14. Juli 2017, ich sitze im Flieger von Düsseldorf nach München. Flugzeit 50 Minuten, ’ne ganz andere Nummer als 35 Stunden Reisezeit von Auckland über China nach AMS, Niederlande am 21. und 22. März diesen Jahres. Geplant waren 6 Wochen Heimaturlaub mit Familie und Freunden. Doch wir sind immer noch in Deutschland und werden aller Voraussicht nach im Januar wieder zu unserer ZIG ZAG auf die Nordinsel Neuseelands zurückkehren. Entschuldigt bitte, dass wir euch bisher noch nicht informiert haben, der ein oder andere hat sich bereits gewundert, warum man nun so gar nichts mehr von uns liest. Doch es gab so einiges umzuplanen und zu organisieren.
Die letzten Monate im Überblick: Alle Arzttermine; Routine Checks, Impfungen und U-Untersuchungen waren geplant. Haus-, Zahn-, Haut und Kinderarzt, Gynäkologe allesamt standen auf dem Programm und waren sehr zufrieden mit unserer Gesundheit. Sehr glücklich waren wir insbesondere darüber, dass der Gynäkologe uns bestätigte, dass wir im Oktober noch ein Baby erwarten würden. 12 Wochen waren bereits um und wir konnten unsere Freude auch direkt mit Familie und Freunden teilen. Es war tatsächlich schon ein Babybäuchlein und nicht etwa das Resultat von zu gutem Neuseeländischen Essen, das schnell von allen registriert wurde:-)
Wir genossen es sehr alle wieder zu sehen, wenn wir auch 1,5 Wochen mit einem krassen Jetlag zu kämpfen hatten. In den ersten drei Nächten wollte Noah nachts um 3 Bananen und Eier frühstücken und mit seinen Autos spielen…abends um 23/24 Uhr war Party angesagt…aber auch das legte sich wieder. Jeden Tag duschen und baden soviel die Kids (und ich;-) wollten, einfach mit Freunden telefonieren und sich treffen, in den Supermarkt gehen und einfach alles vorfinden, an der Kasse feststellen, dass ich meist mit mehr als doppelt soviel bezahlen wollen würde als ich muss, Wahnsinn wie günstig Deutschland ist! Toll, auch dieser Verlass auf den guten Geschmack eines Döners, einer Pizza oder dem Angebot der nächsten Pommesbude. Bezahlbar, lecker, vertraut.
Zwei Wochen vor dem geplanten Rückflug, erstellten wir einen ganz genauen Plan was wann wo mit wem…plötzlich hatten wir das Gefühl die Zeit rast uns dahin. Neben den wunderschönen Begegnungen mit all unseren Lieben, galt es auch den Papierkram zu sortieren, die Steuererklärung (hatten wir ja 2016 Elterngeld bezogen und waren damit Einkommensteuererklärungspflichtig) zu fertigen und zu recherchieren, was wir denn wie organisieren müssen, um in Neukaledonien unseren kleinen Mann auf die Welt zu bringen. Denn das war der Plan. Das deutsche Konsulat, Zoll und Immigration wurden kontaktiert und es schien alles möglich zu sein…wie schön…
Eine Woche vor Abflug stand dann Georgs Abschlussbesprechung beim Kardiologen im Kalender, 4 von 5 Untersuchungsergebnisse waren bekannt und zufriedenstellend. Das MRT fehlte noch und zeigte leider nicht so gute Werte. Scheiße. Was heißt das? Der Doc erklärte uns sehr plausibel, dass sie operativ nachbessern müssen. Krass und nu? Die Antwort hatten wir uns schnell gegeben. Voruntersuchung terminieren, OP Termin machen. Das war zunächst das wichtigste neben so einigen anderen organisatorischen Aufgaben: Auslandskrankenversicherungen kündigen, Flüge canceln, Arbeitgeber kontaktieren, den Eigner der Mooringtonne bitten für die nächsten Monate die ZIG ZAG dort im Wasser liegen lassen zu können, Segelfreunde in Neuseeland aktivieren unser Boot winterfest zu machen; Segel abzuschlagen, Segel aus der Reparatur abzuholen und zu bezahlen, das Dingi abzubauen, die Wartung der Rettungsinsel zu stoppen, diese abholen zu lassen und und und. Danke insbesondere liebe Birgit und lieber Andreas von der Muktuk für eure wahnsinnige Hilfe! Die beiden brachten uns sogar 18 kg unseres Hab und Guts aus der ZIG ZAG mit nach Deutschland! Ein paar Kinderklamotten in den nächsten Grössem, Sommerkleidung , Wertgegenstände wie Laptop, versteckte Umschläge mit Dollarnoten, Elli den Esel und Charlie Junior mit Knopf im Ohr und drei Lieblingsbücher der Kleinen. Das war wie Weihnachten und Ostern zugleich:-) Beim Öffnen der Reisetasche sagte ich zu ‚wie das riecht… echt nach Boot‘ und sie fügte hinzu ‚Ja, nach Motor’… recht hatte sie, was ein vertrauter Duft in der Nase!
Wie ging es weiter? 8 Tage später, an einem Freitag, 1 Tag nach unserem eigentlichen Rückflug, kamen die Doktoren aufgrund einer Katheter Untersuchung leider zu dem Ergebnis, das die angedachte Operation nicht zu dem gewünschten Erfolg führen würde. Das Herz hatte bei der Simulation nicht so reagiert wie erhofft. Nicht gut. Gar nicht gut. Nicht änderbar. Status quo. Und nu? Hoffen das Georgs Herz noch lange lange so funktioniert! Die Medikation wurde etwas angepasst und der Rat des Experten: „Leben sie weiterhin vernünftig.“ Was heißt das für unseren Plan? Wir hätten gestern fliegen können. Tun? Die Kündigungen der Versicherungen wieder zurücknehmen? Neuen Flug buchen? Arbeitgeber mitteilen, dass Georg seine Elternzeit doch nicht unterbrechen möchte? Eine weitere Kehrtwende innerhalb von 8 Tagen??? Erste Reaktion: Ja! Dann: Nein! Oder doch?! Eigentlich stand uns doch nun nichts mehr im Wege…doch der Stress der letzten Tage reichte für mindestens 10 Jahre. Wir wollten Ruhe einkehren lassen, allen in unserem Umfeld die Chance geben in unserer Anwesenheit zu verarbeiten was da nun geschehen war. Georg ging und geht es gut, er merkt nichts von der erneuten Vergrößerung der Herzkammer und der damit verbundenen Undichtigkeit der Herzklappe. Drei Tage später, Montag, beschlossen wir zu bleiben, unsere Reise zu unterbrechen und voraussichtlich im Januar wieder zu unseren ‚Zuhause‘ zu fliegen. Mittwoch hatte Georg das Gespräch im Büro und unterzeichnete die Unterbrechung der Elternzeit und konnte sofort wieder anfangen. Das ist nicht selbstverständlich! Wir sind sehr dankbar dafür und bewundern, wie loyal (!) der Arbeitgeber zu Georg als Mitarbeiter ist! So, außerdem gehört dieser Arbeitgeber endlich mal genannt: es handelt sich um die ATOSS Software AG. dem Marktführer für Workforcemanagement und Personaleinsatzplanung. Genug der sehr verdienten Werbung jetzt.
Und weiter?
Wir stornierten den Kranungstermin in der Marina zum Rausholen der ZIG ZAG und klärten die Parksituation unseres Campervans in Auckland. Dieser konnte freundlicherweise bei der Aislado stehen bleiben. Sicher erinnert ihr euch noch an die neuseeländische Familie, die wir in Panama kennenlernten und mit der wir zeitgleich über den Pazifik gesegelt sind…ihr Bootsname: Aislado. Ihr Zuhause: Auckland.

Wir wohnten immer noch bei meinen Eltern. Wir hatten uns doch nur für 6 Wochen angekündigt… Wir erkundigten uns nach einer Kindergartenmöglichkeit in den umliegenden Städten für unsere Kleinen, damit auch sie diese fantastische Luft schnuppern können. Wir hatten Glück. Noah darf nun 2 mal in der Woche ins Mäusenest, eine Art Vorkindergartenspielgruppe ohne Eltern und Mia wird ab Ende August bis Ende Dezember in den Kindergarten gehen. Toll, das das geklappt hat! Ganz schön spannend alles! Ein Thema mit dem wir uns bisher noch so gar nicht auseinandersetzen mussten. Auch geklärt. Wohnsituation? Wir freuen uns, dass es so gut klappt mit meinen Eltern unter einem Dach! Und wir haben uns für diese WG entschieden. Georg arbeitet fleißig und ist viel unterwegs, die Kiddies lieben es immer mal wieder mit Oma, Opa oder Tante Maiki durch die Gärtnerei zu flitzen und ich unterstütze die Familie u.a. durch regelmäßige Beköstigung:-) Ich experimentiere mit dem Thermomix und freue mich in einer Luxusküche alles zu kochen was der deutsche Supermarkt hergibt! Quasi ‚Hand gegen Koje‘ – nur an Land:-)

18. August 2017, ich liege auf der Couch im Ferienhaus von Georgs Eltern in der aktuell verregneten Eifel…Georg ist mit Mia im Bergwerk und Noah macht sein Mittagsschläfchen…
Die letzte Woche haben wir hier Urlaub gemacht. Hier im Mitten der Natur, im Nichts. Schön.
Jetzt sind wir schon 5 Monate in Deutschland. Ich bin kugelrund und verstehe nicht, wo die Zeit geblieben ist. Mia hat ihren 4. Geburtstag und ersten ‚richtigen‘ Kindergeburtstag mit dem Thema Prinzen, Ritter und Prinzessinnen feiern gefeiert. Richtig groß ist sie geworden, ja und manchmal auch richtig zickig…aber das gehört wohl irgendwie dazu. Noah quatscht inzwischen sehr fiel und hat Unmengen Quatsch im Kopf, den er gerne in die Tat umsetzt. Beide freuen sich sehr auf ihr Brüderchen (ausgezählt für den 10.10.) und sind ganz gespannt wie es wohl heißt, aussieht und was es alles kann bzw. nicht kann.
Wir verfolgen über Facebook die ein oder andere Familie, die in den letzten Monaten weitergesegelt sind, leben ein wahrscheinlich fast ganz normales Leben im deutschen Alltag; Papa Georg geht von früh bis spät arbeiten und Mama Irene kümmert sich um Kinder, Küche, Haus und Freizeit-Wochenendplanung. Naja sagen wir mal im deutschen Luxusalltag, denn ich ‚muss‘ gerade nicht arbeiten und dadurch, das wir bei meinen Eltern wohnen muss ich mich auch nicht alleine um Küche, Haus und Kinder kümmern!
Wir wundern uns oft über die vielen Termine im Kalender, obwohl wir ja gar nicht im ‚Hier und Jetzt‘ vorgesehen waren. ‚Jetzt seid ihr hier und wir sehen uns trotzdem so selten’… ja so ist es, seltsam und doch normal…aber es fühlt sich schon toll an zu wissen, das die anderen eigentlich ganz nah sind.
Die Kiddies sehen Omas, Opas, Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins, unsere Freunde und deren Kleinen nicht nur auf Fotos und Videos, hören Geschichten über sie, sondern spielen mit ihnen, erleben sie und lieben sie. Alles ist so selbstverständlich für Mia und Noah. Das ist Glück! Danke liebe Familie und liebe Freunde, dass ihr uns einfach so unerwartet kurzfristig wieder aufgenommen habt und wir direkt wieder Teil eures Lebens sein durften!

Mein Fazit: Es ist alles anders, aber alles gut.
Trotzdem vermisse ich unsere ZIG ZAG und insbesondere unsere intensive Familienzeit. Deshalb gilt: Jetzt das hier und jetzt genießen und sich auch auf Januar freuen, in der Hoffnung, dass wir 5 dann gesund und munter in die Maschine steigen und von dem einen Zuhause zum anderen Zuhause fliegen können.

17. September, Geldern-Walbeck heute ein erneuter Versuch euch ein Update unserer Planänderungen hochzuladen. Inzwischen hat auch Noah schon seinen 2. Geburtstag gefeiert. Was ein schönes Fest! Nach dem wohl einsamsten ersten Geburtstag im letzten Jahr in Kauehi, in den Tuamotus, konnten wir in diesem Jahr mit der ganzen Familie und einigen Freunden feiern. Mia besucht nun seit 3 Wochen die Schneckengruppe im Kindergarten und Noah das Mäusenest. Beide glücklich…wir haben es sogar geschafft unsere Schlafgewohnheiten etwas zu verlagern; früher ins Bett und früher wieder raus und das morgendliche endlose planschen in der Badewanne findet nun nur noch am Wochenende statt. Alles anders – alles gut;-) Ich bin kugelrund und in drei Wochen ist der kleine Mann ausgezählt. Versprochen – Wir werden euch zeitnah informieren, wenn er das Licht der Welt erblickt hat.

2 Replies to “Planänderung”

  1. Wolfgang Rhein says:

    Hallo ZIK ZAK Besatzung! Lese erst jetzt Euren Bericht !! Ich darf nicht neidisch sein, aber ich bin BEGEISTERT von Euch. Was für eine wundebare Welt-für Euch!!
    Nicht viele Worte von mir, aber viel viel Gesudheit für Euch und den Kindern. Viel Erfolg ,und immer eine Handbreit Wasser unter dem KieI und gute Winde!
    Hoffe noch viel Gutes und erfolgreich Neues von Euch zu hören (1.10.17)
    Wolfgang
    ps.: bin kein Comp.freak-aber manchmal doch begeist. über vorhand. Möglichkeiten!!

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