Hallo ihr Lieben,
wir befinden uns gerade auf einer 310 Seemeilen Überfahrt von Kung Island (nördlich von New Hanover, Papua Neuguinea) zu den Hermite Islands. Da nur ein seichtes Lüftchen weht und das eher von vorne als aus einer segelbaren Richtung, motoren wir bei einer angenehmen Dünung dahin; ‚groß und elegant ist sie‘, wie Mia sehr treffend bemerkte. Sehr wahrscheinlich ist diese Dünung ein Überbleibsel des Taifuns, der nördlich von uns in den Philippinen sein Unwesen getrieben hat. Hier ist alles sehr friedlich, windtechnisch zu friedlich, aber besser so als zu viel. Der Himmel ist klar, Abermillionen Sterne leuchten uns den Weg und die Sichel des Mondes ist bereits untergegangen. Nach sehr vielen Regenfällen in den letzten Wochen hat es nun schon seit drei Tagen und Nächten nicht mehr geschüttet. So haben wir heute eine Relingsladung Wäsche waschen und trocknen können. Das war sehr effektiv heute; motoren müssen wir eh, das heißt wir können parallel Wasser machen und da unsere Tanks irgendwann voll sind auf einer 300 sm Strecke haben wir gewaschen, geputzt und sind gleich zwei Mal duschen gegangen. Besonders erfreut hat uns der Besuch von einer großen Gruppe hübscher Delfine, denen wir beim tauchen, schwimmen und springen zusehen konnten. Noch nie zuvor hatten wir so ruhiges Wasser, dass wir ihren Tauchgängen mehrere Meter in die Tiefe verfolgen konnten. Großartig!
Uns geht es gut. Wir sind seit dem 21.11. ganz offiziell in Papua Neuguinea (PNG) einklariert. Wer hätte gedacht, das wir es einmal bis hierher schaffen?!
Ende Oktober hatten wir in Ghizo, Salomonen ausklariert. Wir haben anschließend noch einige abgelegene schöne Inselchen der Salomonen besucht, bevor wir dann den ein und anderen ‚illegalen‘ (weil noch nicht einklariert) Halt auf kleinen, sehr abgelegenen Inseln PNGs machten; Nissan Island, Pinepel Atoll, Feni Island und Boang Island bevor wir dann in Kavieng den Zoll, Immigration und Biosecurity aufsuchten.
Erste Einrücke: Schon am ersten Morgen in Nissan Island wurden wir von herzallerliebsten Mädchen begrüßt, die zu uns rübergepaddelt und geschwommen kamen. Sie strahlten vor Glück, brachten Kokosnüsse und freuten sich einfach über unsere Anwesenheit, wir waren mit FAMILY CIRCUS, die ersten Boote, die in diesem Jahr vor ihrem Dorf ankerten. Eines der Mädchen schenkte mir eine ‚chain neclace‘. Eine in ihrem Dorf traditionelle Halskette bestehend aus kleinen feinen Metallgliedern. Noah meinte, es wäre eine kleine Ankerkette. Ich war gerührt und bedankte mich mit Nagellack bei ihr, welcher gleich freudestrahlend aufgetragen wurde. Als wir die Schulglocke hörten, fragten wir sie, ob wir sie schnell hinbringen sollten, doch für sie stand fest: Schule ist für heute gestrichen. Also backte ich mit dreien von Ihnen im Boot drei Banana Cakes, die wir später im Dorf verteilten. Der Weg zum Dorf war durchaus abenteuerlich; mit dem Dingi zum Strand, dann durch das knöchel- bis knietiefe Wasser über Stock und Stein einmal um die nächste Ecke an Land, einen Hügel hinauf und dann erreichten wir durch den Busch hindurch die ersten Hütten. Mehr Details und viele Fotos, wenn wir mal wieder gutes Internet haben; wahrscheinlich kurz vor Weihnachten in Indonesien. Das wichtigste: Wir kamen erfüllt zurück an Bord. Die Freundlichkeit, die Herzlichkeit der Menschen, die wir nach Vanuatu in den Salomonen stark vermisst hatten, war wieder spürbar. Das tat gut. Sehr gut.
Und so besuchten wir noch einige andere Dörfer und waren sehr glücklich überall auf sehr sehr freundliche Menschen zu treffen. Großzügig verteilten wir Kleidung, Stoffwindeln, Angelzubehör, Buntstifte und Schulhefte, versorgten stundenlang offene Wunden und freuten uns im Gegenzug über ein dankbares Lächeln, Kokosnüsse, Obst und Gemüse aus dem Garten und kurz bevor wir fuhren wurde uns morgens um 6:30 Uhr soeben gekochter Fisch in Kokosmilch vorbei gerudert. Etwas geschockt waren wir von den Hautbildern der Insulaner. Manche Hautpartien sehen tatsächlich sehr extrovertiert aus. Krätze, White Spot, Grille…wir recherchieren noch was das alles genau auf deutsch heißt und auch was es ist und hoffen verschont zu bleiben.
In Kavieng versorgten wir uns mit den offiziellen Papieren, Cremes und Tabletten für jegliche Hautkrankheiten, neuem Diesel, Eiern, Fleisch und ein paar wenigen anderen Basics. Wir genossen kurz gutes Internet und ehe wir uns versahen, verließen wir die Zivilisation schon wieder. Wir verwöhnten uns gemeinsam mit Philip von der PAROTIA (das letzte Mal in Australien gesehen) und der in Kavieng kennengelernten Familien Crew der TOC aus Australien mit einem Buffet Dinner im nahegelegenen Resort und am nächsten Morgen ging es ankerauf. 40 sm später erreichten wir das kleine Inselchen nördlich von New Hanover, wo uns FAMILY CIRCUS gleich begrüßte. Hier lernten wir das in PNG shell money bekannt ist. Nicht etwa, das hier mit Muscheln bezahlt wird, aber die Insulaner zerschneiden kleine Muscheln in winzig kleine Stücke, lochen diese mit einem selbstgemachten Bohrer (bestehend aus einem Holzstab, einem Nagel, etwas Angelschnur und zwei Griffen, die sie geschickt zueinander bewegen). Ein Kina (hiesige Währung) ist eine Münze mit Loch in der Mitte…sowie die durchbohrte Muschel, daher wahrscheinlich der Begriff Muschelgeld. Wir lernten Tracy und Francis sowie ihren herzallerliebsten Sohn Matthew kennen…sie und ihre Mutter, Schwester und die ganze Sippschaft war wirklich super. Francis hatte mir gleich am ersten Tag eine Nautilus Kette gegen Kleidung getauscht und ich hatte ihn gebeten uns ein paar Kokosnussringe zu machen. An Land sahen wir dann die großartigen Ketten und so versuchten sie so viele wie auch nur eben möglich fertig zu stellen. Krass was eine Arbeit! Aber alle halfen mit zu schneiden, sägen, schleifen, fädeln und designen. Tracy selbst trug eine wunderschöne Kette und ich hatte die Tränen in den Augen, wie sie mir diese kurz vor unserer Abfahrt schenkte. Reizend, wirklich reizend!
Und nun motoren wir dahin, nördlich an Manus vorbei zu den Hermites, dann zum Nindigo Atoll und wenn wir Weihnachten in Raja Ampat, Indonesien sein wollen, müssen wir dran ziehen: Mitte Dezember Vanimo, wenn irgendwie möglich noch in der selben Woche im 300 sm weitergelegenen Biak, Indonesien einklarieren und noch einen 300 sm Törn nach Raja Ampat machen. Oder wir suchen uns ein nettes Plätzchen in der Nähe von Biak, mal sehen wie weit wir kommen. Wetter und Wind entspricht ‚leider‘ den saisonalen Vorhersagen: Wenig bis gar kein Wind. Wir haben Diesel für 630 sm, großzügig kalkuliert haben wir noch 600 vor uns bis zur nächsten Tankstelle in Vanimo…ein paar Segelstunden oder -tage wären schon großartig.
Wir freuen uns auf weitere sehr sehr sehr abgelegene Inseln und wünschen euch allen eine wunderschöne Vorweihnachtszeit. Schickt uns ein wenig Kühle rüber und trinkt einen Glühwein für uns mit! Genießt Maronen auf dem Weihnachtsmarkt und stresst euch nicht all zu sehr, seht viel mehr das Glück mit euren Familien und Freunden Zeit zu verbringen!
Wir denken an euch und freuen uns auf mehr Internet in Indonesien und viele viele Videoanrufe mit euch! Georg, Irene, Mia, Noah und Lino

2 Replies to “Unterwegs in Papua Neuguinea, Teil 1”

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