Hallo von unterwegs,

Der Wind hat sich seit gestern etwas beruhigt und im Moment fahren wir unter einem einheitlich grauen Himmel weiter an der Küste Kolumbiens lang auf Panama zu. Nicht dass wir die Küste sehen würden, dazu ist sie zu weit entfernt, grauer Himmel hin oder her. Wir fahren heute bewusst mit einem deutlichen Abstand um hohe Wellen in Landnähe zu vermeiden über die andere Segler berichtet haben. Die Faustregel besagt für dieses Seegebiet, dass man in mindestens tausend Meter tiefem Wasser fahren sollte, laut unserer Seekarten machen wir genau das im Moment. (Die meisten der notwendigen Faustregeln für eine Weltumsegelung finden sich übrigens gebündelt in der heiligen Bibel der Fahrtensegler: “Segelrouten der Weltmeere” von Jimmy Cornell. Jedes Schiff hat ein Exemplar davon an Bord und zu lesen sind zum Beispiel die empfohlenen Jahreszeiten, Wegpunkte und eventuelle Besonderheiten jeder beliebigen Segelstrecke von A nach B wobei A und B sich hauptsächlich dadurch auszeichnen, dass sie per Ozean erreichbar und in aller Regel recht weit voneinander entfernt sind.)

Unseren Zustand nach fast 2 Tagen auf See kann man am Treffendsten mit angestrengt beschreiben. Die Anstrengung kommt daher, dass der Körper zu jeder Zeit die Schiffsbewegungen ausgleichen muss. Viele andere Segler erleben diese Zeit als typische Seekrankheit, also absoluter Lethargie, Grün werden, Brechen und den Mond anknurren (ich habe noch nie jemanden grün anlaufen sehen auf Grund von Seekrankheit, kenne aber glaubhafte Berichte darüber. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Stoffwechsel des Betroffenen in dem Moment auf Photosynthese umstellt). Irene und ich sind mit unserer Dauermüdigkeit alleine, Mia und Noah spielen unbeeindruckt unter Deck. Noah insbesondere macht uns Gedanken, ob er heute noch das Laufen anfängt, nun, er ist ja bereits ein halbes Jahr alt. Er klettert und robbt und zieht sich an allem Greifbaren hoch, zum Beispiel den Haaren seiner Schwester, und hat einen großen Hunger auf den DUPLO-Hahn entwickelt den er zahnlos dauerhaft malträtiert.

Wenn es seglerisch so weitergeht sind wir am 22. oder 23. März in Panama. Jetzt sind wir hier:
11°55’800W
073°44’250N

 

3 Replies to “Positionsreport – Vor Kolumbiens Küste”

  1. Oli says:

    Georg, you make my day. Wer in einem „angestrengten“ Zustand über Photosynthese schreiben kann, ist entweder 42, ein Sofa oder verwandelt sich in einen – was war das noch? ach ja – Pinguin , aber auf keinen Fall angestrengt. Weiter so Ihr vier!

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  2. Steffen u. Regine Pferdmenges says:

    ….spannende Positionsreporte – sind gespannt wann Noah dann das Steuer übernimmt. Weiterhin alles Gute und bis demnächst
    Steffen

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  3. Sandra says:

    Werde bei Gelegenheit nach einem Foto von mir suchen, dass zeigt, wie grün meine Hautfarbe nach der Fährfahrt nach El Hierro war – da habt Ihr was zu lachen!
    Wow, Mia sah Anfang November noch viiiel versunkener in ihrer Strandkombi aus 😉
    Gute Ankunft in Panama, oh wie schön…

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