tür, ein wenig mehr und guten Schlaf und dann machen wir uns auch bereit für eine Weiterreise. Aktuell planen wir nächste Woche nach Vanuatu aufzubrechen, Mitte Oktober runter nach Neukaledonien zu segeln bevor wir dann Anfang November das Zyklonengebiet im Südpazifik verlassen und die Koalas und Kängurus in Australien besuchen wollen. Soweit der Plan…doch wer weiß, ob wir dabei bleiben. Alternativ gäbe es auch einen zyklonsicheren Hafen in Fiji, oder aber die erneute Reise nach Neuseeland, die wir allerdings schon ausgeschlossen haben. Wir möchten gerne weiterkommen. Es bleibt also spannend wie es weitergeht, für uns ähnlich wie für euch. Wir versuchen euch auf dem Laufenden zu halten, blicken positiv in die Zukunft und packen nun die Tasche für einen Nachmittag am Pool in Musket Cove.
Vava’u Fotos:
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Danke für euren Bericht. Einfach grossartig eure Fotos und Erlebnisse
zu erfahren. Wir hoffen, dass euch die Gesundheit nicht im Stich lässt.
Wir wünschen euch eine gute Weiterfahrt und hoffen und freuen uns
über einen weiteren Bericht. Wir sind wohlauf.
Viele liebe Grüsse von Werner und Brigitte