Es ist wieder anstrengend geworden in der letzten Nacht. Der Wind hat auf 20 Knoten aufgefrischt und kommt aus Westen. Das sind keine per se schlimmen Verhältnisse, aber der Boden wird schräg und unzuverlässig wie ein Trampolin, und unerfreulicherweise zu einem b ockigen Trampolin noch dazu. Die positive Seite dabei: Unsere Geschwindigkeit beträgt immer minestens 7-8 Knoten (ca 13 – 15 km/h). Das hört sich nicht viel an, zumindest nicht wenn man vergessen hat, dass alleine Wind und Segel die 11 Tonnen ZIG ZAG durch die Wellen ziehen. Und wir haben ja einen Trumpf um lange Entfernungen zurückzulegen: wir fahren durch, ohne Halt, 24/7, Tag und Nacht. Es gibt kein Stopp, keine Insel, kein Ankern. Der elektrische Autopilot nimmt uns diesen Teil der Arbeit ab. Er sitzt am Steuer und steuert wie besessen besser geradeaus als wir, ohne Murren. Zur Belohnung werden wir ihm in Tonga ein wenig frisches Hydrauliköl dekantieren.
Wenn man die Strecke Neuseeland-Tonga nach Europa überträgt wobei Gibraltar dem Abfahrtshafen Opua in Neuseeland entsprechen würde, müssten wir nur nach Gießen ni Deutschland fahren um in Tonga anzukommen. Nach 544 sm (ca. 1000km) der zurückgelegten Strecke, soviel haben wir bisher geschafft, würden wir uns nun an der französischen Mittelmeerküste befinden, auf der Höhe von Perpignon/ Narbonne. 1100 Seemeilen ist die Reise lang, ergo haben wir in 6 Meilen, eine knappen Stunde, Bergfest.
Die Seekarte verrät es uns: Der Meeresboden ist 1878 Meter entfernt. Das ist nicht unbedingt viel zumal wir aktuell über den South Fiji Ridge, also den südfidschianischen Rücken fahren was sich für mich wie eine mächtige Erhebung anhört. Nach rechts aus dem Fenster geschaut (Richtig, nach Osten!) wird es ganz flach, die Kermadec Inseln sind nur 100 Meilen entfernt. Noch ein Stückchen weiter lockt die tiefe tiefe Tiefsee: knapp 10.000 Metern gehts bis ganz unten. Ich weiß nicht was ich mit so tiefem Wasser soll, aber die vielen Nullen auf der Seekarte sehen gerade einfach großartig aus. 🙂