Hallo ihr Lieben,
Wir hoffen es hat sich bisher noch keiner Sorgen um uns gemacht. Wir sind am Morgen des 13. Septembers nach einer Nachtfahrt in Utupua in den Salomonen angekommen. Aus irgendwelchen uns noch nicht bekannten Gründen wurde das von uns gekaufte Guthaben fürs Satelitentelefon noch nicht unserer Iridium Sim Karte gutgeschrieben und wir konnten leider keine versprochenen Updates posten. Glücklicherweise segeln wir gerade zusammen mit FAMILY CIRCUS (Sayo, Chris und little Miya (gerade 3 geworden), so dass wir von ihnen täglich die notwendigen Wetterinformationen bekamen. Wenn ihr das hier lest sind wir höchstwahrscheinlich in Nendo und sind nun nach fast zwei Wochen ganz legal einklariert. Das dachten wir zumindest. Unser Aufenthalt in Nendo beschränkte sich wetterbedingt nur auf ein paar Stunden. 2G (Der Mobilfunkempfang) war nicht ausreichend, um auch nur irgendeine Email oder etwas zu posten…Inzwischen haben wir 11 Tage später und sind schon fast in Honiara. Nachdem wir am 6. September in Sola in den Banks, Vanuatu ausklariert haben galt es für meine gesundheitlich angeschlagene Crew erst einmal wieder fit zu werden. Alle um mich herum fieberten und hatten Schnupfen, brauchten viel Schlaf. Wir besuchten noch Ureparapara, wo wir in einem Vulkankrater ankerten. Sehr spektakuläre Kulisse. Von dort aus wollten wir noch eine Kokosnusskrabbe auf den Torresinseln verspeisen gehen und dann zu den Salomonen aufbrechen. Wir konnten zwar direkt neben dem Boot mit beeindruckend großen und überhaupt nicht scheuen Manta Rochen schnorcheln, doch zu der Kokosnusskrabbe ist es leider nicht gekommen. Wir bekamen Besuch von dem angeblichen lokalen Polizisten. Er wollte unsere Ausklarierungspapiere sehen und forderte uns sehr unfreundlich auf bis zum nächsten Morgen zu verschwinden, ansonsten würde er uns in Gefangenschaft nehmen. Trauriges und sehr seltsames Ende für unsere tolle Zeit in Vanuatu. Aber gut. Eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Menschen machte definitiv keinen Sinn. Chris von der FAMILY CIRCUS lud noch einmal das aktuelle Wetter runter und wir beschlossen aufgrund dessen noch am selben Nachmittag aufzubrechen. Die Überfahrt war mit durchschnittlich 6,5 Knoten war recht schnell, etwas unangenehm wellig, aber ohne besondere Vorkommnisse. Leider mussten wir die Maschine viele Stunden mitlaufen lassen, weil unsere Batterien zu schwach waren, um neben dem Kühlschrank, den Autopiloten und das Radar ausreichend mit Strom zu bedienen. Es war heiß im Schiff. Wirklich heiß. Ich fühlte mich als würde ich in meinem eigenen Schweiß baden, dazu rückten mir Noah und Lino aufgrund der welligen Welligkeit auf die Pelle. Fenster öffnen war bei der Geschwindigkeit und Schräglage keine Option. Wir brüteten im Innenraum der ZIG ZAG. Nach ca. 18 Stunden ‚Land in Sicht‘! Luft…schon bald sollten wir die Fenster wieder öffnen können. Ich hatte kurz nach Mitternacht die Wache übernommen. Georg ging es nicht gut. Schüttelfrost, gliederschmerzig, müde, erschöpft, krank. Eine Stunde vor dem Pass weckte ich ihn. Utupua ist von einem großen Riff umschlossen und eine Einfahrt sollte eigentlich kein Problem darstellen, doch als wir kurz davor waren, zog eine Regenfront nach der nächsten durch. Der Regen und Wind plätteten die Wellen. Der Pass war zunächst nur schwer und dann gar nicht mehr zu erkennen. Beim dritten Anlauf trauten wir uns und schwupps waren wir drinnen. Die Inselberge waren von Wolken verhangen. Meine Oma hätte gesagt: Et kuckt wat grau. Das tat es! FAMILY CIRCUS müsste schon irgendwo hier sein, sie waren bis ganz weit in die Lagune reingefahren. Wir folgten ihnen, Anker runter, klar Schiff machen, Georg schlafen und ich schaffte es irgendwie mit den Kindern bis abends wach zu bleiben und zu überleben. Ich war sehr angestrengt von allen Kranken um mich herum, von Lino, der seit ein paar Wochen wieder nachts trinken wollte, von allen zu bewältigenden Aufgaben. Der Ankerplatz war grandios. Wir lagen ganz ruhig, um uns herum viele Mangroven, Hügel und Berge. Es dauerte nicht lange bis wir den ersten Einheimischen im Einbaumkanu paddeln sahen. Ein älteres Pärchen kam längsseits und war auf dem Weg in den Garten. Eine Stunde paddeln vom Dorf bis hierher tief in die Lagune. Später kam Nelson vorbei und bot uns Auberginen und Chili an. Er wünschte sich Kaffee und Zucker im Gegenzug. Die Menschen insbesondere die Münder der Menschen waren für uns zunächst einmal gewöhnungsbedürftig. Die Älteren haben entweder recht schlechte oder auch sehr wenig Zähne. Sie waren schwarz oder rot, auch die Lippen waren künstlich rot. Betelnusskauen war hier an der Tagesordnung. Sie erzählten uns, dass das Betelnusskauen für sie wie Zähneputzen wäre und es die Bakterien insbesondere nach dem Essen töten würde. Aha?!? Das Bedarf für uns einer weiteren Recherche…Die Kinder und ich hüpften für eine kleine Dingitour ins Dingi der FAMILYCIRCUS. Komplett durchnässt kamen wir irgendwann wieder zurück ohne den beschriebenen Wasserfall gefunden zu haben. Erik, einer der Einheimischen in einem Kanu war inzwischen bei uns im Cockpit und unterhielt sich mit dem total verschlafenden und angeschlagenem Georg. Etwas seltsam war es schon als er in seinem Kanu hinter unseren Booten blieb, obwohl wir doch gerade alle wegfuhren. Das fand Georg auch und hatte sich bemerkbar gemacht. Wir hatten von einigen Erfahrungen in den Salomonen gehört, das Dinge vom Deck verschwanden und hofften einfach Glück zu haben, aber Vorsicht war geboten und irgendwie erschien uns sein Verhalten etwas seltsam. Georg hatte ihn beobachtet als er sich immer wieder umschaute, ob ihn jemand sehen würde und wie er dann in Richtung von Family Circus paddelte und sie ankerten nicht auf dem logischen Weg zum Garten oder zurück ins Dorf. Er kam aber dann zur ZIG ZAG als Georg sich zeigte. Am nächsten Tag legten wir unsere Boote gleich vor dem Dorf Asoubo vor Anker. Es war Niedrigwasser und ca. 30 Kids und junge Erwachsene liefen über das trockengefallene Riff und schwammen die letzten Meter zu unseren Booten. Es war heiß und die Kinder und ich holten unsere Schwimmsachen raus und so schnorchelte Mia, schwamm Noah und ich kutschierte Lino in seinem Schwimmufo durchs Wasser. Eh wir uns versahen, hatten die Kids einen kleinen Sonnenbrand…da war ich wohl zu spät mit Hut und Creme. Ein paar Kinder waren per Kanu gekommen und alle plantschten im Wasser oder hingen an unseren Hecks und Dingis. Als besonders freundlich fielen uns gleich Patson und Ruthi auf. Sie hatten ein so tolles Strahlen in ihren Augen und weiße Zähne blitzten uns entgegen, wenn sie bis über beide Ohren lächelten. Am Nachmittag war der Wasserstand höher und wir fuhren ins Dorf. Kekse für alle und ein paar Kinderklamotten, sowie Seifen und Zahnbürsten hatte ich dabei zum Verteilen. Man kann gar nicht genug dabei haben…irgendwie schien es hier noch mehr Kinder als in Vanuatu zu geben. Wir zeigten ein paar Fotos von Sönke und Judith, die vor 15 Jahren im Dorf gewesen waren. Einige erkannten sich wieder, ein Mann war ganz gerührt und hielt unser Handy ganz fest, da er auf dem Foto seinen jüngsten Sohn sah, der vor ein paar Jahren einer Krankheit erlegen war. Wir vergrößerten ihm den Bildausschnitt, druckten und rahmten ihm das Foto. Er war uns sehr dankbar und ihm kullerten die Tränen als er das Bild seines Sohnes in den Händen hielt. Wir spazierten zur Schule und die Kinder überhäuften uns mit kleinen lokalen Äpfeln. Der Orangenbaum im Dorf hatte auch schon erste Früchte in deren Genuss wir kamen. Köstlich. Es dämmerte und wir beschlossen trotz Dunkelheit noch zurück in die Lagune zu fahren und dort und nicht direkt am Riff zu ankern, da der Wind über Nacht zunehmen sollte. Dort lagen wir ganz friedlich und ruhig und konnten unsere ersten Eindrücke aus dem Dorfleben in den Salomonen Revue passieren lassen. Für uns neu und etwas seltsam war definitiv das Betelnusskauen; ständig sah man jemanden eine etwa Pflaumengroße Nussschale aufbeißen, der Mantel wurde abgekaut und weggerotzt, die Nuss herausgeholt, wie auf einem Kaugummi drauf rumgekaut, ausgespuckt und dann nahmen sie eine Art Bohne und tauchten sie in eine kleine Dose mit pulverisiertem Kalkstein, (um dies zu erstellen, verbrannten sie abgestorbene Korallenstücke und herauskam dieses Pulver; quasi Korallenasche), kauten mit recht offenem Mund inbrünstig drauf rum, spuckten den Speichel und jegliche festen Bestandteile aus und ihre Zähne, Münder und Lippen färbten sich leuchtend rot. Kurze Zeit später knackten sie die nächste Nuss…vielleicht werden wir demnächst selbst mal eine ausprobieren, um den Trieb des Kauens nachvollziehen zu können. Ansonsten waren wir sehr angetan von der Fröhlichkeit der Kinder, der Gastfreundlichkeit der Menschen im Dorf, irgendwie dezenter als in Vanuatu und doch ganz nett. Es war angenehm kühl an Bord und ich beschloss für den kommenden Tag (Sonntag 15.9.) einen großen Bananenkuchen fürs Dorf zu backen. Um kurz nach Mitternacht kroch ich zufrieden und voller neuer Eindrücke in meine Koje. Am nächsten Morgen beeindruckende Stille und Weite am Ankerplatz. Ankern bei den Krokodilen. Interessante Vorstellung, doch zu Gesicht bekamen wir keines. Vor 10 Jahren hatte ihr ein Schweizer Paar geankert. Der Mann sprang ins Wasser, um den Halt des Ankers zu kontrollieren und da hatte ein Krokodil zugeschnappt. Sein Grab kann man im Dorf Nembao besuchen. Unfassbar traurige Geschichte. Es war noch früh am Morgen als uns Mike besuchte. Er kam aus einem 4 Stunden entfernten Dorf gepaddelt und wollte gerne Halsketten gegen Kaffee und Zucker tauschen. Die Anhänger waren selbstgefertigte Angelhaken, so wie sie vor vielen Jahren genutzt wurden. Außerdem fragte er nach Filmen und wir konnten ihn noch mit einer DVD glücklich machen. Er interessierte sich auch für die Herkunft unserer Kürbisse und war überglücklich als ich ihm anbot einen zu zerschneiden, um ihm die Kerne zum Einpflanzen mitzugeben. Gleich nach dem Frühstück gingen wir Anker auf und fuhren wieder nach Asoubo. Sobald die Tide das Riff bedeckte, machten wir uns auf ins Dorf. Es war schließlich Sonntag; am Wochenende sind alle Zuhause und haben die meiste Zeit. Wir wurden mit Blumenketten begrüßt und die Freude war groß. Wir sangen, spielten, teilten unseren Kuchen und wir schenkten dem Dorf ‚1200 Tage Samstag‘; das Buch von Sönke und Judith über ihre Weltumsegelung. Man sagte uns das John Mark, derjenige der damals im engsten Kontakt mit den beiden gestanden hatte, morgen oder übermorgen aus Lata, Nendo kommen würde. Er war als Minister für Familie, Jugend und Sport ins Provinzparlament gewählt worden und hatte das Dorf vor drei Monaten verlassen. Wir brachten den Kindern Plumpsack und Verstecken spielen bei. Machten ein paar Sing- und Kreisspiele und merkten gar nicht wie die Zeit verflog. Wir wurden in der Dunkelheit paddelnder Weise durchs Riff bis zur ZIG ZAG geführt, um unseren Außenbordmotor nicht zu riskieren. Wir lagen sicher und genossen die frische Brise, die durch die Fenster brauste. Am nächsten Morgen kam eines der wenigen Fiberglasboote längsseits und John Mark begrüßte uns, er war am Abend zuvor gelandet und freute sich uns am Abend näher kennenzulernen. Georg war immer noch recht schwach auf den Beinen und so beschloss ich mit den Kindern Family Circus ins Nachbardorf Nembao zu begleiten. Das war eine sehr gute Entscheidung. Jakob, der lokale Chief begrüßte uns mit ca. 40 Kindern und einigen anderen Erwachsenen am Strand. Er bot uns an uns einmal durch das Dorf zu führen, so besuchten wir das Grab des Schweizers, konnten eine der traditionellen rund gebauten Palmenhütten näher betrachten und die Dorfband kam zusammen und präsentierte uns ihr Können. Auf unterschiedlich langen Röhren und einer Tonne wurde getrommelt und musiziert. Beachtliche Klänge, cooler Sound! Nach einer kleinen Lunchpause, als das Hochwasser die Zufahrt zum Dorf für uns wieder ermöglichte, fuhren wir rüber nach Asoubo. Auf der Hälfte der Strecke befestigten wir das Dingi an einer kleinen, aber starken Mangrove und liefen über das Riff ins Dorf. Man hatte uns am Tag zuvor gesagt, dass sie etwas für uns vorbereiten wollten, bevor wir die Insel verlassen. Wir verständigten uns darauf am nächsten Morgen um 8 wieder zu kommen, da wir dann am Nachmittag weitersegeln würden. Wir erreichten das Dorf um diese Uhrzeit problemfrei. Gleich wurden wir herzlich begrüßt. Erfreut waren wir, das Ruthi nicht zur Schule gegangen war und wir noch ein wenig Zeit mit ihr verbringen konnten. Unsere Kids liebten sie. zu Recht. Der ein oder andere hatte bereits tollen Blumenschmuck auf dem Kopf und andere waren noch dabei Blumenkränze zu binden. Georg übersetzte John Mark das gesamte Asoubo Kapitel aus Sönke und Judiths Buch. Wir spielten und spazierten durchs Dorf und irgendwann wurde unsere Willkommens- und Abschiedsparty gestartet. Wir wurden offiziell begrüßt, mit Blumen behangen, besungen, betanzt und mit Holzarbeiten wie Löffel und einem Paddel beschenkt und quasi auch schon verabschiedet. Was ein wunderschöner Tag. Wir fühlten uns geehrt und trotzdem mussten wir uns langsam für die Weiterreise vorbereiten. Begleitet von zwei oder drei weiteren Kanus gingen wir zurück an Bord. Wir luden sie ein an Bord zu kommen, wobei z.B. Erik, ihr erinnert euch noch an sein erstes Erscheinen in der Lagune, auch einfach ungebeten aufs Boot stieg. Als irgendwann alle von Bord waren und ich vor mich hin räumte, stellte ich fest, dass Mias Tauchermaske nicht mehr an ihrem Platz lag. Wir hatten sie blöderweise an Deck liegen lassen, obwohl wir wussten, dass man das in den Salomonen besser nicht tun sollte. Weg war sie. Ich war sauer, enttäuscht und räumte die gesamte große Backskiste leer in der Hoffnung sie doch schon weggeräumt zu haben. Nichts. Es war gerade Dunkel geworden und ich funkte Family Circus an, ob John Mark noch bei ihnen an Bord war. Negativ. So wollte ich hier nicht weg, was ein scheiß Gefühl. Hatte nun wirklich zum Schluss noch jemand etwas von Bord geklaut?! Wir hatten ein Sonnensegel, Samen, Kaffee, Zucker, Hüte, Kleidung, Shampoos, Seifen, Zahnpasta und Zahnbürsten, Angelhaken, Angelleine, Babycremes und Spielsachen verschenkt, teilweise im Tausch mit Papaya und Gemüse oft aber auch einfach so. Chris (von FAMILY CIRCUS) bot an noch einmal mit mir ins Dorf zu fahren. Wir besuchten Chris (von Asoubo), denn er hatte der Family Circus, zwei Filetiermesser zurückgegeben, die jemand unbemerkt von Bord genommen hatte. Dieser suchte John Mark auf. Das Dorf war noch voller Menschen und als sie hörten, warum wir dort waren, waren sie betroffen und traurig, konnten es kaum fassen. John Mark wollte sich drum kümmern und sie wollten uns Lichtsignale geben oder jemanden mit dem Kanu zu uns schicken, wenn sie etwas herausfinden. Was eine blöde Situation. Der Wert der Maske war uns dabei fast völlig egal, aber wir hatten ein paar wundervolle Tage mit den Menschen im Dorf verbracht und nun zum Abschluss dies. Ich war traurig und gemeinsam mit Family Circus beschlossen wir noch zu bleiben und erst am nächsten Abend fahren zu wollen, um dem Dorf die Chance zu geben, die Maske wieder zurück zu geben und noch wichtiger uns das positive Gefühl wieder zu geben. Unfassbar wie eine Handlung eines Menschen so viel Vertrauen und Gutes ankratzen kann. Traurig. Am nächsten Tag, kam kein Kanu mehr vorbei, es wurde allen untersagt uns zu besuchen, wie wir später erfuhren. Leider brachte uns aber auch niemand unsere vermisste Maske zurück. John kam als Abgesandter des Dorfes um seine Trauer über den Verlust der Maske auszusprechen. Am Abend wollten wir fahren. Noch ein letztes Mal fuhr ich mit Chris an Land (dachten wir). Uns war es ein großes Anliegen zu sagen wie dankbar wir waren für die schöne gemeinsame Zeit und wie enttäuscht wir sind, dass unsere Maske verschwunden war. Zurück an Bord, sagte Georg er wäre nicht in der Lage zu fahren. Er hatte den ganzen Tag Durchfall gehabt und war zu sehr geschwächt. Netterweise blieb Family Circus auch und als es Georg am nächsten Tag besser ging und wir uns im Dorf noch einmal verabschiedet hatten, verließen wir Utupua. Leider ohne unsere Maske. Mit einem Brief von John Mark, der sich nochmals schriftlich entschuldigte, dass jemand nicht ehrlich genug ist und die Maske zurückgibt. Im Dorf waren sich alle sehr sicher, dass eine bestimmte Person sie genommen hatte. Diese hatte seltsam reagiert, war zwei Tage lang im Garten und Busch verschwunden, während viele im Dorf vor Traurigkeit keinen Fuß vor ihre Hütte gesetzt hatten. John Mark wollte der Sache weiter auf die Spur gehen, er hatte bereits alle bei uns an Bord gewesenen Personen ‚vernommen‘ und bei dem Verdächtigten eine Hüttendurchsuchung veranlasst…er wollte uns sobald er wieder in Lata seinen Amt und Würden nachgeht eine Email schreiben, ob sie dem Dieb doch noch auf die Schliche gekommen sind. Wenn ich der Dieb gewesen wäre, würde ich die Maske vor Scham und Angst im Meer versinken, das steht fest. Wie auch immer, man sollte seine Sachen nicht an Deck rumliegen lassen und versuchen vor allem die vielen tollen Momente voller Freude in Erinnerung zu behalten. Das Strahlen der vielen Kinderaugen, insbesondere Ruthis, Patsons und Stevens Lächeln, der Anblick der Kinder wie sie aus eigenen Stücken Plumpsack spielten, der lautstarke Willkommensgesang der Kinder, der mir Tränen in die Augen zauberte, die Frauen, die uns stolz die schönsten Blumenkränze unserer bisherigen Reise flochten und die Dankbarkeit, die wir verspürten als wir unseren eigenen ersten French xxyy geschenkt bekamen. Ruthi, Ruth and Jessy I love your smile and your positive energie. Thanks for showing and teaching me your costumdances. Mit einer Nachtfahrt segelten wir nach Nendo. Dort klarierten wir wie oben bereits erwähnt ein und fuhren noch am selben Tag nach Santa Ana. In Lata fuhren Sayo, die Kinder und ich mit dem Dingi auf die gegenüberliegende Seit in die Stadt, während die Väter an Bord Schlaf nachholten. Der Strand war krass vermüllt, Laufen ohne Flip Flops wäre aufgrund des vielen Glases und der Dosen gefährlich gewesen. Viele GFK Boote lagen vor Anker am Strand, ein Wrack lehnte an einem alten Pier. Am Ufer lagen Betelnüsse, kleine Tütchen mit Kalkpulver aus Korallen, dieses bohnenartige Gewächs, dass sie in das Kalkpulver dippen und selbstgedrehte Zigaretten auf kleinen Tischen zum Verkauf, dann gab es noch Frauen die auf dem Boden vor sich Bananen, Süßkartoffeln und noch ein paar wenige andere anpriesen. Wir mussten allerdings als erstes zur Bank, da wir keine Solomon Dollar besaßen. In einem Shop sollte es möglich sein, Geld zu bekommen. Fehlanzeige. Weiter oben in der Stadt gab es noch eine richtige Bank, allerdings ebenfalls ohne Bankautomat und auch hier bekamen wir kein Geld. Damit hatten wir nicht gerechnet. Jemand sagte uns, dass er ein paar Privatpersonen gab, die US-Dollar tauschen würden. Wir suchten zuerst die Zoll- und Immigrationsbeamten auf, um diese zu fragen, wie viel Geld wir zum Einklarieren benötigen und ob sie evt. eine VISA Karte oder US-Dollar nehmen. Nach ein paar Telefonaten kamen die Damen, schlossen ihr Büro auf uns baten uns hinein. Einen Teil der Einklarierungsgebühren könnten wir in Honiara entrichten, doch 200 Solomon Dollar pro Schiff müssen hier bezahlt werden. Sayo hatte 40 US-Dollar dabei und konnte sie gegen 320 Solomon Dollar tauschen. Wir hatten 100 Solomon Dollar. Puh, das reicht so gerade eben, auch wenn wir dann kein Geld mehr für eine SIM Karte, Internet und einen Marktbesuch haben. Wir hatten noch mehr US-Dollar an Bord, aber irgendwie hatte ich überhaupt nicht damit gerechnet hier in der Bank kein Geld zu bekommen. Wir kommen dann später wohl noch einmal wieder, Geld tauschen und den Rest erledigen. Sowohl die Immigration als auch die Dame vom Zoll wollten noch an Bord kommen. Die Jungs hatten wir per Funk bereits gebeten den Ankerplatz zu wechseln. Sie sollten bis ganz tief in die Bucht reinfahren, dort müssten wir die Ladies dann per Dingi an Bord nehmen. Sie nahmen unsere Kinder bei Truck mit über Land und Sayo und ich fuhren per Dingi durch Welle und Regen bis an den neuen Ankerplatz. Der Plan ging auf, wir nahmen sie an Bord, klarierten ein soweit es ging, den Rest müssen wir in Honiara erledigen…wir beschlossen auf Grund des Wetters nicht noch einmal in die Stadt zu fahren um das hiesige Internet zu nutzen, gingen stattdessen Anker auf und am nächsten Morgen erreichten wir Santa Ana. Von dort aus fuhren wir für ein paar Tage zur Südlichsten der Three Sisters, rüber nach Makira und seit heute Morgen sind wir in Tavanipupu, Marau Sound ganz im Süden von Guadalcanal. Der letzte Halt vor Honiara. Hier werden wir übermorgen mit der Crew der Family Circus und vielleicht dem ein oder anderen Dorfbewohner Linos zweiten Geburtstag feiern. Wir werden berichten. Wir sind gespannt auf die ‚Hauptstadt‘ der Salomonen, bisher ist das Leben in den Dörfern von Einfachheit geprägt, Hütten aus Palmenblättern, Lebensmittel aus dem Garten oder aus dem Meer. Sorry, dass wir uns nicht öfter mal gemeldet haben, doch wir haben unsere teuren Iridium Minuten gespart, da Family Circus per Iridium Go und ihrem Tarif täglich Wetter abrufen kann. Wir hoffen, ihr habt einen schönen Herbstbeginn! Wir schwitzen uns hier mehrmals am Tag kapott und springen, wenn uns Krokodile oder Kinder nicht abhalten einfach zur Erfrischung ins Wasser. Das Schnorcheln hier ist der Hammer und Mia ist zur absoluten Schnorchelqueen geworden und hat inzwischen bereits mit Manta Rochen, Schildkröten und einem Schwarzspitzenriffhai geschwommen, sogar Noah hat inzwischen schon den ein oder anderen Blick durch seine Maske in die wundervolle, farbenprächtige und so vielfältige Unterwasserwelt gewagt. Lino möchte inzwischen überall dabei sein und mitmischen und kann die Fische durch ein kleines Fenster in seinem Schwimmufo erspähen. Heute haben wir unseren ersten Hornbill (der asiatische Toucan) und Kakadus in der Luft gesehen. Krasse Vögel. Mehr von unseren Erlebnissen hier in den Salomonen hoffentlich auch mit ein paar Fotos schon in ein paar Tagen per Internetverbindung aus der Haupstadt.

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