Ein letzter Rückblick auf die andere Seite des Pazifiks:

23.Mai: Schwere Wolken hingen über der Skyline von Panama, hinter uns das Ankerfeld von La Playita. An Steuerbord riesen Dampfer auf dem Weg zum Kanal. Er lag hinter uns und mit ihm Panama inklusive aller Organisation, Reparaturen und Installationen. Was war das eine vielseitige, spannende und teure Zeit. Aber sie lag hinter uns und der Wassermacher funktionierte! Irre das wir nun aus Salzwasser, reinem Ozeanwasser unser eigenes Brauch- und Trinkwasser machen konnten!
Ein paar Tage chillen, erkunden und noch ein bisschen vorbereiten auf den Las Perlas und dann sollte es über den wirklich großen Teich gehen. Die erste Nacht ankerten wir vor Pacheca; einer Vogelinsel, wie man sogar nachts unschwer am Duft erkennen konnte. Es war der erstmöglichste Ankerplatz auf den Las Perlas, der letztmöglichste, den wir vor Dunkelheit noch erreichen konnten. Kein anderes Boot war zu sehen, dafür aber 1000 Vögel die über der Insel kreisten, auf den Felsen oder am Strand hockten. Nicht die Insel mit dem schönen weißen Strand, den wir erreichen wollten, aber auch schön und das wichtigste: wir waren los. Wir hatten den Absprung geschafft, beschlossen, dass alles notwendige erledigt ist; proviantiert, informiert, vorbereitet, nochmal mit Zuhause kommuniziert und ausklariert. Die Großstadt lag achteraus. Der Ausreisestempel gestempelt und das Ausreisepapier, die sogenannte ‚Zarpe‘ mit dem Ziel Marquesas – Französisch Polynesien ausgestellt. Verrückt, wann wir da wohl ankommen? Nach Tagesanbruch und einem leckeren Frühstück in der Einsamkeit segelten wir weiter nach Chapera. Dort war er, der schöne weiße Strand. Vor ihm ankerte bereits die Lulu. Angelika und Ernst lagen im Schatten an Strand und kurze Zeit später gesellten wir uns dazu. Wir entdeckten tolle Muscheln und wunderschöne grüne Steine, genossen das Planschen im schönen Wasser und Noah krabbelte den Krebsen und Wellen hinterher. Aufgrund der meterhohen Tide, an die wir uns hier im Pazifik erst einmal gewöhnen mussten, war der Strand bei Hochwasser quasi nicht da. Bei ablaufenden Wasser entstanden kleine Steinpools, so gab es immer was neues zu entdecken. Außerdem hatte jemand zwei ganz coole Schaukeln gebaut. So baumelte Groß und Klein hin und her. Langsam fuhren wir runter. Da lagen wirklich krasse Wochen hinter uns. Vor einem Jahr kaufte ich die Angebotsregale bei Real, Netto, Edeka und Rewe leer und nun hatten wir den Atlantik bereits besegelt. Zeit mal kurz inne zu halten. An diesem Ort zwischen Mogo Mogo und Chapera hätten wir länger bleiben sollen. Erholungstechnisch war es für uns der schönste Platz in den Las Perlas! Doch der Entdeckungsdrang war so groß und die Beschreibung anderer Ankerplätze auch so nett, dass wir weiterfuhren. Hinterher weiß man immer mehr…
Next stop:
Bayoneta. Schöne Inselchen, spannende Einfahrt aufgrund von ziemlich viel Riff drum herum, doch der Strand war leider nicht ansatzweise so schön wie der letzte. Drum ging’s am nächsten Tag mit Lulu und Aislado, die Panama inzwischen auch verlassen hatte auf zur Isla del Rey zum Örtchen San Miguel. Wir landeten bewaffnet mit zwei 20 l Dieselkanister dort an. Wurden empfangen von einer freundlichen Kinderschar, die während unserer Inselbegehung immer immer größer wurde. Sie waren ganz neugierig, wo wir herkamen, wollten die Kanister tragen, führten uns von Dieselmöglichkeit zu Dieselmöglichkeit, ca. 2 Stunden und als wir gerade akzeptieren wollten, hier keinen Diesel bunkern zu können, gab es direkt am Strand, an dem wir angelandet waren in einem kleinen Häuschen einen Mann, der uns beide Kanister füllte:-) Doch auf der Suche nach Diesel, waren wir einmal quer durch den Ort, über unterschiedlichste Trampelpfade, entlang des Bäckers und eines kleinen Minimarktes, zu manch einer Türschwelle geführt worden. Nicht effektiv, aber abenteuerlich. Als wir den Strand wieder erreichten, war unser Dingi ganz schön tief im Wasser. Es lag vor Anker und wenn die Lulu nicht später gekommen wäre und unser Dingi nicht abgeholt hätte, hätte Georg es doch tatsächlich schwimmenderweise näher ranholen müssen. Hätte hätte hätte. Wie gesagt, an die recht starke Tide mussten wir uns noch gewöhnen.
Für die Nacht ankerten wir etwas weiter draußen, zu viel Respekt vor den Mücken, die wohl größten Feinde auf unserer Reise, denn man weiß ja nie, was die Mücke gerade in sich trägt. Unser nächster Ankerplatz hinter der Isla Cañas war sehr ruhig und geschützt inmitten von ein paar größeren grünen Inselchen, doch leider wieder kein toller Strand und nix los. Die anderen beiden Boote waren schon vorgefahren und als wir ihnen Stunden später in den Ort folgen wollten, kamen sie uns schon wieder entgegen. Das mitgebrachte Strandbierchen wurde zum Dingibierchen und wir ließen uns ’ne Weile treiben. Die Aislado lud spontan zum BBQ an Bord ein und so genossen wir die kulinarische BBQ Vielfalt der Lulu, der Aislado und der ZIG ZAG. Am nächsten Tag segelten wir weiter zum Rio Cacique, dort wollten wir eine Dingitour machen. Ein Tiefschlag am Abend. Ich hole eine Backmischung raus und muss leider feststellen, dass unser Mehrkornbrot von kleinem Krabbelvieh besiedelt wurde. Scheiße. Das wünscht man niemandem. Aber ich hatte euch schon mal davon berichtet, richtig?! Ich bin mir ziemlich sicher…vom Mehl trichtern und dem Abfüllen in 1,5 l Flaschen?! Die natürlich vorab getrocknet sein müssen und anschließend zusätzlich mit einem Tape über dem Drehverschluss versiegelt wurden. Ein Teil des Mehls haben wir jedenfalls retten können und von ein paar Kilo haben wir uns getrennt. Das war der Abend vor der Dingitour, grrrr…übrigens hätte man das Mehl wohl auch einfrieren können, das tötet die Viecher auch. Doch raus sind sie dann noch nicht und wir haben kein Eisfach, stand also nicht zur Debatte.
Der Rio Cacique war eine tolle Ablenkung am nächsten Tag. Mit drei Dingis tourten wir bei auflaufendem Wasser und der damit einhergehenden Strömung den Fluss hinauf. Er war recht breit und die Ufer üppig bewachsen. Hier und da ein spannender Vogel und irgendwann kam man nur noch zu Fuß weiter. Große umgefallene Bäume versperrten den Weg. Ein paar Äffchen stiegen aus, balancierten und kletterten los. Der Rest der Besatzung staunte und fotografierte. Dann fuhren wir schon zu unserem letzten Ziel auf den Las Perlas: La Esmeralda. Ein hübscher, bunter Ort am Hang gebaut. Mit Angelika von der Lulu machten Mia, Noah und ich mich auf den letzten Müll zu entsorgen, vielleicht noch einen Minimarkt zu finden, evt. ein letztes Mal Netz zu finden, um nochmal Wetterdaten runterzuladen und „Tschüss“ zu sagen, bevor wir die Segel setzten. Wir betraten das Örtchen und waren gleich wieder umringt von Kindern. Mia kamen sie allerdings alle ein wenig zu nah, so dass Angelika so nett war und sie auf ihren Arm rettete. An einer Hausecke wurden hinter Gittern ein paar Eier, Sahne in Dose, Waschmittel und noch ein paar Konserven verkauft. Eier nahm ich gerne nochmal welche mit, da in unserem panamesischen Eiern echt de Wurm drin war; so viele schlechte Eier hatten wir noch nie:-( ganz schön stinkige Angelegenheit. Für den Internetzugang liefen wir ca. 20 min auf einen Berg. Ja, mit allen Kiddies! Oben angekommen gab es ein paar zusammen gezimmerte Stühle, Tische und Bänke. Für mich wirkte es wie eine Outdoor Schule, Angelika dachte an eine Kirche, doch die aufgerubbelten Prepaidkarten sprachen eindeutig dafür: hier muss es Netz geben. Ein Freiluft Internetcafé. Heute leider ohne Internet und ohne Kaffee. Wir richteten unsere Handys in alle Richtungen, doch wir bekamen kein Netz. Also machten wir uns wieder auf den Rückweg. Per Funk baten wir um ein Taxi und unser Dingi kam vorgefahren. Wetterdaten holten wir uns dann über die Satelitentelefonverbindung und alle bereiteten ihr Schiffe für die große Überfahrt vor. Die Lulu fuhr zunächst nach Ecuador und wollte von dort aus die Marquesas anlaufen. Die Aislado und wir steuerten die Marquesas so direkt an wie es der Wind es uns ermöglichte. Am 31. Mai verließen wir die Las Perlas. Nett waren sie, aber kein absolutes Highlight. Der Strand von Chapera/ Mogo Mogo war super und ruhige Ankerbuchten gab es einige. Die Ortsbegehungen in San Miguel und Esmeralda waren ganz nett, doch ansonsten würden wir behaupten, ein kurzer Stopp reicht aus und dann reicht es die Inselchen beim Vorbeifahren zu betrachten. Vielleicht waren wir aber auch einfach viiiiel zu verwöhnt von der Schönheit der San Blas Inseln und unsere Erwartungen an die Perleninseln waren etwas zu hoch. Auf jeden Fall konnten wir nach Panama City einmal aufatmen und uns seelisch auf die Pazifiküberquerung vorbereiten. Nun lagen 3800 Seemeilen vor uns. 30, 40, 50 Tage wir waren gespannt wie viele Sonnenunter- und aufgänge wir auf dem Wasser erleben würden. Letztendlich waren es 32 Tage und wir erreichten die Südsee.

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