Der Wind kommt gleichmäßig mit 3-4 Bft aus Nordwest, das bedeutet für uns halben bis raumen Wind. Für den Segler der Kurs der Glückseligkeit. Da auch die Wellen klein und gleichmäßig daherkommen ist das Segeln angenehm, ja fast prospektreif, mit nur ein wenig Schräglage und ohne die wilde ungleichmäßige Schaukelei wie in der letzten Nacht. Sogar die Kinder laufen frei herum statt sich kriechend und krabbelnd fortzubewegen, immer parat die nächste Welle auszugleichen. Wir haben auch wieder richtig warm gegessen, was bemerkenswert und eine Wohltat und darüber hinaus auch erst jetzt möglich ist. Die Kochkünste hielten sich zwar in Grenzen (Hühnerboillon aus dem Brühwürfel, danach Kürbiscremesuppe und danach Gemüsesuppe) aber besser hätte es nicht schmecken können. Geholfen hat sicherlich auch, dass die letzte Nacht ausreichend Möglichkeit zum Schlaf geboten hat: nur 3-4 auf andere Schiffe hinweisende Radaralarme die zu überprüfen waren, 2 mal wach gewordene Kinder beruhigen und der stündliche Wecker für den Rundumblick unterbrechen den Tiefschlaf. Wir wechseln uns ab, Georg die erste Nachthälfte, Irene die Zweite. Lino, welcher bei Irene schläft ist in der zweiten Nachthälfte aktiver und hält seine Mutter wach, er gibt uns unseren Rhythmus vor. Aktuell (nach leckerer Suppe), spielen die Kinder Vier-gewinnt. Gleich wollen sie noch eine Burg aus Decken bauen. Irene legt sich etwas hin um Schlaf vorzuholen und Georg liest ein Buch.
Die Strecke Neuseeland Richtung Tonga bedeuten für uns 1100 sm (ca. 2000 km), der direkte Kurs ist 37°. Das entspricht in Entfernung und Richtung einer Fahrt von Gibraltar nach Gießen. Wir fahren diese Strecke nicht exakt geradeaus sondern nehmen Rücksicht auf die Windverhältnisse auf der gesamten Strecke. Interessant hierbei ist für uns der auf den letzten 200-300 sm herrschende starke Ostwind, übrigens ein Passatwind. Wenn wir eine gerade Linie zwischen Neuseeland und Tonga fahren würden dann hätten wir auf Grund des Ost-Passats auf besagten 200-300 sm starken Gegenwind. Also fahren wir einen Bogen nach Osten um dann in der Nähe von Tonga einen günstigen Winkel zum Wind zu haben. Entsprechend der Fahrt von Gibraltar nach Gießen würde man also einen Umweg über Barcelona, Marseille, Zürich und Stuttgart in Kauf nehmen um auf der gesamten Strecke angenehme Windverhältnisse zu haben. In 5-6 Tagen wissen wir ob unsere Taktik aufgeht.