Wir funktionieren, laufen auf Hochtouren, die letzten Vorbereitungen, ein ‚letztes Mal‘ folgt dem nächsten letztem Mal. Es gibt kaum Zeit zum Traurig sein. Wir lernen ‚Auf Wiedersehen‘ sagen und stellen fest, das es kaum ein besseres Wort für unseren Abschied gibt. ‚Tschüss‘ ist zu wenig und ‚Bis bald’ ist auch nicht ganz wahr. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
11 Monate waren wir in Deutschland gewesen. 11 Monate mit der ganzen Familie unter dem Dach meiner Eltern. 11 Monate war es ganz selbstverständlich Zuhause zu sein, in der Nähe von allen, die uns sehr am Herzen liegen.
Georg konnte seine Elternzeit bei ATOSS unterbrechen und arbeitete knapp 9 Monate Vollzeit.
Für Mia und Noah gab es 6 Monate die Schneckengruppe im Kindergarten bzw. das Mäusenest (an zwei Morgenden für Kinder bis 3). Mia ging 6 Monate wöchentlich zum Tanzen und beide besuchten das Bambinischwimmen. Doch das wohl wichtigste für uns alle war die intensive Zeit mit der Familie und den Freunden.
Durch unseren extrem verlängerten Heimataufenthalt (ursprünglich waren 6 Wochen gebucht) konnten wir ganz unerwartet die ein oder andere Party mit rocken, konnten wir Zeugen werden wie sich ganz liebe Menschen ‚trauten‘, wie kleine neue Wunder das Licht der Welt entdeckten und schenkten unserem Lino ein Willkommen in Deutschland und nicht so wie gedacht in Neukaledonien. Georg wurde statt der geplanten OP medikamentös gut eingestellt und alle in unserem Umfeld konnten sich persönlich davon überzeugen, dass er sich fit fühlt und es ihm gut geht. Am Ende des Jahres ließ er nochmals alle Werte checken und der Kardiologe war soweit zufrieden.
11 Monate in der deutschen Welt. Ein anderer Rythmus. Andere Aufgaben. Andere Prioritäten.
Was hab ich eigentlich getan in der ganzen Zeit? Ich war Mama, Ehefrau, Hausfrau, Tochter, Enkel-und Schwiegertochter, Schwester und Freundin. Ich habe versucht alledem und auch mir selbst gerecht zu werden. Ich wollte gerne für alle da sein und mir war wichtig viele Begegnungen zu schaffen.
Nachdem ich in Neuseeland dank lieber Seglerfreunde alles rund um Boot und Campervan geklärt hatte, konnte ich mich auf das ‚hier und jetzt’ in Deutschland konzentrieren. In den ersten Wochen hab ich mich vorallem darum gekümmert, das Kindergarten und Mäusenest überhaupt möglich wurden. Ich machte es uns noch heimischer bei meinen Eltern und kochte fast täglich für die ganze Familie. Meine Eltern und Schwester hatten im Gartenbaubetrieb bis zum Spätsommer Hochsaison und da konnte ich wenigstens durchs Kochen unterstützen. Und nicht zuletzt wurde ich auch immer schwangerer. Für den kleinen Mann war ausstattungstechnisch recht schnell alles vom Dachboden zusammengestellt. Doch auf demselben gab es noch viel zu tun. Denn die Besucher an Bord der ZIG ZAG hatten freundlicher Weise zu kleine Klamotten und überflüssige Dinge immer gleich wieder mit nach Deutschland geflogen. Doch auch diese Ansammlungen wollten sortiert werden.
Am 3.10. wurde unser kleinster Spatz dann geboren und bestimmte meinen Tagesablauf mit. Vor allem während der Schlafphasen nutzte ich die Zeit wieder im Klamottenchaos. Am Ende der 11 Monate gibt es nun endlich wieder geordnete Zustände auf dem Dachboden; größensortierte Mädchen und Jungenklamotten. Für alle drei Kinder hätte ich gerne die nächsten drei Größen mit an Bord genommen. Letztendlich wanderten die nächsten Zwei für Mia und Noah und die nächsten Drei für Lino vakuumisiert in die Koffer. Mehr ging nicht.
Außerdem kümmerte ich mich um unseren ganzen Papierkram. Elterngeld, Kindergeld, bestehende Versicherungen überprüfen, neue Auslandskrankenversicherungen abschließen und die Steuererklärung standen auf meiner Liste.
Kinderarztbesuche, Impfungen, Hautarzt- und Gynäkologentermine wurde terminiert und abgehakt. Die letzte Schwangerschaft hatte meine Krampfadern an den Beinen ziemlich verstärkt, so dass ich auch diese kurz checken lassen wollte. Ich war mir sicher, das man mir sagen würde ‚sieht nicht schön aus, ist aber gesundheitlich unbedenklich und kann man vllt. irgendwann einmal machen, doch jetzt so kurz nach der Entbindung müssen wir da nicht ran‘. Dem war leider nicht so. Die Venen sollten auf jeden Fall noch vor unserer Abreise in 6 Wochen gezogen werden. War das so kurzfristig möglich? Ambulant nicht, wie sich am nächsten Tag rausstellte. Hatte ich zurecht zum ersten Mal für unsere Flüge eine Reiserücktrittversicherung abgeschlossen?! Kommt unserer Rückreise nun wieder etwas dazwischen? Ich versuchte schnellstmöglich herauszubekommen, welche Kliniken im Umkreis gefäßchirugische Eingriffe machen und schrieb die Chefsekretariate an, ob sie mir ganz kurzfristig einen Termin geben können. Glücklicherweise war es möglich und wir konnten doch auch noch in den geplanten gemeinsamen Kurzurlaub düsen.
Wir flogen für 5 Tage nach England zu einer befreundeten Seglerfamilie; der Skylark, die ihre Reise mit den 9 und 12 jährigen Töchtern im letzten Jahr in Australien beendet hatten. Es war sehr schön sie wiederzusehen und sich mal wieder über spannende Segelreviere auszutauschen. Doch nicht zu unterschätzen war auch der ‚Probeflug‘ mit drei Kindern. Die Abläufe einmal zu erleben, wann man welchen Koffer abgibt und wann man ihn wieder bekommt, war ganz gut. Noah warf sich nämlich tobend auf den Boden am Securitycheck als er seinen Rucksack abgeben sollte. Seinen Autositz hatte er beim Check-in schließlich auch nicht zurück bekommen. Und auf den Flügen nach Neuseeland waren die Kids dann einfach nur super! Trotz Müdigkeit ist Mia über alle Flughäfen gelaufen und hat ihren und auch hin und wieder einen zweiten Trolley hinter sich hergezogen. Noah hat sich bei akuter Müdigkeit einfach hinten an den Trolley gehangen und ließ sich von Papa ziehen. Das klappte alles wunderbar!
Nach der Englandreise, feierten wir Linos Taufe im Kreise der Familie und engsten Freunde. Schön war‘s! Und dann stand der OP Termin im Kalender. 3,5 Wochen vor der Abreise. Passt. Es verlief alles recht gut. Lino durfte mit ins Krankenhaus und wir durften schon nach 1 Nacht wieder nach Hause. Noch 6 Wochen Kompressionsstrümpfe tragen und dann kann ich meine Beine nach 12 Monaten im ‚Strumpfdasein‘ wieder ans Tageslicht bringen.
Die letzten drei Wochen in Deutschland: zunächst wollten wir auf jeden Fall ein wenig Karnevalsluft schnuppern; Mia hatte ihren ersten Bühnenauftritt mit ihrer Tanzgruppe auf der Kinderkarnevalssitzung, im Kindergarten und Mäusenest wurde auch ordentlich gefeiert und mit einem kräftigen HELAU besuchten wir den Karnevalsumzug in Walbeck. Gut das die ganzen Süßigkeiten keinen Platz mehr in unseren Koffern fanden:-)
Dann verabschiedeten wir uns natürlich von ganz vielen Freunden und genossen insbesondere in den letzten zwei Wochen nochmal das Imbissbuden-, Pizza- und reichhaltige Supermarktangebot. Kurz vor knapp stellten wir unseren Touran online zum Verkauf und innerhalb von drei Tagen war dieser unter Dach und Fach. Der Handyvertrag wurde gekündigt.
Da hatten wir doch fast alles geschafft, was wir uns vorgenommen hatten…unglaublicherweise habe ich es nicht geschafft die Berichte bis Neuseeland zu vervollständigen. Weiter gemacht habe ich, die Fotos sind hochgeladen und mit einem Untertitel versehen, doch fertig ist es leider nicht geworden…gerne hätten wir auch die Ansicht und manche Funktionen unserer Website noch optimiert, doch das haben wir einfach irgendwann von der Liste gestrichen…vertagt…
Die Priorität lag eher darauf kurz vor knapp noch ein paar neue Trekkingsandalen zu bestellen, die Ersatzteile auf Vollständigkeit zu überprüfen, fehlende Dinge zu bestellen, die notwendigen (vor allem abgelaufenen) Medikamente für unsere Bordapotheke zu ordern und vor allem Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.

Dann war es soweit. 20. Februar.
Georg und ich haben einfach gar nicht mehr geschlafen, bevor wir die Kinder um 3 Uhr ins Auto setzten und wir dann mit zwei vollen Autos, meiner Schwester Diana und ihrem Göttergatten Bernd nach Schiphol, Amsterdam fuhren.
Die Koffer waren voll. Sehr voll. Wir hatten Glück. Die 10 kg Übergepäck verteilt auf 7 Gepäckstücke wurden toleriert und das Handgepäck glücklicherweise nicht gewogen. So konnten die vorgefertigten Tüten mit Shampoo, Schokolade und anderen Luxusartikeln in den Koffern bleiben:-) Hätten sie uns gebeten das Übergepäck zu zahlen, hätten wir diese Dinge einfach rausgeholt und Diana und Bernd wieder mit nach Deutschland gegeben.
Von Amsterdam flogen wir nach London…Terminalwechsel und es ging weiter über Malaysia nach Auckland. Nach knapp 30 Stunden Reisezeit waren wir am anderen Ende der Welt angekommen. Mit der ZIG ZAG hatten wir damals etwas länger gebraucht:-) und der Jetlag war auch nicht so groß!
Die Flüge hatten ganz hervorragend geklappt! Anstrengend klar, aber allem in allem wirklich ok. Für Lino hatten wir auf den beiden Langstreckenflügen ein recht praktisches Babybettchen. Mia und Noah schliefen, aßen, durften Kinderfilme schauen, haben die Gänge und die obere Etage des A380 erkundet und die Zeit verflog recht schnell. Angekommen am Airport Auckland stellten die Kids schon am Gepäckband fest, dass es warm war. ‚Mama ich hasse Pullis’ sagte Mia und da war er auch schon aus. Noah war selbst das T-Shirt zu viel und raste oben ohne nur in Jeans herum. Am Flughafen wartete unser Camper irgendwo auf uns. Ein Koffer, der Maxi Cosi und unser Buggy waren wohl noch in Malaysia geblieben, die restlichen 140 kg Gepäck verluden wir in den Van, als wir ihn dann endlich gefunden hatten. Der Jetlag machte die Parkhinweise der befreundeten Segler von der Cayenne aus Österreich (www.segelyacht-cayenne.at), die netterweise unseren Van heute am Airport geparkt hatten, unverständlicher als sie waren! Gegen 04:30 Uhr öffneten wir die nicht verschlossene Haustüre der ‚Aislado‘ in Half Moon Bay, Auckland. Die Aislado ist die neuseeländische Crew mit der wir 2016 zeitgleich über den Pazifik gesegelt waren. Es gab zwei Zimmer für uns und die Betten waren bezogen. Ein paar Stunden Schlaf erschienen uns sinnvoll und machbar. Die Zeitverschiebung beträgt exakt 12 Stunden. In Neuseeland sind wir Deutschland 12 Std. voraus (aktuell nur noch 10 Std. nach den Zeitverschiebungen).
Es folgten drei Nächte in denen drei Kinder zu unterschiedlichsten Zeiten wach sein und frühstücken wollten…da schlief der eine gerade seit 10 Minuten, da wurde der nächste wach und hatte Hunger auf Milch, Joghurt mit Honig oder Müsli…insbesondere Bananen waren super Sattmacher nachts zwischen 3 und 5 Uhr morgens:-) das Tolle: sie schmeckten wieder! Geschmackvolle, süße und einfach leckere Bananen waren das hier am an anderen Ende der Welt.
Immer noch schleierhaft ist mir wie Georg am ersten Tag die Power hatte mit Mia unseren Camper in die Werkstatt zu fahren, um den Auspuff schweißen und die verschlissenen Reifen wechseln zu lassen. Nach dem anschließenden Supermarktbesuch war die Luft bei ihm aber dann auch raus und er schlief am frühen Abend ein.
Noah, Lino und ich hatten fast 5 Std. Mittagsschlaf gemacht…eindeutig zu viel!
Am zweiten Tag hat Georg die Rettungsinsel zur Wartung gefahren. Sehr produktiv für den krassen Jetlag! Mia und Noah bekamen Balletunterricht von der siebenjährigem Zara und gemeinsam spielten sie am und im Pool der Familie. Am Abend kamen Sabine und Hannes von der Cayenne zum Abendessen. Wir haben es auch tatsächlich geschafft wach zu sein.
Am dritten Tag legte sich die Mittagsmüdigkeit etwas! Wir schafften es mit allen vor die Türe zum Drachensteigen lassen im nahegelegenen Park. Anschließend fuhren wir zum Nightmarket in Pakuranga. Herrliche Snacks und Tapas gab es dort! Durchschlendern Unding von allem was bestellen, das einem schmackhaft vorkam. Insbesondere die Asiatische Küche war stark vertreten, es war für jeden etwas dabei.
Am Tag darauf hatten wir es geschafft…wir hatten den Jetlag überstanden. Wir machten einen Sonntagsausflug mit der Aislado auf der Aislado und einigen anderen Seglern nach Motuihe Island im Hauraki Golf, dem Segelparadies direkt vor Auckland gelegen.
Da waren wir nun aus dem deutschen Winter bei 25 Grad im Neuseeländischen Sommer angekommen. Die Wärme tat gut. Die leichte Bekleidung war befreiend. Die helle Sonne war wahnsinnig grell. Der blaue Himmel war ein Geschenk, wir freuten uns über die kräftigen Farben der Landschaft mit ihren grünen Wiesen und samtigen Hügeln. Hinzu kam dann beim Segeln noch das dunkel blaue Wasser, die ersten kleinen Inseln und der erste Strand mit Muscheln. Mia und Noah spielten glücklich im Sand und im Wasser. Wir freuten uns auch andere Bekanntschaften aus dem letzten Jahr wiederzusehen. Alles Segler, die sich über ihre Boote und aktuellen Projekte und Problemchen rund um diese austauschten.
So stimmten wir uns langsam auf unser Seglerdasein ein. Jetzt wo der Jetlag hinter uns lag, konnten wir es kaum erwarten uns der ZIG ZAG zu nähern.
Wie wird es ihr wohl ergangen ist in den letzten 11 Monaten? Wieviel Dreck, Schimmel, Stockflecken, Muscheln werden wir beseitigen müssen? Wieviel neue Baustellen haben sich in unserer Abwesenheit aufgetan? Ein paar dieser ollen kleinen Krabbelviecher, die wir seit Panama immer wieder im Mehl, Pasta oder sonstigen Lebensmitteln gefunden haben, gab es in Neuseeland immer noch an Bord. Wir waren gespannt, ob sie sich trotz Nahrungsmangel weiter verbreitet oder endlich ausgestorben waren. Wir waren neugierig auf die Reaktion der Kinder, an was sie sich alles noch erinnern und wie sie es finden werden wieder ‚Zuboote‘ zu sein.
Wir freuten uns darauf gemeinsam anzukommen und wieder als Team zu powern, das Boot wieder fit zu machen und aufzubrechen auf neue Abenteuer.

Das ist nun 5 Wochen her…

Am 6. Tag in Neuseeland fuhren wir also ‚endlich’ mit unserem Camper zum Boot, genauer gesagt zu Ethel, die von ihrer Terasse aus direkt runter auf unsere ZIG ZAG schauen konnte. Sie lag friedlich an der Mooring und wir brachten die ersten Koffer an Bord. Das klingt so einfach, doch aufgrund des steilen Geländes, wurde ich luxuriös auf einer Treckerschaufel vom Haus hoch bis zum Camper gefahren, dann Gepäck rein und dran gegangen und ich lief wieder hinunter, dann noch alles runter zum Steg, ins Dingi, das zunächst erst einmal aufgebaut werden musste und dann ins Boot…fast ganz einfach also.

Da waren wir nun also. Es war ein gutes Gefühl. Trotz der vielen Arbeit die offensichtlich in den nächsten Tagen auf uns wartete. Der Salon lag voller Segel und Krams. Muff und Schimmel hielt sich in Grenzen. Doch die Bugkabine ließ uns etwas erschrecken…die Wände, das Bettlaken, die Wände alles stockig…Tür zu. Wir konzentrieren uns zunächst aufs frei- und verräumen sowie reinigen des Salons, des kleinen Bads, der Küche und der Kinderkoje. Nach zwei Tagen Tetris spielen und putzen, fühlen wir uns in einem Teil des Bootes schon wieder sehr wohl und es wird gemütlich. Dann öffnen wir die Bugkabine und widmen uns dieser sowie dem zweiten Bad. Der stockige Belag scheint recht frisch gewachsen zu sein und lässt sich gut beseitigen. Jetzt brauchen wir viel Wasser und Waschmaschinen, dafür eignet sich am besten ein Aufenthalt in der Marina. Es folgten 4 weitere Tage putzen und räumen. Die nächsten Klamottengrößen wurden vakuumisiert unter der Bugkoje verstaut, alle Schränke wurden ausgewischt, Dosen inventarisiert, To do- und Einkaufslisten erstellt. Glücklicherweise waren Mia und Noah total happy damit ihr Spielsachen und Bordsbibliothek wiederzuentdecken…von Langeweile keine Spur. Mia wirkt ganz stolz und selbstsicher seitdem wir in den Flieger gestiegen sind. Sie liebt es mit uns einkaufen zu gehen und uns beim Kochen zu helfen. Wir haben sie noch nie so tolle Bilder malen und kreative Dinge basteln sehen. Noah ist erfreulicherweise vorsichtiger und ‚ruhiger‘ als erwartet auf dem Boot. Er hat einen gewissen Respekt vor der Wasser und klettert mit Bedacht. Er redet so schön und viel und macht sich hervorragend als kleiner Schiffsjunge.
Beide sind so fantasievoll und spielen toll zusammen. Und ja: sie können auch gaaanz nervig miteinander streiten. Aber fasziniert sind wir vorallem vom Miteinander! Sie schaukeln, spielen, malen, basteln, toben und tanzen den ganzen Tag. Tip Toi und Duplo und Flugzeug spielen, stehen aktuell recht hoch im Kurs.
Schnell war deutlich, dass Mias Englisch Kenntnisse noch irgendwo gespeichert waren, inzwischen tauchen auch im Spiel immer mehr englische Vokabeln auf.
Nach 4 Nächten in der Marina gingen wir wieder zurück an unsere Mooring. Wir schätzten uns sehr glücklich an diesem Ort. Eine Mooring am Anfang des Kawakawa Rivers, ganz ruhig gelegen und sicher. Das Wetter war recht unbeständig und es regnete immer wieder. Für uns nicht so dramatisch, da wir uns zunächst vorallem um das Innere des Schiffes kümmerten. Wir lernten Ethel besser kennen und auch Mona und Paul aus der ‚Landnachbarschaft‘. Mona und Paul waren vor mehr als 20 Jahren auch per Boot aus Deutschland hier in Neuseeland eingereist. Wir wurden zum Gartenfest eingeladen, kochten gemeinsam mit Ethel Pfirsiche, Birnen und Äpfel ein, durften köstliche geräucherte Meeräsche probieren und überhaupt fühlten wir uns sehr wohl. Die Tage waren voll und wir waren fleißig, wenig Zeit zum Traurig sein und zum Vermissen. Es gab und gibt sie immer wieder die Momente, wo mir eine Träne runterkullert, wenn wir Fotos von ‚Zuhause‘ geschickt bekommen oder wenn Noah plötzlich in der Küche hinter mir steht und sagt ‚Ich bin traubig weil ich Opa nicht sehen kann, ich hab Opa so lieb!‘ und besonders in den ersten Wochen spielte er immer wieder, das er nach Hause reiste; „mein Zuhause ist in Walbeck bei Oma und Opa“.
Da wird mir schon anders, aber meist ist die Verbindung so gut, das wir einfach zum Handy greifen können und ‚telemofieren‘(so nennt Noah es immer) können. Diese funktionierende weltweite Kommunikation ist wirklich toller Luxus!
So konnten wir auch mitteilen, das der nächste Zyklon an der Küste Neuseelands vorbei ziehen wird, doch, dass wir sicher sind und wir konnten auch darüber informieren, dass es bei viel Regen und etwas mehr Wind geblieben ist und alles gut ist. Am Tag nach dem Zyklon wurde es trocken und ruhig, hier und da war blauer Himmel zu sehen und die Sonne ließ sich mal blicken. Und der Regen hatte ein Ende, seit drei Wochen ist es einfach nur sommerlich schön hier.
Wir brachten unser Auto über den TÜV und besuchten den Markt in Keri Keri. Begeistert waren wir besonders vom Angebot des deutschen Bäckers…köstlich dieses Sauerteigbrot!
Wir beschlossen, das Boot in Opua und nicht in Whangerei aus dem Wasser kranen zu lassen. Die Werft der Marina war gleich gegenüber, wir hatten keine speziellen Dinge auf dem Trockenen zu bewerkstelligen und das Kranen und der Aufenthalt war nur minimalst teurer. Großer Vorteil wir waren quasi schon vor Ort und konnten kurzfristig einen Termin bekommen. Das Wetter sollte stabiler werden und da ich Ostern sehr gern wieder im Wasser sein wollte, machten wir für 10 Tage vorher einen Termin. Sportlich, aber nicht unmöglich war der Plan in dieser Zeit das Unterwasserschiff abzuschleifen und mit mindestens 3 Lagen wieder zu bemalen. Außerdem wollte Georg noch einen Borddurchlass für den Wassermacher bohren.
Zeitlich spannend wurde es nochmal als wir die Empfehlung bekamen, das Ruder und zu reparieren. Dieses hatte etwas Spiel und die Vermutung stand im Raum, dass sich ein eingeklebter Kupferring gelöst habe. Kurzfassung: So war es und Georg hat alles wieder perfekt hinbekommen. Ruder raus, Ring raus, Ring verdickt, Ring eingeklebt, Ruder rein, alle Geräte wieder anschließen und losgesteuert! Das Abschleifen in der Werft war nur mit einem Schleifstaubsauger erlaubt. Den hatten wir zwei Tage ausgeliehen und glatt war der Rumpf. Georg hat echt reingeklotzt, um uns noch vor Ostern wieder ins Wasser zu bringen. Er machte ein schönes Loch in den Rumpf für den Wassermacher und bevor wir zum Eierfärben kamen, bemalte er unser Unterwasserschiff. Das Wetter war trocken und sonnig, fast perfekt, nur etwas zu warm, das Antifouling; die Farbe, war ziemlich dickflüssig; trocknete quasi zu schnell, also verstrichen wir sie mit einer Menge Verdünner und wir holten noch einen weiteren 4 l Pott, so dass letztendlich 19 Liter Antifouling verstrichen wurden.
Geschafft! Am Gründonnerstag wurde ZIG ZAG wieder zu Wasser gelassen. Das rauf und runterklettern per Treppe, das Spülen in der Werftküche, das nächtliche auf den Eimer gehen, das Nichtbenutzen der Waschbecken; das externe Duschen in den Sanitäranlagen, das umständlichere Leben in einem Boot auf dem Land hatte ein Ende. Wir verbrachten noch eine Nacht in der Marina am Steg, um mit viel Wasser die Tanks zu spülen, in denen 48 Stunden ein Tankreiniger gewirkt hatte und den Dreck und Staub der Werft zu entfernen. Nach einem Besuch des Wochenmarktes in Pahia und des Supermarktes waren wir proviantiert für ein paar Tage Inselwelt. Die Bay of Islands, genauer gesagt Urupukapuka war unser Osterziel. Wir waren vor 14 Monaten schon einmal dort gewesen und es schien für uns genau der richtige Ort zu sein, spazieren zu gehen, am Strand zu spielen, den Osterhasen zu suchen, aber auch kleinere Reparaturen von unserer Liste zu erledigen, die To Do und Einkaufslisten zu aktualisieren und ein wenig runterzukommen vom Werftstress. Schade war nur, dass wir Tayo und seine Familie nicht einfach mitnehmen konnten. Wir hatten Lena, Ahmed mir ihren Kindern Tayo (4 Jahre) und Marli (2 Jahre) erst vor einer Woche auf einem Schulfest in Opua kennengelernt. Lena ist deutsch und auch wenn die Familie die letzten 5 Jahre in Los Angeles gewohnt hatten, sprach sie deutsch mit ihren Kids, Ahmed englisch und so stimmte nicht nur das Alter und die Chemie, sondern auch der verbalen Verständigung stand mit deutsch und englisch nichts im Wege. Ihr Boot befand sich gleich um die Ecke auf dem Werftgelände und so verbrachten unsere Kinder einige Zeit zusammen und hatten viel Spaß beim Spielen, Malen, Wasserplantschen und in der ortsansässigen Spielgruppe, die sie gemeinsam besuchten. Das Bürgerhaus in Opua verwandelt sich zwei Mal in der Woche in ein Spielparadies für Babys und Kleinkinder. Von der Krabbeldecke, über Bastel- und Malangebote, Spiele, Puzzle, jede Menge Fahrzeuge bis hin zu einer kleinen Hüpfburg gab es alles was das Kinderherz glücklich macht. Insbesondere Mia und Tayo verstanden sich wirklich sehr sehr gut und freuen sich auf ein Wiedersehen und wer weiß wie die Planungen realisiert werden, werden unsere Boote einen ähnlichen Kurs einschlagen.
Aber nun zurück zu Urupukapuka: es ist genau so schön wie wir es in Erinnerung hatten! Grüne Wiesen, schöne Strände, türkisblaues Wasser und der Osterhase hat uns tatsächlich auch an diesem Fleckchen Erde besucht. Der Schalter war schnell umgelegt! ZIG ZAG segelte wie auf Glatteis; in nur drei Stunden waren wir dank eines so sauberen Unterwasserschiff mit durchschnittlich knapp 7 Knoten rüber gesegelt und besonders die Kinder hatten sich Beachtime mehr als verdient! Angedacht waren 4 oder 5 Tage, dann wieder zurück mit neuen Plänen, um diese umzusetzen, so dass wir im Mai, wenn das Wetter für eine Überfahrt nach Tonga oder Fiji passt, gleich starten können. Heute ist Tag 8. wir haben drei Mal die Bucht gewechselt und haben Urupukapuka nun von allen Seiten betrachtet. Die Vorräte gehen langsam zuneige, doch wir sind sehr zufrieden mit unserer Work-Life-Balance hier in den Buchten und haben daher beschlossen einfach etwas länger zu bleiben. Heute gab’s dann seit langer Zeit mal wieder ein selbstgebackenes Brot und anstelle von frischem Gemüse, zauberten wir etwas leckeres aus der Dose. Wir haben einiges geschafft und das ein oder andere in die Wege geleitet. Dank des guten Netzes hier (zumindest auf der westlichen Seite der Insel), stand der Kommunikation nichts im Wege und nach einiger Recherche haben wir gestern neue Batterien für ZIG ZAG bestellt. Staubsaugen nur bei Sonnenschein (weil nur dann aufgrund von Solarenergie ausreichend Power da war), dann ein Abfall der Voltleistung bis auf 11,2…jegliche Wiederbelebungsversuche anhand eines ‚Pulsers‘ und jede Menge Batteriewasser auf der Werft kamen zu spät…wir greifen tief in die Taschen und bestellten gestern neue Batterien.
Leider entdeckten wir in den letzten Tagen dann doch noch mehr Baustellen an Bord. Im Motorraum war ein, wie wir jetzt feststellen mussten, sehr schlecht geschweißtes Teil der Halterung für unserer Hochdruckpumpe unseres Wassermachers gebrochen. Grrrrr….erinnert ihr euch noch an die nervenaufreibende und teure Fertigstellung des Wassermachers in Linton Bay, Panama?! Und jetzt war dieses Sch…teil auch noch gebrochen! Georg hat es erhobenen Hauptes ausgebaut und wir hoffen auf bessere Schweißfähigkeiten der Neuseeländer.
Die Aufhängung des Kettenabstreifers unserer Ankerwinsch; das Ding, das dafür sorgt, das die Kette wieder schön im Ankerkasten verschwindet war ebenfalls gebrochen. Doch auch hierfür wird es eine Lösung in Opua geben.

Deshalb werden wir uns morgen wieder in Richtung Zivilisation aufmachen, um gleich Montagmorgen Schweißaufträge zu verteilen, wieder frische Lebensmittel einzukaufen und den Wechsel der Batterien vorzubereiten, den neuen Wassereinlass für den Wassermacher zu verschlauchen und die Elektronik zu verkabeln, um so step by step fertiger zu werden.

Die Inselluft hier hat uns gut getan! Die Natur mal wieder wirklich wahrzunehmen war toll; der Wind der uns bei schönstem Sonnenschein die Segel füllte, nach langer Zeit mal wieder einem wunderschönen Mondaufgang über dunklen Inselhügeln zuzusehen (ehrlich gesagt hab ich Georg gefragt, was denn da hinter der nächsten Insel so hell ist, denn auf meiner Karte im Kopf ist da nur Wasser…damit lag ich richtig, es war der gewaltig aufgehende Vollmond.) Der klare Sternenhimmel mit einer deutlich zu sehenden Milchstraße war einfach wunderschön. Die Inselwelt war so farbintensiv und fasziniert waren wir von dem rot, blau, grün, gelben Papagei der während des Osterspaziergangs einfach so durch unser Blickfeld flog.
Das Meer und der Strand boten so viele Spielmöglichkeiten. Malen im und mit Sand, Muscheln suchen, Burgen, Pools und Dämme bauen, durch aufgemalte Labyrinthe laufen, Hinkelkästchen hüpfen und in Baumschaukeln verweilen. Mia und Noah experimentierten mit ihren Schwimm/Surfbrettern, tasteten sich langsam immer weiter ins Wasser, wollten unbedingt ihre Tauchbrillen ausprobieren und taten dies erfolgreich! Nach ein paar Tagen schmiss Mia ihr Schwimmbrett einfach zur Seite, setzte ihr Tauchbrille auf und schwamm los. Sie ging etwas unter, doch das machte ihr nichts aus, sondern versuchte es wieder und wieder. Sie wirkte überrascht von sich selbst. Lino lies sich über den Strand tragen, schlummerte im Sonnenzelt, griff nach den Sand und wollte ihn probieren. Hatte er doch seit ein paar Wochen alles mögliche zum probieren bekommen. Er liebte Banane, aber auch Reisflocken, Haferbrei und Nudeln schienen ihm großartig zu schmecken! Er lachte viel, lauschte den Geschichten seiner Geschwister und beobachtete sie beim Schaukeln, klettern, Kusselkopp und Radschlag machen im Salon. Sehr dankbar bin ich für längere Schlafphasen in der Nacht; bis zu 6 Stunden am Stück hat er inzwischen schon geschafft.
Ganz stolz sind wir auch auf Noah der vom Osterhasen seinen Wunsch nach einer eigenen Unterhose erfüllt bekommen hat. Tagsüber geht er seit fast 10 Tagen auf die Toilette. Das macht er richtig gut und es so war er letzte Nacht sogar in der Nacht trocken, da gab’s von mir gleich noch eine Unterhose die er nun stolz an seinem Popöchen trägt.

An Bord der ZIG ZAG gibt es inzwischen wieder so etwas wie einen Familienalltag. Aufgaben, Abläufe, Regeln, Rituale festigen sich. Es ist wieder gemütlich an Bord. Wir haben uns; almost 24 hours. Wir arbeiten, leben, entdecken gemeinsam. Das ist wirklich intensiv und schön, wenn auch manchmal herausfordernd, doch das wäre es egal ob auf dem Land oder im Wasser, egal wo auf der Welt, wenn man als 5-köpfige Familie auf kleinem Raum lebt, keiner von Bord geht um zu arbeiten und man den Tag komplett selbst gestaltet, ganz ohne Fremdbetreuung durch feste Institutionen und ganz ohne Oma und Opa, Familie in der Nähe.

Heute ist der 16. April. Mach 7 Tagen in Opua sind die Kugellager unseres Windgenerators ausgetauscht, die Ankerwinsch repariert (geflext, geschweißt, geschraubt), das Bimini und Cockpit gereinigt, das Lazybag (Tasche, wo das Segel reingelassen wird, wenn es nicht hochgezogen ist) gefixt, ein Leck im Auspuffschlauch entdeckt und abgedichtet, alles entsalzen was aufgrund des Lecks salzig geworden war, Sitzkissen abgeschrubbt, einen Teil der Bilge geputzt und und und. Wir waren fleißig und sind von unserem eigentlich Plan in den letzten zwei Tagen in Richtung Great Barrier (Neuseeländische Insel vor Auckland) zu segeln abgewichen. Wir haben beschlossen einfach noch etwas hier zu bleiben, ‚entspannt‘ noch ein paar Dinge von unserer Liste abarbeiten und heute die Batterieexperten nochmal zu besuchen. Wir haben Freitag Nachmittag die neuen Batterien eingebaut, doch überraschenderweise zeigten diese auch nur 12,1 Volt…das sollte mehr sein, selbst wenn sie recht leer geliefert werden, letztlich aber die Spannung halten, wenn sie einmal voll geladen sind. Doch wie sollen wir sie an der Mooring nur mit Solar und Windgenerator, ggf. Maschinenbetrieb erst einmal so voll kriegen oder müssen wir doch noch einmal in die Marina?! Später wissen wir mehr…

Die Wettervorhersage für diese Woche ist in unserer deutschen Heimat zum ersten Mal besser, wärmer und trockner als her bei uns in Neuseeland. Die Uhren hier sind auf Winterzeit umgestellt (wussten wir zunächst nicht und haben uns an dem Tag einfach nur gewundert, warum die Kids so früh wach waren), wir hatten inzwischen schon ein paar mal einen Pulli an und an zwei Abenden haben wir sogar die Heizung angemacht, einen heißen Kakao getrunken und eine Wärmflasche mit in die Koje genommen.

Genießt den Frühlingsanfang und passt auf euch auf!

Fotos

3 Replies to “Zurück in Neuseeland”

  1. Werner Haeseler says:

    Herzlichen Dank für Bericht und Bilderstrecke, einfach toll!!! Hier in Braunschweig herrscht
    schon seit einigen Tagen frühsommerliches Wetter mit steigenden Temperaturen. Vor zwei Wochen war ich im Harz, auf dem Wurmberg (1000m)perTeilbergbahn mit herrlichem Blick auch auf den Brocken (1141). Eine Skipiste samt Lift bis in´s Tal war noch in Betrieb…
    Liebe Irene und Georg samt den Minis: Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute in jedweder
    Hinsicht, ich glaube die verschiedenen Wunschrichtungen auf diese Weise am besten zusam-
    mengefasst zu haben. Auf Euren nächsten Bericht bin ich natürlich schon sehr neugierig.
    Bis dahin grüßt Euch herzlich Werner aus der Löwenstadt Braunschweig am 18.April 2018 !

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  2. Irene says:

    Nach einiger Ladezeit per Generator und Landstrom sind die Batterien gefüllt und in Ordnung!

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