Unsere Zeit im Niemandsland – zwischen den Salomonen und Papua-Neuguinea

Nachdem wir 45 Tage in den Salomonen verbracht hatten, folgten 22 weitere Tage nach dem offiziellen Ausklarieren in Ghizo (Salomonen) auf einigen sehr abgelegenen Inseln der Salomonen und Papua-Neuguineas vor dem korrekten Einklarieren in Kavieng, Papua-Neuguinea. Diese aus- aber noch nicht einklarierte Zeit im Niemandsland wurde damals netterweise ohne weitere Fragen ignoriert oder wissentlich toleriert. Auf den Salomonen betauchten wir einige Meilen von Ghizo entfernt einen japanischen Frachter, die Toamaru 2, 130 m lang und verbrachten noch ein paar sehr entspannte Tage in und nahe der Shortland Islands; Rohae und dem Oema Atoll. Sayo war nach Kanada geflogen und Miya und Chris hatten Unterstützung durch James an Bord.

Die Menschen in unserem letzten salomonischen Dorf ‚Rohae‘ waren uns sehr sympathisch. Sie waren freundlich, interessiert, zeigten uns mit Begeisterung ihr Dorf, brachten uns zu ihrem Dorfchef, teilten Kokosnüsse und Früchte mit uns. Die Kinder kamen weit (ca. 1 Stunde) rausgepaddelt, um uns an unserem Ankerplatz zu besuchen. Wir lagen vor einer sandumsäumten, unbewohnten Kokosnusspalmeninsel. Das Wetter war ruhig genug, dass sie die lange Fahrt auf sich nahmen, sie nahmen Noah und Mia in ihren Kanus mit an den Strand, spielten dort zusammen und wir bespaßten sie damit auch einmal Body- und Kniebording auszuprobieren, bevor sie dann kurz vor der Dunkelheit wieder in Richtung Dorf paddelten. Wir feierten an diesem Abend ‚Halloween light‘ an Bord von FAMILY CIRCUS. Mia verkleidete sich als Lila Spinne, Noah als Fledermaus und wir erzählten uns Geschichten wie wir ‚Zuhause‘ Halloween feiern würden.

Im Oema Atoll gabs einen tollen Strand für die Kinder. Surfen und plantschen vom Strand aus, Platz genug zum Spazieren und es gab tolle Muscheln zu entdecken. Etwas seltsam erschienen uns die Männer, die am Strand ein Feuer entzündeten. In den Salomonen hatten wir uns daran gewöhnt, das Dingi abzuschließen und wenig an Deck rumliegen zu haben. Eingeschlossen haben wir uns hier allerdings auch nirgendswo. Wir beschlossen offensiv mit unserer Skepsis den Herren gegenüber umzugehen. Wir packten ein paar Stücke Bananenkuchen ein und tourten zu ihnen rüber an Land. Sie waren erfreut über den Kuchen und boten uns auch Fisch an, den wir dankbar ablehnten. Abgesehen von einem leichten Lächeln über den Kuchen, blieben sie uns allerdings etwas suspekt. Am gegenüberliegenden Strand waren auch ein paar Männer dabei ihren Fang des Tages zu verarbeiten und nur um noch etwas sicherer zu gehen, besuchten wir sie auch, gaben unseren letzten Bananenkuchen ab. Es stellte sich heraus, dass sie sich zumindest alle irgendwoher kannten; sie kamen alle aus einem Dorf von Bugainville, kamen hieraus zum Fischen und verkauften dann alles auf dem Markt. Nagut, wir fühlten uns nicht 300% sicher aber viel sicher als bevor wir mit ihnen gesprochen hatten. In der Nacht ließen wir unsere Funkgeräte alle an und auf das maximal Volume, nur um ggf. mitzukriegen, wenn bei den anderen was nicht stimmte. Chris und James verteilten außerdem einige Heftzwecken auf dem Deck. Ob die Sorge nun berechtigt war oder nicht: es ist alles gut gegangen.

Am 3.11. verließen wir das Oema Atoll und machten uns entlang Bugainville. Über Bugainville hatten wir nicht unbedingt die besten und unkriminellsten Geschichten gehört (standen sie doch kurz vor einem Referendum, dass über ihre politische Unabhängigkeit entscheiden sollte). Daher genossen wir nur den Anblick der bergigen Küste, der Wolken über den Bergen und des zu erahnenden Vulkans auf der Insel, hielten aber nicht. Wir konzentrierten uns auf unser erstes Ziel in Papua-Neuguinea: Nissan Island.

Wir geben euch hier mal einen Gesamtüberblick unserer besuchten Ziele, denn insbesondere von den ersten Eindrücken in Papua-Neuguinea hatten wir euch ja bereits berichtet.  

Zeitlicher Rückblick von den Salomonen nach Papua-Neuguinea, Oktober bis Dezember 2019

28.10. Ausklariert in Ghizo, Salomonen

30.10.- 3.11. Shortland Islands; Rohae und Oema; Salomonen

3.11.- 10.11.Überfahrt nach und in Nissan Island, Pinepel Island, Papua-Neuguinea

Siehe auch: 30.11. Unterwegs in Papua-Neuguinea, Teil 1. JETZT auch mit Fotos!

Ausführungen in diesem Bericht:

12.- 15.11. Feni Island/Ambittle Island

15.- 18.11. Boang, close to Tanga Island

19.- 25.11. Kavieng

25.- 29.11. Kung Island

30.11.- 04.12. Hermite Island

04.- 08.12. Heina Atoll

Siehe auch: 6. Dezember: Happy Nikolaus! Papua-Neuguinea, Teil 2 JETZT auch mit Fotos!

08.- 14.12. Niningo Atoll, Pihun

16.12. Vanimo

Papua-Neuguinea

07.-12.11. Nissan & Pinepel Island

Wir hatten wirklich reizende, erste Eindrücken von den liebevollen und freundlichen Menschen in Nissan Island (siehe Unterwegs in Papua Neuguinea, Teil 1). Wir ankerten in der nordöstlichen Ecke in dem Ort neben Sigon Mission; wir wurden herzlichst begrüßt, durch ihr Dorf geführt und wir probierten mit großem Entsetzen über den Geschmack einer Betelnuss. Wir lernten u.a. Bora und Marget, die wohl dorfältesten Damen, kennen, die ganz traditionell oben ohne mit einem Tuch um die Hüften und einem kleinen Bündel Kräuter und Blumen als Glücksbringer um den Hals bekleidet waren. Ihr Lächeln breit, ihre Zähne rotschwarz von den vielen gekauten Betelnüssen in ihrem Leben. Junge, alte Männer und Frauen trugen kleine verwelkte Bündel Pflanzen an einer Kordel um den Hals, an Taschen oder am Hosenbund als Glücksbringer, nach ein paar Tagen, machten sie sich dann neue Modelle. Interessant waren die stabilen, meist überdurchschnittlich großen, geflochtenen Männerhandtaschen, in denen sie meist ein Messer, Betelnüsse, Betelpfeffer (ein grünes Bohnenartiges Gewächs) und Lime (Kalkstein) transportierten. Sie kauten zunächst die Nuss, dippten dann die Bohne (die keine Bohne ist) ins Lime Pulver (im Feuer pulverisierte Koralle) und kauten darauf fröhlich rum, nicht zu vergessen immer wieder wird gespuckt, daher gab es überall rote Rotze auf dem Boden. Ein Minaturexemplar einer solchen Handtasche wurde mir am zweiten Morgen zum Ankerplatz rausgepaddelt. Ich bedankte mich mit einem Shirt und einer Boxershorts. Die Jungs waren glücklich und ich fühlte mich geehrt, dass sie mir ihre höchsteigene Tasche überließen. Ein paar Kinder brachten uns Auberginen, Kürbisblätter und Island Cabbage und wir tauschten die Lebensmittel gegen Buntstifte, Schulhefte, Kleidung, Zucker oder Kaffee. Nach zwei Tagen wechselten wir den Ankerplatz innerhalb der großen Lagune und zogen in die Nähe des Passes. Dort schnorchelten wir dann bei ganz schöner Welle und Strömung am Drop Off; nicht besonders entspannt, aber dennoch beeindruckend, insbesondere die drei recht gut ausgewachsenen Riffhaie, die wir entdeckten. James teilte mir erst nachher mit, dass er eigentlich noch nie im offenen Meer geschnorchelt hatte und das dies sein erster Hai war, den er zu Gesicht bekommen hatte. Verrückt, dass mich das überraschte. Verrückt, dass Schnorcheln für uns üblicher als Fahrradfahren oder Joggen ist und ich in den letzten Monaten mehr Haie als Kühe oder Pferde gesehen habe. Für die Kids war es ‚draußen‘ eindeutig zu schaukelig zum Schnorcheln und sie blieben mit Georg im Dingi, doch am Ankerplatz sprangen sie auch ins angenehm kühle Nass und schnorchelten etwas durch unseren Garten.

Am 10.11. verlassen wir Nissan Island und hopsen rüber nach Pinepel Island. Ein paar junge Erwachsene in einem Kanu begrüßten uns freudestrahlend mit ein paar soeben geernteten frischen Trinknüssen und am nächsten Morgen kamen ein paar freundliche Fischer längsseits und fragten, ob wir ihren gefangenen 2m langen Hai haben wollten. Nein, danke, armer Hai. Etwas später kommt John rüber gepaddelt und fragt nach Zigaretten oder Tabak. Mia und Noah machen deutlich, dass sie gerne an den Strand wollen. Unser Dingi ist noch nicht im Wasser und John bietet an sie doch schon mit rüber nehmen zu können. Ich wollte kurz darauf kommen, Noah dauerte das wohl zu lange und so kam er mit John noch einmal vorbei gepaddelt, um nach seiner Maske und seinem Schnorchel zu fragen. Und so fuhren sie wieder mit diesem und einer Dose voller Bananenkuchen zurück zum Strand. Ich hatte versucht Lino schlafen zu legen, vergeblich. So schwamm ich dann kurze Zeit mit Lino rüber zum Strand zum platschen und spielen mit den Einheimischen. Dort trafen wir dann auch die Schwester von John; beide waren super glücklich mit unseren Blondies, selber hatten sie noch keine Kinder. Wir plauderten etwas über das Leben und das Reisen und irgendwann schwamm ich und John paddelte unsere Kinder wieder zurück zur ZIG ZAG. John bat um das Rezept des Bananenkuchens und ich schrieb es ihm auf und schenkte ihm eine Dose Backpulver; Mehl, Eier, Kokosnussöl und Kokosnussmilch (anstelle von Kuhmilch) hatten sie selbst im Dorf. Da im Rezept immer die Rede von einem Becher als Maßeinheit ist, schenkte Noah ihm außerdem noch einen gelben IKEA Plastik Becher. Eine kurze, aber sehr nette Begegnung.

12.11. – 15.11. Ambitle Island, Balangkolem

Nach dem Frühstück verließen wir Pinepel Island ohne das hiesige Dorf besucht zu haben, wir hatten den Anblick der ruhigen und schönen Lagune genossen und waren erfüllt mit der Begegnung mit John, seiner Schwester und den Kids, die bei ihnen waren. Wir wollten gerne nach Ambitle Island. Wir hatten von sehr liebevollen Menschen und heißen Quellen dort gelesen. Es war nicht ganz deutlich, wo die Anchorage war, doch wir suchten uns einen für uns logischen Ort aus. Nach einer 30 Seemeilen langen Überfahrt erreichten wir unser Ziel. Wir fanden liebevolle Menschen, doch die heißen Quellen wären auf der anderen Seite der Insel zu finden. Wir ankerten vor Balangkolem, was übersetzt nichts anders heißt als Beschneidung und in PNG als Schimpfwort galt. Es war bereits später Nachmittag doch Christin kam gleich mit ihrem Kanu rübergepaddelt, strahlte uns mit ihren roten Zähnen an und bat uns doch noch an Land zu kommen. Noah sprang gleich in seine Rettungsweste und weg war er…paddelnder Weise mit Christin zum Land. Wir ließen unser Dingi ins Wasser, hoben den Motor hinunter und folgten ihnen. An Land begrüßten uns viele Kinder und Patricia; Christins Mutter bat uns doch auf ihren Bambussitzflächen vor ihren Hütten Platz zu nehmen. Uns erwartete ein Bild, das wir so noch nicht gesehen hatten. Zum Einen: alle kauten Betelnuss und zwar wirklich ALLE; groß und klein. Wir sind uns sicher, dass es den 6-jährigen nicht gut bekommt und sagten, dass das Hirn sich ja mindestens bis 16 noch entwickeln könnte und dass dieses Wachstum durch die Betelnuss doch sicherlich beeinträchtigt würde. Wir wurden belächelt, „was sollten sie denn anderes machen“, sie sehen ja das alle Großen kauen und rotzen. Nunja…andere Länder, andere Sitten… Zum Anderen: Noch nie hatten wir solche Hautbilder gesehen; schuppig, offen, mit ringförmigen Mustern versehen, vernarbt und wirklich grässliche nicht abgedeckte offene, teilweise schlimm vereiterte Wunden, die zusehends von Fliegen besucht wurden. Trotz all dieser erschreckenden Eindrücke fühlten wir uns wohl. Die Menschen waren interessiert und herzlich. Wir freuten uns, Kleidung und Nützliches für sie am nächsten Tag zusammenzustellen. Zurück an Bord, es war schon dunkel, besuchten uns Alex und Samuel, 2 von 9 Kindern einer Familie im Dorf und brachten uns eine große Schüssel voller kleiner grüner Paprika und Auberginen, sowie ein paar Chili.  Samuel hatte ein so wunderbares Strahlen im Gesicht, seine Haut sah allerdings alles andere als gesund aus und er bat um Seife oder Creme gegen den Juckreiz. Wir dachten an Krätze, doch in den Gesprächen und später in der Stadt lernten wir, dass insbesondere der Ringwurm und Gilles sehr verbreitete Hautkrankheiten sind, die die Dörfler, insbesondere aufgrund mangelnder Hygiene nicht in den Griff bekamen. Sie müssten alle ihre Kleidung, Betttücher täglich wechseln und kochen, sich mit einer speziellen Seife waschen und Tabletten nehmen. Wir hofften uns nicht anzustecken und versuchten ihnen zumindest die Grundlagen des Körper-, Handwaschens und der Wundversorgung bzw. Abdeckung zu vermitteln. Pflaster und Verband hatten sie nicht, wir reinigten stundenlang Wunden, versorgten sie teilweise mit Antibiotika Salbe und deckten die Wunden mit Pflaster oder Verband ab. Wir gaben ihnen unsere besten Verbände und erklärten ihnen wie sie sie auskochen und wiederverwenden können und machten immer wieder deutlich die Wunden quasi egal mit was abzudecken, Hauptsache abdecken und vor den Fliegen und weiteren Infektionen schützen. Eines Morgens kam Petra mit ihrem Kanu vorbei und brachte uns Paprika und Chili, gemeinsam mit Noah paddelte sie zu sich nach Hause und gemeinsam wollten sie noch ein paar Bananen ausfindig machen. Ihr Onkel Sebastian hatte Noah zu seiner großen Freude außerdem noch ein paar Spiel Holzmacheten geschnitzt. Er selber hatte sich im Garten eine ziemliche Schnittverletzung mit seiner Machete am Fuß zugezogen. Auch diese Wunde versorgten wir nach bestem Wissen und Gewissen und brachten seinen beiden Neugeborenen Zwillingen jeweils ein Set Stoffwindeln mit. Liebe Karin, lieber Peter wir haben eure Stoffwindeln alle in den Dörfern in Papua-Neuguinea gelassen, dort werden sie voraussichtlich noch viele weitere Generationen gebraucht werden. Auch Alexa und Jugin bekommen jeweils ein Set Stoffwindeln und als Dankeschön bekommen wir am Morgen unserer Abfahrt am 14.November frisch gefangenen und in Kokosnussmilch gekochten Fisch ans Schiff gerudert. Großartig Fisch zum Frühstück, langsam integrieren wir mehr und mehr der lokalen Gepflogenheiten in unseren Tagesplan. Mit einem Lächeln denken wir zurück an die gemeinsamen Gespräche mit Chris Illim, Patricia Tokas, ihren Kindern und Nachbarn, an Spaziergänge, die vielen glücklichen Augen, wenn wir ein passendes Kleidungsstück, Seifen, Spielzeuge und Stoffwindeln verschenkten, daran wie die Jungs mit ihren Kanus in der Brandung surften und Mia und Noah insbesondere mit Alfrieda strahlend Bodysurften und im Wasser spielten. Liebste Alfrieda ich hoffe, du behältst dein wundervolles Strahlen und deine Familie kann dir helfen keine Hautkrankheit zu besiegen. So ein hübsches Mädchen, überzeugt euch selbst und schaut euch ihre Fotos an. Wirklich herzlich als Vater Chris und sein ältester Sohn Glen noch ein letztes Mal zu uns rausgepaddelt kamen als wir ankerauf gingen. Menschen, die unser Herz berührten und an die wir uns immer gern zurück erinnern werden.

14.- 18.11. Boang

Am frühen Abend des 14. erreichten wir die Sunkiln Bay (weisser Flecken Strand) in Boang. Der Anker war gerade unten, da wurden wir von Morris und seinem Freund begrüßt. Er meinte Linus; sein Vater und Chief, wartet am Strand, um uns im Dorf Willkommen zu heißen. Eigentlich wollten wir heute nicht auch noch das Dingi ins Wasser lassen und an Land, aber da konnten wir nicht anders. Ok rein mit dem Dingi für ein kurzes Hallo. Uns erwarteten viele und zwar wirklich viele freudestrahlende Kinder am Strand. Es waren ein paar Gartenstühle für uns aufgestellt und gegenüber saß Linus, er hatte ein paar warme Worte für uns und betonte, dass wir die erste Yacht mit Kindern wären, die in seiner Bucht halt macht. In den nächsten Tagen lernten wir insbesondere auch seinen Sohn Humphry und Frau Wegina mit ihren fünf Kindern kennen; Denmark, Rondia, Carlex… unsere Kinder spielten, plantschten ruderten mit den Locals, während Georg mit Hilfe von Linus, Humphry und Denmark versuchte unser in den Salomonen erworbenes Kanu abzudichten. Humphry verstand einiges von der Holzbearbeitung, das kam unserem Kanu definitiv zu Gute. Leider habe ich eines Abends mein Handy verloren…zu nah am Wasser…da ließ es sein Leben. Eines der Kinder fand es am Strand und gab es mir zurück, doch da war leider nichts mehr zu machen. Das letzte Backup war glücklicherweise nur ein paar Wochen her. Es war WE und sobald wir an Land waren, wurden wir umzingelt von Kindern. Wir spielten Plumpssack, I’m singing in the rain, wir kreierten einen Fruit Mix Song und sie leerten uns die London bridge. Wir verteilten weiter viele Klamotten und Spielzeuge. Auch hier gab es einige nicht so viele wie zuvor in Ambittle aber immer noch zu viele erschreckende Hautbilder. Wir machten eine Dingi Tour entlang der Küste und dann gab es eine Farewell Aktion. Dass ganze Dorf war versammelt, einer der Jungen hatte seinen Papagei mitgebracht und jeder von uns durfte ihn mal halten. Wegina; ihr Englisch war mit Abstand das Beste, sie war Grundschullehrerin hier im Dorf, hatte eine kleine Abschiedsrede vorbereitet und wir wurden mit einem riesen Korb voller Süßkartoffeln beschenkt. Später als wir mit ein paar Frauen zusammensaßen fragte sie mich, ob ich den Song ‚Time to say goodbye‘ kennen würde. Ich sang ihr meine Version vor, da lächelte sie und begann ihre Version; eine eher religiöse Form allerdings speziell für Seefahrer. Ich war gerührt wie sie vor mir saß, mir tief in die Augen schaute und uns in ihrem Gesang alles Gute auf den Ozeanen wünschte. Die Frauen waren wahnsinnig interessiert an dem ‚Warum‘ unseres Reisens und Segelns, an das Leben in Deutschland und dank Weginas Sprachkenntnisse konnten sie ihre Fragen stellen und meine Antworten in ihre Sprache übersetzt bekommen. Mit großen Augen und teilweise mit entsetztem Kopfschütteln versuchten sie sich den schnellen Lebensrhythmus in Deutschland/ Europa vorzustellen; Häuser aus Stein, schnelle Autos, Züge, Kindergarten, Schulpflicht und ein mindestens 8stündiger Arbeitsalltag, Supermärkte und verpacktes Fleisch; sie konnten kaum glauben, dass ich noch nie ein Hühnchen gerupft und ausgenommen hatte.

Es war wieder einmal dunkel, bevor wir uns endlich ausreichend verabschiedet hatten. Linus Mutter war eine der ältesten Frauen hier im Dorf und ähnlich wie zuvor in Nissan Island trug sie oben ohne und ein Tuch um die Hüften. Sie konnte kaum Englisch, doch als sie beim Verabschieden sagte ‚Dress for me‘, konnten wir nicht anders als noch einmal zur ZIG ZAG fahren, um etwas passendes für sie zu finden. Rita war ca. 80 Jahre, ganz klein, schmal und zierlich und sie und auch ich strahlte als wir ihr ein für sie perfektes Lady Dress über den wackeligen Körper streiften. Sie war ganz stolz und alle um sie herum jubelten vor Begeisterung. Das blau stand ihr hervorragend, das Kleid hatte große für sie gut händelbare Knöpfe, wobei ich glaube, dass sie es eh eher bis zum Bauchnabel auflassen wird…wie auch immer jetzt war es wirklich Zeit zu gehen, denn am nächsten Morgen wollten wir früh in Richtung Kavieng aufbrechen.

Das Dingi hatten wir bereits auf dem Vorschiff verzurrt als wir feststellten, dass wir unseren zweiten Anker verloren hatten. Wir hatten ihn aufgrund des wahnsinnig schaukeligen Ankerplatzes gesetzt. Das Dorf war wirklich nett, doch es stand ein gruseliger Schwell in die Bucht und so waren die Nächste extrem unangenehm. Ich wollte unseren Anker aber nicht aufgeben und schnorchelte unseren Schwingradius ab. Die Sicht war gut und ich hatte ihn relativ schnell gefunden. Da Georg länger und tiefer tauchen kann als ich, kam er dann ins Wasser und befestigte ein Seil am Anker, womit wir das gute Stück wieder auf die ZIG ZAG hievten. Was war ich froh, dass ich einen Blick gewagt hatte und ihn schnell gefunden hatte. Nach zwei Tagen auf dem Wasser, wir segelten komplett an New Ireland vorbei erreichten wir am Nachmittag des 19.Novembers Kavieng.

19.-25.11. Kavieng

Wir hatten uns in Nissan Island am 9.11. von FAMILY CIRCUS getrennt. Sie fuhren nach Rabaul, um dort Nono, Chris‘ Vater an Bord zu nehmen. Sayo würde am 21.11. wieder in Kavieng dazustoßen und wir dachten sie hier nun sicherlich anzutreffen. Fehlanzeige. Doch zu unserer großen Überraschung erkannten wir schon aus der Entfernung die Umrisse von Parotia. Philip hatten wir bereits seit Australien nicht mehr gesehen. Er war damals früher gestartet und aufgrund unserer langen Zeit in Vanuatu hatten wir ihn vorher noch nicht wieder eingeholt. Wir freuten uns sehr und tauschten uns gleich über Erfahrenes und weitere Pläne aus. Außerdem ankerte ein Katamaran in der Bucht mit KINDERN. Jippieeee! Das war unsere erste Begegnung mit TOC; Vanja, Graham mit Lara (10 Jahre) und Jake (7 Jahre) aus Australien. Wer hätte damals gedacht, dass wir uns für weitere 4 Monate quasi nicht von der Seite wichen. Sie hatten FAMILY CIRCUS bereits in Kokopoo kennengelernt und meinten, sie wären auch auf dem Weg. Großartig, am Abend waren sie da und wir fühlten uns wieder vereint. Großartig war auch das Chris und Sayo endlich Philip persönlich kennenlernen konnten. Wir hatten ihnen immer von ihm erzählt und seine Tipps und empfohlenen Stopps mit ihnen geteilt. Es hieß immer ‚Philip said…‘ und da war er und sie konnten sich von seiner Existenz überzeugen.

Wir machten uns am nächsten Tag zunächst auf in Richtung Biosecurity und Zoll, denn wir waren ja noch gar nicht einklariert. Gehört und gelesen hatten wir, dass auch mehrere Wochen und Monate im Niemandsland toleriert wurden, doch was ist wenn sie doch fragen, wo wir denn seit Ghizo Ende Oktober waren…taten sie aber nicht. Alles gut. Außer dass wir zunächst niemanden im Büro für Zoll und Einwanderungsbehörde antrafen und wir noch einen Tag vertröstet wurden, war alles in Ordnung und wir konnten problemlos einklarieren. Es gab zwei recht gut ausgestattet und große Supermärkte (Johnsonirgendwas) in der Stadt, einen Metzger (Deli) und eine 1A Apotheke in der wir uns mit ein paar Mittelchen gegen die unterschiedlichsten Hautkrankheiten ausstatteten. Nach 4 Proviantierungs- und teilweise leider auch heftigen Regentagen, waren wir bereit die Zivilisation wieder zu verlassen. Allerdings war unsere Wäsche immer noch nicht fertig, denn auch sie mussten sie draußen trocknen und das war in diesen Tagen sehr müßig. Leider so sehr, dass wir einen großen Teil der ‚fertigen‘ Wäsche noch im Boot ausbreiten und aufhängen mussten.

Wir lagen vor Anker vor dem Nusa Resort und hatten von einem lohnenswerten Buffet gehört, dass wir gemeinsam mit TOC und Philip ausprobierten und genossen. Außerdem traf es sich ganz gut, dort einmal vorbei zu schauen, um Adolf; der in der Bar arbeitete von seinem Onkel Chris von Ambitle Island die versprochenen schönen Grüße zu bestellen. Wir fanden ihn, irgendwie interessant zu wissen, wo er aufgewachsen ist und wie er nun ganz cool und seriös hier im Resort arbeitet.

25.- 29.11. Kung Island

Am 25.11. fuhren wir gemeinsam mit FAMILY CIRCUS und TOC (Philip werden wir später wieder treffen, er blieb zunächst noch in Kavieng) nach Kung Island, wo wir am frühen Abend ankamen. Wir waren froh raus zu sein aus der Stadt und der Anker war gerade unten, da kam Francis in seinem Kanu vorbei und wollte uns Ohrringe und Ketten anpreisen. Wir waren wohl sehr überzeugend, als wir ihm sagten, dass wir sie uns gerne am nächsten Morgen anschauen wollen, aber heute einfach zu müde waren. Er war sehr freundlich und verständnisvoll und fuhr wieder an Land. Wir hatten eine fast unspektakuläre Überfahrt, außer dass wir einen riesen Baumstamm an der Angel hatten. Naja zunächst freuten wir uns auf einen leckeren Fisch, dann dachten wir scheiße der ist echt groß und dann checkten wir die Lage genauer und stellten fest, dass der Haken sich in einem herumtreibenden Baumstamm verfangen hatte. ‚Maschine stopp – Köder retten‘ eh wir uns versahen hing die Angelschnur im Windgenerator…wie genau das passiert ist?!?! Immerhin hingen wir nicht mehr im Baum und die Schnur hatte sich nicht in ZIG ZAGs Propeller aufgewickelt und wir hatten ein Programm für den nächsten Morgen: Windgeneratormast senken, enttüddeln, hoffen, dass der Windgenerator nicht gelitten hat und bei der Gelegenheit baute Georg eine Außenbeleuchtung an den Mast, wenn wir nun also im Dunkeln nach Hause kommen oder Besuch bekommen, können wir per kleinem Klick eine super Lampe einschalten, die den hinteren Bereich den Cockpits und die Badeplattform beleuchtet. Außerdem besuchte uns an diesem Morgen Francis und ich tauschte ein paar Kleidungsstücke gegen eine einmalig schöne Nautilushalskette. Diesmal hatte er auch seinen kleinen hübschen Sohn dabei; ein tolles Strahlen hatte er in seinem Gesicht. Ich war gespannt darauf seine Mutter Tracy kennenzulernen. Die Kids spielten heute bei TOC an Bord bzw. hinter ihrem Boot im Wasser; sie haben eine riesen Wassermatte zum Ausrollen, die für großen Spaß sorgte. Ich nutzte die Zeit als fast alle mal vom Schiff waren, die Weihnachtssachen zum Vorschein zu holen. Denn schon bald sollte das Engelchen den Adventskalender das erste Mal bestücken. Georg war nach seiner Lampenaktion völlig k.o. und fühlte sich schlapp und krank. Ich hatte das Glück mit FAMILY CIRCUS ein nahegelegenes Wrack zu betauchen. Unten am Meeresboden entdeckte ich etwas goldig glänzen und ich beschloss diese Muschel mit aufzutauchen. Als ich sie später dann aus der BCD Tasche holen wollte, musste ich leider feststellen, dass diese Tasche ein Loch hatte und die Muschel ihren Weg runter zum Meeresboden wohl alleine wiedergefunden hatte. Dumm gelaufen.

Zurück an Bord kam auch Beverly rüber gepaddelt und ich kaufte und tauschte ihr eine ganz lange Muschelkette ab; gemacht aus Shellmoney. So nennten sie die kleinen mit einer Zange zugeschnittenen, durchlöcherten und glatt geschliffenen einzelnen Bestandteile der Kette. Chris und Nono machen an diesem Nachmittag noch einen weiteren Tauchgang am Wrack und als sie wieder da waren, bat mich Sayo mal rüber zu kommen. Das war wirklich unglaublich. Chris war beim ersten Tauchgang nicht dabei und wusste nichts von dem verlorenen Schatz, hatte aber genau diesen ebenfalls aufgetaucht. Da beschlossen wir Francis und Tracy am nächsten Morgen zu bitten daraus, wenn möglich drei Kettenanhänger für Vanja, Sayo und mich zu machen. Die nächste Nacht war seit langem die Zweite ohne Regen, super – einfach mal wieder alle Fenster offen zu lassen nachts. Die Regenzeit aus den Salomonen hatten wir wirklich bis hierher mitgeschleppt. Ständig mussten wir anfänglichen Schimmel wegputzen, das war ganz schön nervig, einmal durch, da konnten wir wieder vorne bei den Wänden und Decken anfangen. Doch vielleicht war dies ja nun der Anfang trockenerer Zeiten.

Wir machten sie an Land noch ganz schön fleißig. Wir sagten ihnen ihre Ketten wären so schön, dass wir gerne bereit wären noch weitere zu erwerben, wenn sie noch welche fertigen könnten. Wir schauten ihnen zu, machten noch einen Spaziergang bis zum Resort, um dort unsere viel zu großen Banknoten (die wir normalerweise in der Stadt immer in kleinere umtauschen, bevor wir zu den Inseldörfern aufbrechen) gegen kleinere Scheinchen zu tauschen. Wir hatten Glück und konnten so noch ein paar Ketten und Ohrringe erwerben. Gerührt war ich sehr als Tracy mir ihre wirklich unfassbar schöne, ganz eigene Kette schenkte. Ich fand sie sehr schön und hatte es auch einige Male erwähnt, sicherlich nicht mit dem Gedanken, diese zu bekommen eher ihr zu sagen, vielleicht kannst du so eine noch machen. Das war echt ein cooles Geschenk, ich freute mich sehr und war sehr glücklich ihr und ihrer Mutter einige tolle Kleider geschenkt zu haben. Ich hoffe, sie nutzt das verdiente Geld um einen Augenarzt zu besuchen beziehungsweise die notwendige Behandlung zu bezahlen. Ihrer Sicht war einseitig vernebelt und ihr Auge war sehr empfindlich und tränte ständig. Sie hatte allerdings Angst. Ich versuchte ihr Mut zuzureden, in der Hoffnung die hiesigen Ärzte können ihr wirklich helfen. Wenn ihr jemals nach Kung Island kommt, fragt bitte nach Tracy und berichtet mir, wie es ihren Augen geht…Am 29.11. verließen wir Kung Island in Richtung Hermiete Islands.

30.11.-04.12. Hermite Island

Nach einer Nacht und einem Tage auf dem Wasser erreichten wir die erste Anchorage in Hermiete Islands; kurz vor der Dämmerung schafften wir es durch den Pass und wir ließen auch gleich dahinter im ruhigen Wasser den Anker auf Grund und freuten uns auf eine unschaukelige Nacht mit viel Schlaf. Unser Unterwasserschiff brauchte dringend mal eine Rasur und ich war gerade im Mood am nächsten Morgen: Rein in die Flossen, Maske auf und losgeschrubbt; mit einer großen Handbürste entlang der Wasserlinie. Ich war noch im Wasser als Campell seinem Kanu vorbei kam und uns in den Hermiete Islands begrüßte. Er lud uns ein ‚sein‘ Dorf zu besuchen; eigentlich das seines Sohnes. Campell selber kam aus dem Niningo Atoll, doch sein Sohn hatte seine Frau und einen Sohn hier auf den Inseln. Leider war sein Sohn vor ein paar Wochen hier beim Fischen verunglückt, er war geschnorchelt und man vermutetet, dass er sich bei der Jagd auf einen Fisch eingeklemmt hat und letztendlich ertrunken ist. Tragische Geschichte. Wir beschlossen trotz der wirklich netten Einladung von Campell gleich zur Manta Pass Anchorage weiterzufahren ohne vorher das Dorf zu besuchen.

Es waren bereits zwei weitere Boote vor Anker: Philip und ein anderer ausgewanderter Deutscher mit einem deutschen Jungen als Crew. Ganz schön großes Ankerfeld für so ein einsames Fleckchen Erde bzw. Wasser. Wir ankerten quasi direkt an der Putzstation der Mantas. Wir konnten von ZIG ZAG gleich hinschwimmen. Am frühen Morgen und dann am Nachmittag gegen 16/17 Uhr kamen 3 riesen Manta Rochen hergeflogen und ruhten über bzw. in der Nähe eines großen Steines und wurden von vielen anderen kleinen Fischen geputzt. Sehr cool war, dass Lino den Manta durch sein Fenster im Schwimmufo hervorragend von oben beobachten konnte und so lernte er sehr schnell ein neues Wort: Manta Manta – big Manta! An diesem Tag schwamm ich auch mit Lino rüber zu Bob, der mit seiner Frau Evelyn und teilweise noch mit seinen fast Erwachsenen Kindern direkt an der Anchorage wohnte. Sie hatten ein paar Ananas, Bananen sowie Eier in einem halb kaputten Plastikeimer in Sand, die sie gerne gegen Shampoo, Seife und Shirts tauschen wollten bzw. hatten Menschen aus dem Dorf die Sachen zu ihnen gebracht mit der Bitte sie mit uns gegen bestimmte Sachen zu tauschen. Ich stellte ein paar Sachen zusammen und freute mich Evelyn, die eine durchaus große, stabile Frau ist, ein paar lange Hosen zu schenken. Bob war irgendwie sehr speziell. Er kassierte auf eine nicht allzu freundliche Art für das Schnorcheln mit den Mantas. Es war letztlich eine kleine Summe, doch wie er diese einforderte war alles andere als nett. Er sagte einmal bezahlen und dann so oft schnorcheln wie wir wollen und dann kam er am zweiten Tag und wollte nochmal kassieren!?! Das haben wir aber nicht mitgemacht. Er hat für sich oder die Gemeinde die tollsten Gästebücher, die ich auf unserer Reise je gesehen habe. Ganz tolle Einträge, Gemälde, liebe Worte, entweder hatte er ein paar schlechte Tage oder ihm sind die Anzahl der besuchenden Yachten zu Kopfe gestiegen, denn vor zwei Jahren noch kassierte laut unterschiedlicher Foren noch niemand Geld für das Naturschauspiel.

Georg, Chris und Graham gingen am Abend mit dem Neffen von Bob auf erfolgreiche Lobster Jagd.

Am nächsten Morgen war Noah schon um 05:45 Uhr wach. Ich setzte mich möglichst leise mit ihm ins Cockpit, um die anderen noch schlafen zu lassen. Da sahen wir in Richtung Pass viele Mantaflossen aus dem Wasser ragen. Kurzentschlossen hüpften wir in unsere Schwimmklamotten, holten unsere Masken und Flossen und mit Schwimmhilfe für Noah schwammen wir den Flossen entgegen. Die Sicht war etwas trüb, so dass wir auch immer wieder über Wasser schauten, wo die Tierchen denn wohl gerade unterwegs waren. Schnorchel in die Schnuten und plötzlich fing Noah durch denselben an zu schreien und klammerte sich an mich; ein Manta kam genau auf unserer Höhe auf uns zu geschwommen. Sein Maul war weit geöffnet. Eindeutig am Futtern der Große. Gut das wir wussten, dass wir nicht auf dem Speiseplan von Mantas zu finden sind. Kurz vor einer möglichen Kollision bog er ab, da sahen wir das ihm nicht nur einer sondern auch ein zweiter, dritter, vierter und fünfter folgte. Sie nutzen eindeutig die Strömung im Pass um zu futtern; Maul auf und einfach durchschwimmen durch die Leckereien. Tolles Schauspiel und so nah. Da vergaß ich doch tatsächlich den ca. 3m langen Riffhai, den ich gerade eben entdeckt hatte. Wir folgten den Mantas, sahen bis zu 7 von ihnen gleichzeitig um uns herum durch das Wasser schweben und waren schwer beeindruckt. So sehr, dass wir gar nicht mitbekommen hatten, dass die Strömung uns ganz schön von den ankernden Booten weggepustet hatte. Da mussten wir ordentlich schwimmen und es war ein anständiger Flossenschlag gefragt, um wieder zurück zu kommen. Schließlich wusste keiner wo wir waren und ich bin mir nicht sicher, dass Georg und uns vor 7 Uhr am Morgen schnorchelnder Weise im Pass vermuten würde. Doch wir schafften es! Was für ein Ausflug, der Name Manta Pass war auf jeden Fall mehr als treffend.   

Zurück an Bord bereiteten sich alle vor, um die Mantas an der Putzstation zu besuchen. Wir empfahlen ihnen auch einen Blick in den Pass und auch ich ging, diesmal allerding per Dingi mit Georg und Mia noch einmal rüber. Hai, Schildkröte und Mantas – was ein abenteuerliches Morgenprogramm. An der Putzstation sahen wir bis zu 6 Mantas. Abgesehen von Bob ein absolut großartiger Halt hier in den Hermiete Islands. Am Abend trafen wir uns zum Potluck an Bord von TOC. Am nächsten Morgen hüpften wir noch einmal zu den Mantas ins Wasser. Noah und auch ich hatten seit einiger Zeit bräunliche Verfärbungen, Flecken auf der Haut und trotz unterschiedlicher Cremes verschwanden sie nicht. Wir hatten gehört, dass es gegenüber auf der Insel aufgrund einer großen Schule eine Krankenstation gab, wir wollten die Chance nutzen und besuchten den Doc. Dieser mähte gerade die Wiese und warf einen Blick auf Noahs Flecken. Er hatte das so noch nicht gesehen und meinte das wäre sicherlich nur von der Sonne, wir sollten uns keine Sorgen machen. Najaaa dann versuchten wir das mal…es dauerte noch einige Wochen, doch tatsächlich irgendwann waren alle unsere Verfärbungen wieder verschwunden.

04.-08.12. Heina Atoll

FAMILY CIRCUS und TOC waren bereits ein paar Stunden vor uns aufgebrochen und befanden sich schon im Atoll als wir uns der Einfahrt näherten. Sie teilten uns per Funk mit, das Michael, ein Local, uns durch den recht schmalen Pass helfen wird. Das tat er erfolgreich und wir bedankten uns herzlich. Er meinte er hätte große Schmerzen am Oberschenkel und könnte gerade deshalb nicht gut laufen, aber er wolle noch heute für uns eine Kokosnusskrabbe oder einen Lobster fangen. Wir schauten uns die Wunde an. Alles rundherum war rot, geschwollen und die Wunde deutlich entzündet. Wir boten ihm an sie zu reinigen und zu versorgen. Er hatte echte Schmerzen. Spannenderweise stellte sich im Laufe der Wundversorgung raus, dass es sich um eine Bisswunde seiner Frau handelte…es war wohl eine fliegende Machete im Spiel und alle konnten froh sein, dass es nur eine Bisswunde zu versorgen galt. Wir gaben ihm Antibiotika, Schmerzmittel und boten ihm an die Wunde in den nächsten Tagen immer zu reinigen. Um 07:00 Uhr am nächsten Morgen war er wieder da. Anschließend fing er uns einen Lobster und am Strand stellte er uns auch seine Frau, seine Kinder und seine Freunde vor. Schwer beeindruckt waren wir davon wir schon die Kleinen professionellst die Kokosnusskrabbenbeinchen knackten. Etwas sehr gewöhnungsbedürftig war der Anblick, wie sie mit Genuss den Mageninhalt der Kokosnusskrabben, der aussah wie weiche Spaghetti in Currysoße, auf schlürften. Außerdem wurden wir von Serena und Sylvia besucht, die uns einen ganzen Eimer voller frisch gefangener Fische übergeben und uns zum Essen bei ihnen auf der anderen Seite des Atolls einlanden wollten. Wir konnten sie auf den späten Nachmittag vertrösten, da wir ja bereits Michael versprochen hatten an Land vorbei zu schauen. An Land bereiteten sie ihre Kanus für ein Rennen vor uns wir durften alle mal mitfahren. Ich muss ehrlich sagen, dass war eines meiner Aktivitäten Highlights seit langer langer Zeit; eine unvergesslich schöne Erfahrung mit diesen selbstgebauten Segelkanus durchs türkise Wasser zu racen!

Am Nachmittag lernten wir dann Serenas Vater; Lemki, seine Frau Matha, Cousine Sylvia, Freund Aju, Schwester Dorina, Freundin Mevelin mit ihrem reizenden Mann Stanley, Sohn Nixon, sowie Gilbert; unser Race Captain und noch einige andere kennen. Familie Philip und Freunde wurden definitiv zu unseren Lieblingsmenschen in Papua-Neuguinea. Eine großartige und so herzliche Familie. Matha und Lemki haben insgesamt 6 Kinder von denen wir immerhin 4 kennenlernen durften: Phil, Serena, Dorina, Sahuhine, Katea. Lorena und Skeeter lebten auf einem anderen Inselchen.

Lemki begrüßte uns an seinem Strand, Noah, der bereits vorher mit einem der Kanus rübergesegelt war, rannte uns freudestrahlend entgegen und zeigte uns eine kleine gehäkelte Tasche, die er geschenkt bekommen hatte. Noah liebt das Abenteuer und wenn wir ihm das Signal geben, es ist ok mit jemandem zu gehen, macht er es, entdeckt und genießt. Sie hatten wirklich für uns alle gekocht, so köstlich und liebevoll! Wir wollten uns gern revanchieren und verabredeten uns für in ein paar Tage. Am nächsten Tag feierten wir nur unter uns Seglern Nikolaus an Bord der ZIG ZAG siehe auch Happy Nikolaus! Papua-Neuguinea, Teil 2. Für unser Date mit den Philips ankerten wir um und aus dem geplanten 3 Gänge Menu von Boot zu Boot wandernd, entschieden wir uns doch alle gemeinsam bei ihnen an der großen Tafel an Land zu essen. Die Kids konnten über das Gelände rasen, mit den Küken spielen, Eier suchen, die die Hühner überall versteckt hatten und wir genossen den Austausch und das herrliche Essen. Kokosnusskrabbe an gleich drei Tagen hintereinander – was ein Fest. Familie Lemki, eigentlich niemand hier im Heina Atoll lebte hier ständig. Alle kamen aus dem Niningo Atoll hierrüber gesegelt, kümmerten sich um die Hühner, fingen ein paar Kokosnusskrabben und kümmerten sich um die Gärten und segelten nach ein paar Tagen wieder zurück. Matha und Lemki hatten ein wunderschönes Gelände mit liebevoll angelegten Wegen und alles war sehr gepflegt, während Michael und seine Familie eher in einer offenen Hütte campten. Unser nächstes Ziel sollte Mal Island im Niningo Atoll sein. Wir hatten von sehr netten Menschen, dort gehört. Doch wir beschlossen, die hier anwesenden Pihon People nach Hause zu segeln und verteilten sie einen Tag später auf TOC, FAMILY CIRCUS und ZIG ZAG. Auch einige Bananen, geernteter und getrocknetes Sago nahmen wir mit, doch ansonsten hielt sich das Gepäck im Rahmen. Wir nahmen Matha und Sylvia mit. Matha war etwas müde vom Segeln und schlief lange Zeit, während Sylvia und Mia malten und plauderten. Und als wir dann einmal in Pihon waren, cancelten wir Mal Island komplett. Es konnte kein Dorf geben, in dem wir uns wohler fühlen konnten. Alle waren freundlich, Matha kochte einen Schildkröten Eintopf für uns, der ehrlich gesagt recht köstlich war, die Kids hatten einen super Strand und nette Kinder zum Spielen, die Insel war überschaulich groß zum Spazieren. Uns wurden ein paar vor einer Woche der Wildniss entzogenenen COUSCOUS vorgestellt, wir wurden um Rat gebeten bei einer Diabetes Patientin gebeten (ihr Zustand überstieg allerdings unseren Mitteln und wir spendierten wenigstens Benzin, um in Mal Island dringend notwendiges Verbandmaterial und Schmerztabletten zu holen) wir spendierten großzügige Preise und es wurde ein großes Kanu Rennen für mehrere Klassen organisiert, wir wurden zu einem Schulfest eingeladen, spielten Volleyball und und und. Rückblickend betrachtet, kommt mir unser Aufenthalt in Pihon länger vor als er tatsächlich war. Denn nach 3 Tagen machten wir uns planmäßig auf nach Vanimo.

16.12. Vanimo

Unser letzter Halt in Papua Neuguinea. Wir wollten morgens ankommen und wenn irgendwie möglich vor der Dunkelheit den Hafen wieder verlassen. Es kursierten zu viele kriminelle Geschichten um diesen Ort. Doch es war ein notwendiger Stopp; wir brauchten Diesel, mussten in der Indonesischen Botschaft ein Visum beantragen und aus Papua-Neuguinea ausklarieren. Es wirkt immer noch unfassbar, dass wir das tatsächlich alles in der kurzen Zeit hinbekommen haben. Insbesondere, weil wir an der Pforte der Botschaft von einem sehr penetranten Security abgewiesen wurden, da der Zuständige beamte heute nicht im Hause wäre. Das ließen wir uns aber nicht gefallen und stiegen ihm fast durch die Gitterstäbe, seines verriegelten Stahltores. Wir sagten, dann hätten wir gerne einen offiziellen Brief, dass wir kein Visum beantragen konnten…und irgendwann wurden wir eingelassen. Scheinbar war der richtige Ansprechpartner wirklich nicht da und der aktuelle Stromausfall machte eine Visumserteilung nicht realisticher. Mit Engelszungen redeten wir (TOC; FAMILY CIRCUS, PAROTIA und ZIG ZAG auf die Beamten ein; wir müssten noch heute weitersegeln zum Einen, weil das Wetter es will und zum Anderen, weil wir uns nicht sicher fühlen würden hier in Vanimo. Wir wurden verstanden, doch zusichern konnte uns niemand nichts. Wir konnten alle notwendigen Dokumente dort lassen, checkten mit den Herren, ob auch alles vollständig war und versprachen die Pässe gleich nach dem Ausklarieren für die Visa Erteilung vorbei zu bringen. Als wir dies dann Stunden später machen wollten, wollte dieser Security Typ uns schon wieder nicht rein lassen. Wir sollten morgen wiederkommen. ER hatte den Ernst der Lage scheinbar immer noch nicht verstanden und WOLLTE dies auch nicht. Wir setzten uns über ihn hinweg, als ein Bauarbeiter durch das Tor musste, wir baten um ein wenig Schatten und dann als weiter nichts passierte, schellten wir nach einem der Beamten. Wieder ein anderer, aber ein noch verständnisvollerer und unsere Hoffnung stieg. Der Zuständige käme eventuell erst heute Abend, aber er würde alles dafür tun, die notwendigen Unterschriften noch zu bekommen. Wir waren gespannt.

Der andere Teil der Crews hatte inzwischen unsere Boote mit Diesel versorgt, eingekauft und ausgecheckt hatten wir auch und wir warteten gespannt. Eigentlich hatten wir schon nicht mehr dran geglaubt, ich whatsappte Derry noch einmal an und in dem Moment klingelte das Telefon. Derry. Er fragte, ob wir am Strand das blinkende Auto sehen würden, er hätte unsere Pässe dabei. Verrückt, dabei hatten wir uns gerade darüber unterhalten, wie wir denn wohl sicher zur Botschaft und zurück kommen könnten in der Dunkelheit. Abgefahren. Sayo kramte eine große Tafel feinster Schokolade raus als kleines Dankeschön und wir fuhren mit dem Dingi an Land. Es waren viele Menschen am dunklen Strand, sie kamen uns nicht ganz Geheuer vor und so waren wir ganz froh als wir mit Pässen wieder an den Booten ankamen. Wir konnten also tatsächlich weiter…heute…jetzt. Wir hatten gerade eine Nachtfahrt von Pihon nach hier, einen anstrengenden Orga-Tag hier in Vanimo hinter uns und wir hofften auf 3 weitere Nachtfahren bis nach Biak, denn schon bald war Weihnachten…

Etwas unwohl war uns bei dem Gedanken, das Philip noch allein zurückblieb. Er peilte von hier zunächst Palau an und wir hofften auf ein Wiedersehen in Indonesien. Er versprach gut auf sich aufzupassen und wir hofften beim nächsten Internetempfang nur Gutes von ihm zu lesen.

Papua-Neuguinea, insbesondere die Menschlichkeit hier hatte uns, insbesondere nach den Salomonen, sehr gut gefallen. Dort gab es auch vereinzelt sehr nette Begegnungen, aber eben eher vereinzelnd. Die Herzlichkeit, das Interesse und die Gastfreundlichkeit in PNG nehmen wir in unserem Herzen mit. Ein wenig wehmütig denken wir zurück an die vielen üblen Hautkrankheiten und das verbunden Leid der Menschen mit diesen, an die vielen Wunden die wir versorgten, die Ratschläge die wir gaben und an die Ohnmacht einfach nicht wirklich helfen zu können. Der Lebensstil hier in PNG wirkte etwas ärmer als in den meisten Gegenden in den Salomonen, vielleicht eher vergleichbar mit dem der Nivans in Vanuatu, doch es gab mehr Häuser aus Stein und gefühlt mehr genutzter Transfer zwischen den Inseln, ein größerer Zugang zur Konsumwelt. Wir denken gerne zurück an unser morgendliches Willkommen in Nissan Island, an unsere Begegnungen mit den Menschen von Balangkolem und Boang, an die Herstellung der Shellmoney Ketten in Kung Island, an die abgefahrenen Mantas in den Hermietes und ganz besonders an die liebevollen Menschen im Heina- und Niningo Atoll. Wir sind froh, dass wir uns für diese östliche aber durchaus längere Route entschieden haben und die abgelegenen Inseln von PNG entdecken durften. 

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